3.2 Gott ist mein Vater - Mutter des Friedens - Hak Ja Han Moon - Memoiren

Direkt zum Seiteninhalt

- Kapitel 3 - Das Hochzeitsmahl des Lammes -



3-2

Gott ist mein Vater

Von klein auf lehrte mich meine Großmutter mütterlicherseits, Jo Won-mo, immer wieder eines: „Gott ist dein Vater.“ Sie ging sogar so weit zu sagen: „Deine Mutter ist wie dein Kindermädchen, das dich als Gottes Tochter aufzieht.“ Da ich schon im Mutterleib von einer Atmosphäre des Glaubens umgeben gewesen war, akzeptierte ich dies, ohne zu zweifeln. Wenn ich das Wort „Gott“ hörte, öffnete sich mein Herz vorbehaltlos und füllte sich mit Wärme.


Meine Mutter scheute keine Mühe und setzte sich mit Leib und Seele dafür ein, dass ich das weltliche Leben ablehnen und stattdessen dem Weg Gottes folgen würde. Sie lebte mit unbeirrbarer Hingabe in Einheit mit Gott und in völligem Gehorsam Ihm gegenüber. Nachdem wir der Holy Spirit Association for the Unification of World Christianity beigetreten waren, zog unsere Familie nach Seoul, wo sie sich noch mehr dafür einsetzte, mich vor den Versuchungen der Welt zu schützen. Als Ergebnis ihrer Hingabe erlaubte mir Gott, mich als edlen Kranich zu sehen.

Schon als Heranwachsende in der Mittelschule vertiefte ich mich in das stille Lesen und Lernen. Ich besuchte die Seongjeong-Mittelschule für Mädchen, die in Sajik-dong im Stadtteil Jongno in Seoul liegt. Die kleine Schule befand sich am südlichen Fuße des Berges Inwang und schien immer in Sonnenlicht getaucht zu sein. Von ihrer Gründung an teilte sie das Leid des koreanischen Volkes. Sie wurde im Mai 1950 gegründet, musste aber wegen des Koreakriegs bereits nach weniger als einem Monat wieder schließen. Nach Kriegsende öffnete die Schule wieder ihre Türen und bereitete getreu ihrem Auftrag viele Mädchen darauf vor, talentierte Frauen zu werden, die zum Aufbau eines florierenden Landes beitragen sollten. 1981 zog die Schule in den Stadtteil Eunpyeong um und wurde 1984 in Sunjung-Mittelschule für Mädchen umbenannt. Unsere Tongil Gruppe erwarb diese Schule 1987 und nahm sie in die Familie der Sunhak Educational Foundation auf.  Ich unterstütze sie weiterhin und schenke ihr meine Aufmerksamkeit.

In der Mittelschule sprach ich wenig und entwickelte eine ruhige Persönlichkeit. Ich lernte fleißig und gehörte immer zu den Besten in meiner Klasse. Ich war hübsch und bescheiden, und da ich auch ruhig und gut erzogen war, erhielt ich Liebe und Aufmerksamkeit von meinen Lehrern. Mein Schulleben verlief ohne besondere Vorkommnisse. Ich erinnere mich nur daran, dass ich im ersten Jahr einmal ziemlich krank wurde und ein oder zwei Tage den Unterricht versäumte. In meinem zweiten und dritten Jahr erhielt ich eine Auszeichnung für die besten Noten in meiner Klasse. Damals zog ich es vor, an einem ruhigen Ort zu lesen und Musik zu hören, anstatt mich am gesellschaftlichen Leben oder Sport zu beteiligen. Mein Hobby war das Zeichnen. Ich mochte die Kunst und hatte ein gewisses Talent, aber die Möglichkeit, eine professionelle Künstlerin zu werden, ergriff ich nicht.

Während meiner drei Jahre in der Mittelschule war ich Klassenvertreterin im Schülerrat und im dritten Jahr auch Leiterin des Ausschusses für Schüleraktivitäten. Ich leitete viele Aktivitäten, wodurch mein Führungstalent geweckt wurde. Eines Tages, als die gesamte Schule versammelt war, ging ich zum Podium und verkündete die Entscheidungen der Schülervertretung. Die Lehrer beglückwünschten mich anschließend zu meinem selbstsicheren Auftreten und meiner selbstbewussten Haltung. Nachdem sie diese bisher unentdeckte Seite von mir gesehen hatten, kommentierte ein Lehrer: „Hak Ja scheint begabt zu sein. ... Ich dachte, sie wäre nur ruhig und folgsam, aber tatsächlich zeigt sie gute Führungsqualitäten.“

* * *

Während meiner Jugendzeit machte ich mir keine Sorgen um mein Leben oder dass ich vom rechten Weg abkommen könnte. Das verdanke ich meiner Großmutter und meiner Mutter, die mir einen tiefen Glauben an Gott und die Gewohnheit, immer auf Ihn zu vertrauen, vermittelten. Vor allem meine Mutter gab mir strikte Anweisungen für mein Glaubensleben. Obwohl es Zeiten gab, in denen ich es als schwierig und anstrengend empfand, bin ich heute dankbar dafür, denn dies war die Zeit meiner Vorbereitung als eingeborene Tochter Gottes, die eines Tages dem eingeborenen Sohn Gottes begegnen würde.

In dieser Atmosphäre entwickelte ich Wurzeln eines unerschütterlichen Glaubens. Ich las sehr viel. Besondere Freude bereiteten mir Geschichten über Heilige und auch der Roman „Die Gute Erde“ von Pearl S. Buck beeindruckte mich sehr. Die Figuren in diesem Buch kämpfen gegen die Natur und das Schicksal. Die Geschichte half mir zu verstehen, dass wir letztendlich in die Umarmung der Natur zurückkehren müssen, die in diesem Buch durch die Erde repräsentiert wird. Es liegt in der Natur des Menschen, sich an die Umarmung Gottes zu klammern. Ich sehnte mich danach, mit Gott zusammen zu sein, und verschlang deshalb Lieder und Romane über die Liebe zum Heimatort.

Schon in jungen Jahren wusste ich, dass Gott mein Vater ist, und ich verband alles, was ich las, auf natürliche Weise mit Gott. In der Folge kapselte ich mich völlig von der rauen säkularen Welt ab und führte ein keusches Leben, so als wäre ich eine Nonne. Mir war bewusst, dass mich eine höhere Macht führte, dass mein Weg im Himmel vorbereitet worden war.

Besonders zu jener Zeit war die Bibel meine enge Begleiterin. Ich weinte mich viele Nächte in den Schlaf, nachdem ich über Gottes Schöpfungsgeschichte, den tragischen Sündenfall und Gottes Erlösungswerk gelesen hatte, das durch historische Männer und Frauen ausgeführt wurde, die auf Geheiß des Himmels Verantwortung übernahmen. Ich begann zu verstehen, wie sie sich selbst geopfert hatten, und erkannte, dass Gott uns geschaffen hat, damit Er uns als Seine Kinder lieben kann. Nachdem ich so viel über Gottes bittere Geschichte und über Seinen Wunsch gelesen hatte, uns trotz der Schmerzen und der Trauer, die wir Ihm bereiteten, zu umarmen, lag ich sehr oft nachts wach und konnte nicht schlafen, weil mein Herz mit Ihm mitfühlte. Und so dachte ich immer tiefer darüber nach, was Lehrer Moon mir über das Opfern gesagt hatte. Die Frage: „Was kann ich für Gott opfern?“, begann mein Leben zu prägen.

* * *

Ohne zu opfern und zu dienen kann man nicht einmal ansatzweise denken, man lebe für andere und nicht für sich selbst. Da ich von klein auf meinen Glauben streng kultivierte, hegte ich tief in meinem Herzen einen Traum. Dieser Traum war, meinen Himmlischen Vater zu befreien, der sich die Geschichte hindurch für die Erlösung der Menschheit hingegeben hat. Ich wollte Ihn von den Ketten unserer gefallenen Geschichte befreien.

Wir können Gott nicht in einer Position begegnen, in der wir über andere herrschen. Er findet uns, wenn wir still zum Wohl derer arbeiten, die in größeren Schwierigkeiten sind als wir selbst. Ich begann zu erkennen, dass Gottes Bitterkeit weggespült wird und Er zu uns kommt, wenn wir Seinen Willen aus einer Position des Dienens und der Selbstaufopferung betrachten.

In den Nachkriegsjahren waren die Straßen von Seoul voll von Verwundeten. Zahlreiche Kinder, viele von ihnen Kriegswaisen, litten an Hunger und Krankheiten. Nur wenige Menschen konnten rechtzeitig behandelt werden, wenn sie krank wurden. Ich wollte die Verletzungen der Menschen heilen, ihre Schmerzen lindern und sie in eine hellere Welt führen. Da es für mich an der Zeit war, die Oberschule zu besuchen, trat ich im Frühjahr 1959 in die Krankenpflegeschule St. Joseph ein.



START | ZURÜCK | WEITER

.

Zurück zum Seiteninhalt