1.2 Vielen Dank! Mutter, bitte kümmere dich ... - Mutter des Friedens - Hak Ja Han Moon - Memoiren

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- Kapitel 1 - Mein lebenslanger Herzenswusch -



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Vielen Dank! Mutter, bitte kümmere dich um alles!


Mond, Mond, heller Mond,

der Mond, mit dem Lee Tae-baek immer spielte.
Weit entfernt auf diesem Mond
gibt es einen Zimtbaum.
Ich fällte ihn mit einer Jadeaxt
und bearbeitete ihn mit einer goldenen Axt,
um eine kleine Hütte zu bauen,
wo ich meiner Mutter und meinem Vater diene.
Ich möchte für immer mit ihnen leben.
Ich möchte für immer mit ihnen leben.

Traurigkeit klingt in diesem koreanischen Volkslied, aber es bewegt und erhebt auch das Herz. Der Wunsch, für immer mit der Mutter und dem Vater zu leben, drückt das Herz von kindlicher Treue aus. Wir sind Waisenkinder, weit entfernt von den Himmlischen Eltern, die wir verloren haben, und müssen unsere Wahren Eltern und unsere ursprüngliche Heimat wiederfinden. Nichts führt zu größerem Glück, als den geliebten Eltern, nach denen wir uns sehnen, dienen zu können, gleichgültig ob in einem Palast oder in einer kleinen Hütte.

Alles und alle lieben die Sonne. Nur mit der Sonne kann Leben gedeihen. Der Mond hingegen schenkt uns etwas anderes. Die Sonne steht für Pracht, der Mond für Beschaulichkeit. Wenn Menschen weit weg sind von zuhause, neigen sie dazu, an ihre Heimat zu denken und sich nach ihren Eltern zu sehnen, während sie den Mond betrachten, nicht die Sonne. Ich habe schöne Erinnerungen daran, wie ich zusammen mit meinem Ehemann den Mond betrachtete. Mit vielen Mitgliedern schauten wir während des koreanischen Chuseok- Erntedankfests und beim ersten Vollmond des neuen Jahres zu ihm hinauf. Diese Momente waren aber rar. Mein Ehemann und ich konnten selten in eine solche Beschaulichkeit eintauchen.

Mein Mann verwies immer auf später: „Nachdem diese Arbeit getan ist ...“, und auch ich sagte: „Nachdem diese Arbeit beendet ist und wir ein wenig Freizeit haben, können wir eine Pause einlegen.“ Man mag denken, dass es in den Jahren unserer Mission kurze Momente gab, um sich nach Erledigung einer dringenden Aufgabe zu entspannen. Aber für uns gab es nie Freizeit. Angespornt durch die Gedanken meiner Großmutter Jo, die „Mansei!“ für die Unabhängigkeit und
das Heil unserer Nation gerufen hatte, brannte ich mit jugendlicher Leidenschaft für die Rettung der Menschheit und die Errichtung einer friedlichen Welt.

Ich habe immer das Banner des Friedens hochgehalten und den edlen Geist der Gewaltlosigkeit und des Selbstbestimmungsrechts der Unabhängigkeitsbewegung vom 1. März bewahrt. Weil ich mit diesem Gefühl der Dringlichkeit lebte, habe ich erreicht, was ich niemals für möglich gehalten hätte. Während meines ganzen Lebens habe ich mein Bestes getan, um alle Aufgaben zu erfüllen, die auf mich zukamen. Ich habe mich bemüht, mich mit ganzem Herzen und Entschlossenheit einem Leben zum Wohl anderer zu widmen. Nie gab ich meinem Körper die Ruhe, die er gebraucht hätte. Viele Male vergaß ich zu essen oder zu schlafen.

* * *

Mein Ehemann Rev. Dr. Sun Myung Moon, der oft auch Vater Moon genannt wird, verhielt sich genauso. Er wurde mit einer starken Physis geboren. Hätte er mehr auf seine Gesundheit geachtet, hätte er möglicherweise noch einige Zeit gehabt, für eine bessere Welt zu arbeiten. Aber auch er folgte dem Willen Gottes mit unerschütterlicher Hingabe und das belastete seine Gesundheit. Letztendlich kam er an den Punkt, an dem es kein Zurück mehr gab. Bis vier oder fünf Jahre vor seinem Heimgang im Jahr 2012 war er ständig unterwegs und lebte jeden Tag, als ob es tausend Jahre wären. Seine Arbeit war anstrengend, sowohl körperlich als auch geistig. Zum Beispiel verbrachte er oft ganze Nächte in einem kleinen Fischerboot auf rauer See. Er tat das zum Wohl anderer und gab unseren Mitgliedern der Ocean Church sowie den Leitern, die ihn begleiteten, ein Beispiel. Er wollte ihnen dabei helfen, Geduld zu lernen und den für die Überwindung von Schwierigkeiten notwendigen Geist zu entwickeln.

Vater Moon reiste ständig von Kontinent zu Kontinent, und zwar in der Regel zwischen Ost und West, was einen viel höheren Tribut fordert als das Reisen zwischen Nord und Süd. Angesichts seines Alters reiste er viel zu oft zwischen Korea und den Vereinigten Staaten hin und her. Er hätte solche Reisen höchstens alle zwei bis drei Jahre unternehmen sollen, aber das zog er nicht in Betracht. Im Jahr vor seinem Tod, im Alter von 92 Jahren, machte er mindestens acht Mal die Reise zwischen Korea und Amerika. Das war eine völlige Selbstaufopferung für Gott und die Menschheit.

Der Tagesablauf von Vater Moon war sehr strapaziös. Jeden Morgen stand er um 3.00 Uhr auf, machte Gymnastik, betete und studierte. Um 5.00 Uhr morgens leitete er das „Hoondokhae“, was so viel bedeutet wie „Zusammenkunft zum Lesen und Lernen“, an dem seine Nachfolger teilnahmen. Es war eine Zeit des Lesens von heiligen Schriften, des Betens und des Unterweisens. Während des Hoondokhae hatte mein Mann so viel mitzuteilen, dass es nicht ungewöhnlich war, dass es manchmal bis zu 10 Stunden andauerte und auf Frühstück und Mittagessen verzichtet wurde. Kaum hatte er das Treffen beendet, aß er schnell einen Snack und machte sich auf den Weg, um ein Projekt unserer Bewegung zu besuchen. In den letzten Jahren flog er während seines Aufenthalts in Korea oft mit dem Hubschrauber zur Insel Geomun oder nach Yeosu, wo wir Fischerei-, Freizeit- und Bildungseinrichtungen entwickelten.

* * *

Bis in seine Siebziger konnte Vater Moon physisch gut damit umgehen, aber in seinem letzten Jahrzehnt erschöpfte es ihn immer mehr und er holte sich manchmal eine Erkältung oder Schlimmeres. Natürlich ignorierte er die Symptome. Und dann, im Sommer 2012, bekam er eine schwere Bronchitis, die besonders alarmierend war. Wir hätten sofort ins Krankenhaus fahren sollen, aber er verschob es mehrmals und sagte immer wieder: „Wir können gehen, wenn ich dies hier erledigt habe.“

Schließlich konnte man über die Entscheidung nicht mehr diskutieren. Er musste ins Krankenhaus. Sein Körper war bereits in einem sehr schwachen Zustand. Er war eine kurze Zeit im Krankenhaus, aber sobald seine medizinischen Untersuchungen abgeschlossen waren, bestand er hartnäckig darauf, entlassen zu werden. Wir versuchten ihn davon zu überzeugen, länger zu bleiben, aber er wollte nicht auf unseren Rat hören.

„Ich habe noch viel zu tun. Ich kann nicht einfach hier im Krankenhaus sitzen!“, sagte er und schimpfte mit den Leuten, die ihm rieten zu bleiben. Es blieb keine andere Wahl, als ihn zu entlassen. Das war am 12. August 2012. Wir kamen zuhause an und plötzlich sagte er: „Ich möchte frühstücken und dir dabei gegenübersitzen, Omma.“ Die Mitglieder, die das hörten, waren sich nicht sicher, ob sie richtig verstanden hatten, weil ich damals bei den Mahlzeiten neben meinem Mann saß und nicht ihm gegenüber. Als dann das Essen serviert wurde, schien mein Mann nicht am Essen interessiert zu sein. Er blickte mich nur an, als wollte er mein Gesicht in sein Herz eingravieren. Ich lächelte und legte einen Löffel in seine Hand und etwas von den Beilagen auf seinen Teller. „Dieses Gemüse ist köstlich, nimm dir also Zeit zum Essen“, sagte ich. Vater und Mutter Moon in East Garden, Irvington, New York

Am nächsten Tag brannte die Sonne selbst für den Hochsommer ungewöhnlich stark vom Himmel. In der drückenden Hitze besichtigte Vater Moon Teile unseres Cheonwon-Komplexes am Ufer des Cheongpyeong-Sees, wobei ein Sauerstofftank mitgeführt wurde, der größer war als er selbst. Nach seiner Rückkehr nach Hause, dem Cheon Jeong Gung, bat er mich, ein Diktiergerät zu bringen. Mit dem Rekorder in der Hand vertiefte er sich 10 Minuten lang in seine Gedanken; dann begann er nach und nach, seine Gedanken aufzuzeichnen.

Er erklärte, dass wir uns in Richtung des Reiches Gottes bewegen können, wenn wir die Geschichte des Sündenfalls hinter uns lassen, in den ursprünglichen Garten Eden zurückkehren und nur Gott folgen. Er verkündete auch, dass wir Nationen wiederherstellen können, indem wir die Mission, unsere Stämme zu führen, erfüllen. Es war ein Monolog und ein Gebet, das den Anfang und das Ende, das Alpha und das Omega umfasste. „Alles ist erfüllt! Ich bringe alles dem Himmel dar“, sagte er abschließend. „Alles wurde zu seiner Vollendung, zu seiner Erfüllung und zum Abschluss gebracht.“

* * *

Es stellte sich heraus, dass dies das letzte Gebet des Wahren Vaters war. Damit brachte er sein Leben zum Abschluss. Einen Moment lang atmete er schwer und drückte meine Hand fest. „Mutter, ich danke dir! Mutter, bitte kümmere dich um alles. Es tut mir so leid und ich bin wirklich dankbar“, sagte er und tat sich schwer, die Worte herauszubringen. Immer wieder sagte er die gleichen Worte. Ich hielt seine Hand immer fester und musste meine Tränen zurückhalten. Aus tiefstem Herzen und mit liebevollem Blick versicherte ich ihm, dass alles gut sein würde. „Mach dir um nichts Sorgen.“

Am 3. September 2012 wurde mein Ehemann Rev. Dr. Sun Myung Moon in die Arme Gottes aufgenommen. Er wurde nach koreanischer Zählweise 93 Jahre alt und im Bonhyangwon, was Garten der ursprünglichen Heimatstadt bedeutet, neben einem Teich am Berg Cheonseong zur letzten Ruhe gebettet. Oft bin ich tief in Gedanken versunken und betrachte den Mond, wie er über dem Berg Cheonseong aufgeht. „Ich fällte ihn mit einer Jadeaxt und bearbeitete ihn mit einer goldenen Axt, um eine kleine Hütte zu bauen, wo ich meiner Mutter und meinem Vater diene. Ich möchte für immer mit ihnen leben.“ Dieses Gedicht wiederhole ich für mich immer und immer wieder.



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