9.3 Zum Licht der Welt werden... - Mutter des Friedens - Hak Ja Han Moon - Memoiren

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- Kapitel 9 - Das Reich Gottes in unserer Mitte -



9-3

Zum Licht der Welt werden  durch ein treues Herz für den Himmel


Von Zeit zu Zeit besuche ich den Berg Balwang in Pyeongchang, Gang-wondo. Am Fuße dieses fast 1.500 Meter hohen Berges liegt das bekannte Yongpyeong-Resort, ein Erholungsort, den unsere Mitglieder entwickelt haben. Es ist einer der Orte, an dem das beliebte koreanische Drama Wintersonate verfilmt wurde. Auf dem Gipfel dieses Berges findet man einen ungewöhnlichen Baum. Ich gab ihm den Namen „Mutter-und-Kind-Baum“.

Es handelt sich eigentlich um zwei Bäume von verschiedenen Arten, die zu einem Baum zusammengewachsen sind. Ein hunderte Jahre alter chinesischer Kirschapfelbaum ist die Mutter und ein Vogelbeerbaum, der in ihm herangewachsen ist, ist das Kind. Auf diese Weise hat sich der „Mutter-und-Kind-Baum“ entwickelt; sie sind voneinander abhängig und gedeihen zusammen.

Vielleicht war es so: Als der Kirschapfelbaum alt und hohl wurde, ließ ein Vogel den Samen eines Vogelbeerbaumes hineinfallen und ein neuer Baum wuchs daraus hervor. Der Kirschapfelbaum nahm den Vogelbeerbaum auf und nährte ihn, als wäre er sein Kind. Mit der Zeit schlug der Vogelbeerbaum tiefe Wurzeln, bis er schließlich den Kirschapfelbaum stützen konnte, so, als ob er sich um seine Mutter kümmern würde. Am gleichen Platz blühen nun beide Bäume und tragen ihre Früchte.

Es sind zwar nur Bäume, aber sie können als ein Beispiel für kindliche Liebe dienen. Sie zeigen uns etwas von dem, was ich hyojeong nenne, die edle Liebe, die Fürsorge und das tiefe Herz von Eltern und Kind.

Die meisten Koreaner schütteln verwundert den Kopf, wenn sie zum ersten Mal den Begriff hyojeong hören. Er mag vertraut klingen, aber er ist nicht leicht zu definieren. Sie fragen sich: Bezieht er sich auf ein Gefühl im Herzen oder auf die tatsächliche Lebenspraxis? Das koreanische Wort hyo bedeutet auch, effektiv sein. Deshalb denken einige, dies sei gemeint.

Der von mir geprägte Begriff hyojeong beinhaltet, dass man sein ganzes Herz investiert, und deshalb ist „effektiv sein“ nicht ganz falsch. Allerdings hat der Begriff hyojeong, so wie ich ihn verwende, eine sehr viel tiefere und umfassendere Bedeutung. Hyo ist ein Begriff, der einst im Fernen Osten weit verbreitet war. Auf Deutsch könnten wir ihn als „kindliche Pflicht“ bezeichnen. Das Wort „Pflicht“ reicht jedoch nicht aus. Hyo bedeutet eine Pflicht, die durch Liebe motiviert ist, eine Pflicht, die nicht obligatorisch, sondern freiwillig ist und die dem eigenen Leben seine tiefste Bedeutung verleiht. Dazu gehört natürlich auch, seine Eltern aufrichtig zu ehren und sie wirklich zu lieben. Hyo ist eine schöne koreanische Tradition und ist auch die Grundlage des Lebens. Es ist traurig zu sehen, dass das Konzept des hyo langsam in der Gesellschaft verschwindet.

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Wenn ich das Wort hyojeong höre, denke ich an meinen ältesten Sohn Hyo-jin und meinen zweiten Sohn Heung-jin, die besondere Plätze in meinem Herzen einnehmen. Beide sind bereits in die Geistige Welt hinübergegangen; Heung-jin ging zuerst. Obwohl er noch ein Teenager war, stand er mutig an vorderster Front, um seinen Vater zu beschützen. Heung-jin erklärte immer: „Ich werde Vater beschützen.”

Ende 1983, auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges, sprachen mein Mann und ich auf großen Kundgebungen zum Sieg über den Kommunismus in Südkorea. Wir wussten, dass kommunistische Sympathisanten entschlossen waren, uns zu stoppen. Die letzte Kundgebung fand in Gwangju statt, dem Zentrum der linken Bewegung in Südkorea. Als mein Mann gerade auf die Bühne gehen wollte, um seine Rede zu halten, bemerkte ich, dass seine Krawattennadel verschwunden war. „Was ist mit ihr passiert?“, dachte ich und war verwundert. „Wohin ist sie verschwunden?“

Wenige Augenblicke später, während mein Mann auf der Bühne stand und seine Rede hielt, hatte Heung-jin auf der anderen Seite des Pazifischen Ozeans in der Nähe von New York einen Autounfall. Er fuhr auf einer zweispurigen Straße, als ein entgegenkommender Sattelschlepper wegen Glatteis auf seine Fahrspur rutschte. Heung-jin wich nach rechts aus, konnte aber einen Frontalzusammenstoß nicht verhindern. Er lenkte den Wagen so, dass ihn der direkte Aufprall auf der Fahrerseite traf, was seinem Freund auf dem Beifahrersitz das Leben rettete.

Später erfuhren wir, dass an diesem Tag Agenten in Korea versucht hatten, meinen Mann zu töten. Sie waren in den Zuschauerbereich in Gwangju eingedrungen und versuchten, die Bühne zu erreichen. Sie schafften es aber nicht durch die dicht gedrängte Menge und konnten daher ihren Plan nicht ausführen. Satan hatte es auf Vater Moon abgesehen. Doch als dieser böse Plan durchkreuzt wurde, nahm Satan stattdessen den Sohn als Opfer. Indem er sich an Stelle seines Vaters opferte, hielt Heung-jin das Versprechen, das er gegeben hatte: „Ich werde Vater beschützen.“

Als Heung-jin geboren wurde, öffnete er drei Tage lang nicht die Augen, weshalb ich mir große Sorgen um ihn machte. Am Ende seines kurzen Lebens starb er als ein Sohn, der seinen Eltern die größte kindliche Hingabe erwies. Diese tiefe kindliche Hingabe ist in die Herzen unserer Mitglieder eingraviert.

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Unser ältester Sohn Hyo-jin liebte die Musik. Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass der Einfluss Hyo-jins ein Hauptgrund dafür ist, dass sich viele junge Menschen in der Vereinigungsbewegung heute der Musik widmen. Als der ältere Bruder, der er war, sagte er immer: „Ich bin der treue Sohn.“ Sein Herz schien oft traurig zu sein, wenn er mich ansah, denn ich hatte kein so einfaches Leben wie die Mütter einiger seiner Freunde. Er tröstete mich immer, indem er mit lauter Stimme sagte: „Mama! Wenn ich groß bin, werde ich alles für dich tun!“

Nachdem wir Anfang der 1970er Jahre mit unserer Familie nach Amerika gezogen waren, sahen wir, dass viele Amerikaner Asiaten nicht respektierten. Mein Mann und ich ignorierten damals diese Haltung, aber sie schmerzte Hyo-jin tief im Herzen. Es gab sowohl Menschen, die uns auslachten, als auch solche, die mit uns sympathisierten. Hyo-jin sah das alles. Er wusste, dass Kommunisten seinen Vater bedrohten, und obwohl er damals erst 12 Jahre alt war, sagte er entschlossen: „Ich werde diese Leute bekämpfen, um meinen Vater zu beschützen.“

Nach und nach wurde ihm klar, dass viel Zeit erforderlich ist, bis Nationen eine neue Lehre akzeptieren. Deshalb überlegte er immer wieder: „Gibt es nicht eine Möglichkeit, alle auf einmal zu versammeln und allen gemeinsam die Botschaft zu übermitteln?“ Eines Tages schlug er sich energisch auf seine Knie und rief: „Das ist die Lösung!“ Er hatte seine Antwort gefunden: Rockmusik. Er beschloss, die Herzen der jungen Menschen durch Musik zu bewegen und sie auf diese Weise zur Lehre des Göttlichen Prinzips zu führen.

Neben der Leitung unserer Campus-Aktivitäten gegen den Kommunismus schuf Hyo-jin eine Jugendmusikkultur in unserer Bewegung, die auch über ein professionelles Aufnahmestudio im New Yorker Manhattan Center verfügte. Einmal machte er Gott ein Versprechen, innerhalb von drei Jahren 10.000 Lieder zu komponieren und aufzunehmen. Niemand kann mit einer Band 10 Lieder an einem Tag schreiben und aufnehmen, aber er tat es in den drei Jahren jeden Tag. Hyo-jin vergaß sich selbst und konzentrierte sich Tag und Nacht auf das Komponieren von Liedern. Er war überzeugt, dass dies das Herz der kindlichen Treue ausdrückte, die seine Eltern glücklich machte, und dass es seine Mission sei, dies für die Welt zu tun. Von seinen vielen Liedern lieben die Menschen Let It Blow mit dem folgenden Text am meisten: „Ich muss die Person finden, die ich nach dem Willen Gottes sein soll. Mein Herz pocht wie das Geräusch eines Zuges, der um deinetwillen fährt.“

Immer mehr Menschen wurden von Hyo-jins Liedern berührt und die Zahl der Mitglieder wuchs. Hyo-jin vertiefte sich Tag und Nacht in das Schreiben von Liedern, leitete seine Musiker an, machte Aufnahmen, hatte Aufführungen und sprach jeden Sonntag um 6.00 Uhr morgens im Belvedere-Seminarzentrum zu den Mitgliedern. 2007 gab er ein Konzert im Olympiastadion von Seoul und unternahm anschließend eine Konzerttournee in Japan. Dies waren seine letzten Auftritte. Im Jahr 2008 verstarb er plötzlich aufgrund einer schweren Erschöpfung, die sich durch seine Auftritte und das endlose Schreiben von Liedern immer mehr verstärkt hatte.

Hyo-jins Musik war explosiv; durch sie drückte er seine leidenschaftliche kindliche Hingabe – sein hyojeong! – für seine Mutter und seinen Vater aus. Um Hyo-jin zu ehren und seinen Geist zu erben, veranstalten wir jeden Herbst in Verbindung mit der Kosmischen Seonghwa-Feier zum Gedenken an Vater Moon ein Hyojeong-Fest. Unsere Mitglieder sind immer dankbar für sein Herz, das Menschen durch Musik und Medien zu Gott führt.

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Ein treuer Sohn überlegt, was er für seine Eltern tun kann, und setzt es mutig um. Ein treues Kind hat den Geist des Dienens und ist überall willkommen. Ein solches Kind erfüllt immer Gottes Hoffnungen. Darum ist der Geist des hyojeong großartig; er sucht danach, anderen und nicht sich selbst zu dienen.

Am vierten Jahrestag von Vater Moons Heimgang, im August 2016, wandelte ich nach drei Jahren der Trauer den Charakter des Gedenkens von einer traurigen Versammlung in ein Fest um, das neue Hoffnung vermittelt und den Frieden feiert, und pflanzte den Samen von hyojeong in der Welt. Ich gab der Feier das Motto: „Durch ein treues Herz dem Himmel gegenüber zu einem Licht in der Welt werden.“ Unser Cheongpyeong-Komplex wurde zu einem Garten der Freude, über den sich das strahlende Licht der Liebe ergoss.

Zum einen wandelten wir auf den Spuren der Wahren Eltern, zum anderen erfreuten wir uns an vielfältigen kulturellen Darbietungen. An einem Tag veranstalteten wir unter dem Motto „Essen ist Liebe“ ein „Fest des Teilens der Lieblingsgerichte der Wahren Eltern“. Wir füllten einen riesigen Kessel mit dem Durchmesser eines großen Esszimmertisches mit Reis und anderen köstlichen Zutaten, benutzten Spatel so groß wie Ruder, um alles zu vermischen, und bereiteten Bibimbap zu, um die 20.000 Menschen im Peace World Center zu verköstigen. Es war wie ein Festmahl, das alle Völker der Welt als eine Familie um einen Tisch versammelte.

Diese Gedenkveranstaltung umfasste auch noch andere Programme: Vorträge, Seminare, Treffen von leitenden Persönlichkeiten, die Befreiung und Segnung von Vorfahren und vieles mehr, sowohl in Korea als auch in anderen Ländern. Das alles dauerte über einen Monat lang. Auf diese Weise errichtete unsere globale Familie gemeinsam eine spirituelle Grundlage für unseren zukünftigen Weg.

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Ich erinnere mich ganz genau an das Versprechen, das ich am Tag des Ablebens meines Mannes gegeben habe: „Ich werde unsere Kirche in dem Geist und der Wahrheit wiederbeleben, die wir in den frühen Tagen hatten.“ Dieses Versprechen habe ich gehalten. Die kindliche Treue unserer Söhne Hyo-jin und Heung-jin lebt in meinem Herzen weiter, zusammen mit dem Geist meines geliebten Mannes. Wenn wir allen Menschen die kindliche Ergebenheit vermitteln und alle zum Wohl der anderen leben und füreinander sorgen, wird dies das Himmelreich sein. Kindliche Hingabe ist sowohl eine herausragende praktische Tugend als auch eine ewige Säule des Lebens. Wir müssen sie praktizieren, solange unsere Eltern am Leben sind. Nachdem sie gegangen sind, wird es zu spät sein, ganz gleich, wie viel wir für sie opfern möchten. Wir müssen verstehen, wie kostbar dieser Moment ist, und stolz darauf sein.



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