5.5 Nach Tränen folgt Gerechtigkeit - Mutter des Friedens - Hak Ja Han Moon - Memoiren

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- Kapitel 5 - Merkmale des Himmelreichs -



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Nach Tränen folgt Gerechtigkeit


Als die chinesische Regierung in den 1990er Jahren ihr Nordostasien-Projekt begann, um historische Fakten zu klären und die Stabilität dieses Gebiets zu schützen, sandte die Zeitung Segye Ilbo einen Korrespondenten zur Recherche in die Städte Dalian (vormals Port Arthur bzw. Lushun) und Dandong (chinesisch-nordkoreanische Grenzstadt). Der Korrespondent wollte unbedingt das Gelände des ehemaligen Lushun-Gerichtsgebäudes in Dalian besuchen, das früher ein japanisches Kolonialgericht in dieser Stadt war, die von den Japanern Ryojun genannt wurde. Doch das ursprüngliche Gerichtsgebäude, in dem eine Reihe koreanischer Patrioten zu Unrecht vor Gericht gestellt worden waren, gab es nicht mehr. Die chinesische Regierung hatte das Gebäude längst verkauft.

Mein Mann und ich hörten diesen Bericht schweren Herzens. Es schmerzte uns als Koreaner zu erfahren, dass die historischen Spuren unserer Heldinnen und Helden der Unabhängigkeitsbewegung, die ihr Leben für die Freiheit Koreas eingesetzt hatten, allmählich verschwanden.

Für uns ist das Gerichtsgebäude von Lushun von unschätzbarem Wert. Es repräsentiert das Leiden des koreanischen Volkes in der modernen Geschichte und das Vermächtnis seines patriotischen Geistes. Unser Standpunkt, den viele Koreaner teilten, war, dass eine solch historische Stätte nicht in Hände hätte fallen dürfen, denen sie gleichgültig war. Wir beschlossen daher, das Gebäude zu kaufen.

Nach Verhandlungen mit dem Eigentümer erwarb die Segye Ilbo Corporation schließlich das ehemalige Gerichtsgebäude und restaurierte es als ein Museum. Sie lud Experten zum Besuch der Stätte ein und stellte nach der gründlichen Recherche alter Dokumente den ursprünglichen Gerichtssaal wieder her. Heute ist das Lushun-Gerichtsgebäude ein historisches Wahrzeichen der Freiheit, das die Besucher von Dalian, insbesondere junge Menschen aus China und Korea, gesehen haben müssen.

Da dieses Projekt ganz Korea zugutekam, luden wir koreanische Bürger ein, dafür Geld zu spenden. 1993 gründeten wir über die Segye Ilbo Corporation die Yeosun Patriotic Martyrs Memorial Foundation Corporation. Die Stiftung sammelt nicht nur historische Berichte über den Mut, die Entschlossenheit und die Opfer derjenigen, die für die Unabhängigkeit Koreas kämpften, sondern setzt sich auch für den Frieden in Nordostasien ein.

Historisch gesehen waren die Beziehungen zwischen den Nachbarländern in Nordostasien kompliziert. Frieden zu schaffen, ist wie ein Knäuel verwickelten Garns zu entwirren; es ist schwierig, einen Anfang zu finden. Man wird aber nichts erreichen, wenn man nur mit verschränkten Armen dasitzt. Durch die Wiederherstellung des Gerichtsgebäudes in Lushun wollte die Segye Ilbo Corporation einen Ort der Erinnerung an das Leid des vergangenen Zeitalters schaffen, an dem die Besucher erfahren können, wie es dem koreanischen Volk in seiner Geschichte gelang, eine nationale Krise zu überwinden. Es ist auch ein Hinweis darauf, wie wichtig es ist, Frieden innerhalb und zwischen Nationen zu schaffen.

* * *

Unsere Bewegung brachte nicht nur Zeitungen in Japan und den Vereinigten Staaten heraus, sondern auch Tiempos del Mundo in Lateinamerika und The Middle East Times für die Länder des Nahen Ostens. Aber erst nach der Einführung von mehr Pressefreiheit durch die koreanische Regierung war es uns 1989 möglich, die Zeitung Segye Ilbo in Seoul herauszubringen.

Da eine religiöse Bewegung die Zeitung gründete, stießen wir natürlich auf Widerstand. Wie in den USA und Japan kursierte auch hier Spott. „Ihr werdet sehen, sie wird zu einem Sprachrohr der Vereinigungskirche“, sagten die Leute, „sie wird nichts anderes als ein religiöses Blatt sein.“ Überhebliche Stimmen prophezeiten: „Der Druck wird noch vor Jahresende eingestellt.“

Unsere Entschlossenheit, eine professionelle Nachrichtenquelle zu schaffen, die Korea durch faire und unvoreingenommene Nachrichten und Meinungen dienen kann, war unerschütterlich. Am 1. Februar 1989 liefen die Druckmaschinen an und 1,2 Millionen Exemplare der ersten Ausgabe der Segye Ilbo wurden ausgeliefert. Wir hielten an der Überzeugung fest, dass Nachrichtenmedien die Stimme des Gewissens und der Wahrheit sein müssen. Diese Überzeugung ist seit über 30 Jahren unverändert geblieben.

Unsere Bemühungen riefen mehr als nur verbale Kritik hervor. Nachdem die Segye Ilbo die Korruption der damaligen koreanischen Regierungspartei aufgedeckt hatte, sahen sich unbeteiligte und in keinem Zusammenhang damit stehende Unternehmen, die wir gegründet hatten, plötzlich überzogenen Steuerermittlungen ausgesetzt, die einige von ihnen in den Bankrott trieben. Die Regierung nahm Firmen wie Tongil Machinery, die Werkzeugmaschinen und spezielle Maschinenteile herstellten, und Dongyang Heavy Industries, die Automobilteile produzierten, ins Visier und zwang sie zur Schließung. Verschiedene mächtige Interessensgruppen forderten von uns, den Chefredakteur der Zeitung zu entlassen.

Wir kapitulierten weder vor Drohungen noch gaben wir Verlockungen nach; stattdessen erhoben wir das Banner der sozialen Gerechtigkeit und Tugend. Im Laufe der Zeit konnte sich die Segye Ilbo durch beharrliches Veröffentlichen wissenswerter Nachrichten und Meinungen behaupten.

Als mein Mann und ich die Segye Ilbo konzipierten, wussten wir, dass sie in einer turbulenten Zeit geboren werden würde. Seit ihrer Gründung hat sich die Segye Ilbo wie ein Fels in der Brandung konsequent für Gerechtigkeit eingesetzt und gleichzeitig Betrug, Korruption und andere soziale Missstände aufgedeckt. Die Zeitung richtet sich an keine politische Ideologie oder religiöse Gruppe. Ihre Redakteure und Reporter sind vorbildliche Profis, die bereit sind, Blut, Schweiß und Tränen für die Bürger Koreas und der Welt zu investieren.



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