8.2 Eine Blume namens Opfer - Mutter des Friedens - Hak Ja Han Moon - Memoiren

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- Kapitel 8 - Die Familie ist die wichtigste Institution der Welt -



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Eine Blume namens Opfer


Es war im Jahr 1961. In unserer Kirche standen Brautpaare in Erwartung ihrer Ehesegnung feierlich nebeneinander, jede Braut mit einem Blumenstrauß in der Hand. Draußen vor dem Tor versammelten sich jedoch aufgebrachte Eltern und durch die Fenster drang der Lärm von lauten Stimmen: „Ich bin absolut gegen diese Hochzeit! Hört sofort damit auf! Wie um alles in der Welt könnt ihr denken, dass dies eine echte Hochzeit ist?“ In ihrer Empörung wiegelten sie sich gegenseitig auf. „Dieser Herr Moon nahm mir meine Tochter weg, um sie auf so eine Art zu verheiraten! Niemals werde ich meine Einwilligung dafür geben – lasst sie sofort heraus!“ Jemand warf sogar Kohlenasche über das Tor und beschmutzte damit das Hochzeitskleid einer schönen Braut.

Als die Vereinigungsbewegung ihre erste große Hochzeitszeremonie durchführte, lehnten viele Menschen in ganz Korea diese vehement ab. Eltern, die gegen die Hochzeit waren, machten die Umgebung unserer Kirche, in der die Neuvermählten hätten beglückwünscht werden sollen, zu einem Ort des Tumults. Mir fehlen die Worte, um zu beschreiben, wie heftig wir damals angegriffen und verleumdet wurden. Doch wir überwanden den Schmerz und gingen auf unsere Gegner zu. Seit über einem halben Jahrhundert führen wir nunmehr Ehesegnungszeremonien durch und haben dabei hunderttausende von Paaren aus allen Ethnien, Nationen und Religionen auf der ganzen Welt in der Ehe gesegnet. Dies ist ein Zeugnis dafür, dass die Segnungszeremonie eine Manifestation von Gottes Liebe und Wahrheit ist.

Die von den Wahren Eltern durchgeführte Ehesegnungszeremonie ist ein Sakrament, das seine Wurzeln in aufrichtiger Hingabe hat. Es ist eine Zeremonie der wahren Liebe und wahre Liebe beinhaltet Opfer. Ein Dichter sagte einmal: „Liebe ist der Schmerz, mich selbst aufzugeben.“ Wir können wahre Liebe niemals verwirklichen, ohne uns selbst aufzuopfern. Der Mann ist für die Frau geboren und die Frau für den Mann. Wir sollten uns auf natürliche Weise und mit Freude für unseren geliebten Partner oder die geliebte Partnerin aufopfern. Dies wird nirgendwo so deutlich wie in den interkulturellen Ehen der Vereinigungsbewegung.

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„Du hast an einer renommierten Universität studiert und hast einen guten Arbeitsplatz. Denk bitte darüber nach – die Person, die deine Ehepartnerin werden soll, hat eine andere Hautfarbe und ihre Familie lebt auf der anderen Seite der Welt. Willst du das wirklich durchziehen?“ Wenn sie mit einer solchen Frage konfrontiert werden, zögern die meisten Menschen. Viele unserer Mitglieder hingegen antworten sofort: „Ja, das will ich. Ich bin dankbar, dass ich es tun kann, denn es ist für eine große und noble Sache.“

Die Vereinigungsbewegung lehrt, dass interkulturelle Familien der Schlüssel zum Weltfrieden sind. Zu Lebzeiten meines Mannes baten die meisten der Mitglieder darum, dass wir ihre Ehe arrangieren, um ihr Leben vollständig Gott darbringen zu können. In vielen, wenn nicht sogar in den meisten Fällen, wussten sie, dass dies bedeutete, dass sie ihr Leben jemandem widmen würden, der oder die sehr anders als sie selbst ist, vielleicht nicht ihre Sprache spricht oder ihre Kultur nicht kennt. Sie wollten, dass ihre Ehe auf nichts anderem beruht als auf Gott, den Wahren Eltern und den Prinzipien des Friedens. Unsere Bräute und Bräutigame baten in Dankbarkeit darum, aber nicht selten lehnten ihre Eltern diesen Weg verzweifelt ab. Die größten Schwierigkeiten hatten die Eltern der tausenden von koreanisch-japanischen Paaren.

Ein koreanischer Vater sprach stellvertretend für viele andere Eltern, als er an meinen Mann schrieb: „Wenn ich daran denke, was wir unter der japanischen Kolonialherrschaft erlitten haben, kocht mein Blut noch immer. Unvorstellbar, dass mein Sohn eine Tochter aus der mit uns verfeindeten Nation heiraten wird! Niemals werde ich eine japanische Schwiegertochter in unsere Familie aufnehmen. Niemals!“ Viele Eltern der japanischen Bräute empfanden aus ihrer, der japanischen Perspektive, das Gleiche.

Jesus sagte: „Liebt eure Feinde.“ Die meisten Menschen sehen ein, dass eine friedliche Welt nur entstehen kann, wenn wir unsere Feinde lieben. Dennoch fällt es den meisten von uns nicht leicht, die Worte Jesu in die Tat umzusetzen. Einige Bräute und Bräutigame bissen sich auf die Lippen, als sie an diesen Hochzeitszeremonien teilnahmen. Ihre Vorbereitung auf das Eheleben und die ersten Jahre ihres Zusammenlebens verliefen nicht reibungslos. Aber ihre Entschlossenheit, für einen Zweck zu leben, der über ihre eigenen Interessen hinausgeht und Gott im Mittelpunkt hat, gab ihnen die nötige Kraft, die schreckliche Geschichte ihrer beiden Nationen, die Feinde gewesen waren, zu überwinden. Sie schafften es, diese bitteren Wurzeln aufzulösen, indem sie einander verstehen lernten und den Schmerz des anderen heilten.

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Im Herbst 2018 veranstalteten wir eine Rally of Hope im Cheongshim Peace World Center, einer Veranstaltungshalle mit 20.000 Plätzen in unserem HJ Cheonwon-Komplex östlich von Seoul. Während einer Zusammenkunft, in der Mitglieder über ihre Erfahrungen berichteten, kam Keiko Kobayashi, eine japanische Ehefrau, die mit ihrem koreanischen Ehemann in der koreanischen Provinz Süd-Jeolla lebt, auf das Podium, um ihre Erfahrungen zu teilen.

Sie erzählte, dass sie 1998, als sie ein bequemes Leben als Beamtin in Japan führte, einen Antrag auf Heiratsvermittlung stellte und dann mit einem koreanischen Mann bekanntgemacht und gesegnet wurde. Sie zog in der Erwartung nach Korea, dass sie dort als Neuvermählte glücklich leben würden. Ihre Hoffnung auf Glück wurde jedoch enttäuscht. Ihr Mann litt an Epilepsie und neigte unter Stress zu Anfällen. Er wurde mehr und mehr lethargisch und gleichgültig gegenüber dem Leben im Allgemeinen. Nichts konnte ihn inspirieren.

Keiko überlegte ernsthaft, die Ehe zu beenden und nach Japan zurückzukehren. Doch zuerst wollte sie innere Ruhe finden. Sie ging deshalb in unser Seminarzentrum in Cheongpyeong, wo sie eine Woche in Gebet und Hingabe verbringen wollte, bevor sie ihre endgültige Entscheidung traf. Sie hatte in diesem Zentrum bereits viele gute Erfahrungen gemacht und an Workshops mit vielen Mitgliedern aus Korea, Japan und der ganzen Welt teilgenommen. Mehrere Tage lang betete sie intensiv zu Gott und versuchte, ihre Sinne und ihr Herz dem Himmel gegenüber zu öffnen. Gott hörte ihr Gebet und sprach zu ihr: „Meine geliebte Tochter! So wie Ich dich als Meine Tochter liebe, so liebe Ich deinen Mann als Meinen Sohn. Kannst du dich nicht an Meiner statt um ihn kümmern, um Meinen armen Sohn, dessen Körper schwach ist und der in Einsamkeit lebt?“  

Als sie dies hörte, versank sie in Tränen der Reue und bat Gott aufrichtig um Vergebung. Sie kehrte nach Hause zurück, öffnete ihr Herz ihrem Mann gegenüber und lernte, ihn zu lieben. Bald darauf schenkte Gott ihnen einen wunderbaren Sohn und in ihrem Mann wurden nach und nach Veränderungen sichtbar. Sein Gesundheitszustand verbesserte sich, er fand Arbeit und die Familie stabilisierte sich. Jetzt leben sie glücklich zusammen und haben fünf Söhne und Töchter. Das ist die Geschichte, die Keiko mit den Anwesenden teilte.

Einige Tage nach dieser Veranstaltung berief ich in Cheongpyeong ein Treffen mit mehr als 4.000 japanischen Ehefrauen koreanischer Ehemänner ein; sie kamen aus allen Teilen Koreas zusammen. Allen, die an diesem Tag Geburtstag hatten, überreichte ich kleine Geschenke. Ich fragte sie, ob sie jemals ein Geburtstagsgeschenk von ihren Ehemännern erhalten hätten. Viele von ihnen antworteten, dass sie überhaupt keine Geburtstage feierten, weil sie zu sehr mit der anstrengenden Aufgabe beschäftigt waren, ihren Lebensunterhalt in ländlichen Gebieten zu verdienen. Doch keine Einzige von ihnen war unzufrieden. Sie bezeugten, dass ihr Leben dem Willen Gottes geweiht ist und dass ihre Verbundenheit mit den Wahren Eltern ihnen Kraft gibt, wenn sie mit Schwierigkeiten konfrontiert sind.

Ich schätze diese Frauen umso mehr, weil sie als Vertreterinnen ihrer Nation bereit waren durchzuhalten und sich aufzuopfern. Sie versammelten sich 2019 in Seoul, um Gwan Sun Ryu, einer jungen, 18-jährigen Frau, die 1920 aus Protest gegen die japanische Besetzung Koreas ihr Leben als Märtyrerin hingab, ihren Respekt zu zollen. Unsere japanischen Schwestern versammelten sich in ihren Kimonos, um für diese junge Märtyrerin für die Unabhängigkeit zu beten und im Namen Japans um Vergebung zu bitten.

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Das Glück kommt nicht zu uns, wenn wir alles haben. Es kommt auf geheimnisvolle Weise, wenn wir scheinbar alles verloren haben und trotzdem noch Dankbarkeit empfinden. Wenn eine Frau einen Mann mit einer Behinderung heiratet oder einen Mann mit einem anderen religiösen Hintergrund oder aus einer anderen ethnischen Minderheit, dann kann Gott Wunder wirken. Wahre Liebe überwindet historische Spaltungen, die durch die Sünden der Menschheit verursacht wurden, und lässt Freude und himmlisches Glück ein Zuhause finden. Die Tradition der gesegneten Ehe stellt die wahre Liebe über Erwägungen des Aussehens und des sozialen Status. Ein Mensch, der einen wahren Charakter und ein liebevolles Herz entwickelt, wird ein guter Ehepartner sein. Wenn wir einem solchen Menschen begegnen und ihm oder ihr all unsere Liebe schenken, wird unser Leben in der Tat ein wertvolles Leben sein.

Die Ehesegnungszeremonie der Vereinigungsbewegung ist das heiligste und kostbarste Ereignis in der Geschichte der Menschheit. Warum ist das so? Weil dieser Segen die spirituelle Realität der Himmlischen Eltern übermittelt und es einem Mann und einer Frau ermöglicht, diese Realität als „ein Fleisch“ zu verkörpern. Es ist das wahrhaftige Hochzeitsmahl des Lammes, von dem die Bibel spricht. Unsere größeren Segnungszeremonien versammeln zehntausende von Paaren, aber es gab auch einige mit nur drei oder vier, und hin und wieder haben mein Mann und ich auch nur ein einzelnes Paar gesegnet. Tausende gesegnete zentrale Familien haben stellvertretend für uns in Korea und überall auf der Welt ebenfalls solche Segenszeremonien durchgeführt.

Millionen von Paaren haben die Ehesegnung erhalten. Man findet diese gesegneten Familien in jedem Land. Paare mit einem koreanischen Bräutigam und einer japanischen Braut, einem amerikanischen Bräutigam und einer deutschen Braut, einem senegalesischen Bräutigam und einer philippinischen Braut leben glücklich zusammen. Sie überwinden Unterschiede in Sprache und Lebensstil. Die Grundlage dafür ist ein Versprechen, das die gesegneten Paare als Teil der Segnungszeremonie ablegen, nämlich dass der Ehemann und die Ehefrau wahre Liebe miteinander teilen und in Übereinstimmung mit Gottes Willen leben werden.



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