4.1 Regen und kalte Winde lösen sich auf - Mutter des Friedens - Hak Ja Han Moon - Memoiren

Direkt zum Seiteninhalt

- Kapitel 4 - Gottes Licht scheint auf einen dornigen Pfad -



4-1

Regen und kalte Winde lösen sich auf und machen dem Frieden Platz


Jetzt sind bereits 60 Jahre vergangen“, sagte eine meiner ältesten Freundinnen aus den frühen Tagen unserer Kirche. „Es gibt ein Sprichwort, dass die Zeit wie ein Pfeil fl iegt“, erwiderte ich, „und das ist wirklich wahr. Die letzten 60 Jahre sind einfach verflogen. Sie waren voller Schwierigkeiten und Hindernisse, aber auch voller Freude und Erfolg.“


Es war im April 2014, als wir an einer Zeremonie zum 60. Jahrestag der Gründung der Vereinigungskirche teilnahmen. Ich dachte über den ursprünglichen Namen der Kirche nach: „Holy Spirit Association for the Unification of World Christianity“, und über ihre Gründung am 1. Mai 1954 in einem kleinen gemieteten Haus in Bukhak-dong, im Seongdong-Viertel von Seoul. Im Rückblick auf diese vergangene Zeit drückten unsere frühen Mitglieder, die jetzt zusammengekommen waren, eine tiefe Dankbarkeit füreinander aus, während wir uns an die jahrzehntelangen Anstrengungen erinnerten, die wir als Brüder und Schwestern in einer Familie erlebt hatten.

Trotz der schrecklichen Armut in den ersten Jahren der Vereinigungskirche leitete die Heilige Hochzeit im Jahr 1960 ein neues Zeitalter ein. Wir sind von einer Handvoll Mitglieder zu einer globalen Bewegung angewachsen und sehen, dass sich die Lehren des Göttlichen Prinzips bis an die Enden der Welt verbreitet haben. Es ist wirklich ein Wunder.

Wie hat Gott dies bewirkt? Der Schlüssel liegt in der Verwirklichung von wahren Ehen, der Einheit von Ehemann und Ehefrau als Abbild Gottes. So wie Vater Moon als Teenager von Gott berufen wurde, seine historische Mission zu beginnen, berief Gott auch Hak Ja Han, eine junge Frau von 17 Jahren. Niemand konnte verstehen, warum Er jemanden auswählte, der so jung war. Ich ahnte, dass ich eines Tages alle Frauen repräsentieren würde – die Töchter Gottes, die Mütter dieser Welt. Jesus offenbarte die himmlische Braut als die heilige Stadt, die vom Himmel herabkommt, und ich akzeptierte diesen Ruf mit fester Entschlossenheit. Im Laufe der Zeit entwickelte ich mich von der Position einer himmlischen Braut zur Mutter des Universums. Durch das Wirken Gottes kann diese Mutter, die sich betend danach sehnt, dass alle 7,7 Milliarden Menschen auf der Welt den Segen Gottes erhalten, nun den Frieden weit voranbringen.

* * *

Im Sommer 1960 führten unsere Mitglieder eine 40-tägige Evangelisation in ganz Südkorea durch. Wir nannten sie „Neuer Geist-, Neues Dorf-, Neue Liebe-Bewegung“. In allen Bezirken des Landes wurde eine helle Flamme des Glaubens entfacht, als etwa 600 Missionarinnen und Missionare sowie lokale Mitglieder 413 Dörfer besuchten und Gottes Wort auf ganz konkrete Weise praktizierten. Während dieser 40 Tage säuberten sie die Wege in der Nachbarschaft, unterrichteten das koreanische Alphabet im Licht von Kerosinlampen in den Dorfhallen, halfen Bauern und Geschäftsinhabern und lehrten das Göttliche Prinzip. Die Mitglieder überlebten mit einer Schüssel Mehrkornpulver und überwanden die eigene Erschöpfung und die heftigen Zurückweisungen seitens der Leute, von denen einige sie als Häretiker beschimpften. Sie waren oft einsam, wie Pappeln, die allein mitten auf einem Feld stehen.

Durch das Wirken Gottes zeigten sich unsere guten Resultate umso schneller, je mehr die Menschen uns verurteilten. Bald nahmen auch Oberstufenschüler und andere junge Leute am Missionsprogramm teil und brachten zusätzliche Energie für neues geistiges Leben und das Wohlergehen der Dörfer ein. Sogar ein Mädchen aus der ersten Klasse einer Mittelschule machte mit – so groß war die Begeisterung in jenen Tagen in Korea. Während wir diese Zeiten der Erweckung, Erziehung und Nachbarschaftshilfe wiederholten, kam der Heilige Geist herab. Überall in den Städten und Ortschaften stellten Familien ihre großen Wohnzimmer als Abendschulen zur Verfügung. Jungen Leuten, die nicht zur Schule gehen konnten, und Frauen wurde das Alphabet beigebracht. Von den verborgenen Pfaden der ländlichen Gegenden schwappte eine Welle der Hoffnung durch die Gesellschaft Südkoreas, ein positiver Einfluss für den notwendigen sozialen Fortschritt.

Ab Mitte der 1960er Jahre begann auch die Regierung, ländliche Alphabetisierungs- und Bildungsprogramme in ganz Korea zu unterstützen – die Sae-ma-eul (Neues Dorf)-Bewegung. Ihre Funktionäre taten jedoch so, als würden wir nicht existieren. Dennoch machten wir weiter. In der Stadt Chungju errichteten die Mitglieder mit bloßen Händen Klassenzimmer aus Lehmwänden für dutzende von Jungs, die sich mit Schuhputzen durchs Leben schlagen mussten. Später wurden diese Aktionen zum Impuls für die Errichtung der heutigen Sunhak Educational Foundation.

Im ganzen Land inspirierte unsere Arbeit den Aufbau von Landwirtschaftsschulen in ländlichen Gebieten, die eine Welle der Modernisierung auslösten. Einige dieser Schulen befanden sich an der Spitze einer Bewegung zur Umgestaltung unserer Gesellschaft, die technischen und spirituellen Fortschritt miteinander verband. Wie zu erwarten war, machte sich die Sae ma-eul-Bewegung der Regierung aufgrund ihrer Verwaltungsbefugnisse unsere Initiativen zu eigen. Da die Vereinigungsbewegung als häretisch betrachtet wurde, wurden wir an den Rand gedrängt. Sowohl von links als auch von rechts wurden wir verurteilt.

* * *

Wie man sich vorstellen kann, erlebten unsere Kirchenleiter und Missionare viele schwierige Tage. Da sie keine finanzielle Unterstützung erhielten, konnten sie sich glücklich schätzen, wenn sie überhaupt eine Mahlzeit am Tag bekamen; drei volle Mahlzeiten waren undenkbar. Manchmal stellten Schüler der Mittelschule Lunchpakete, die ihnen ihre Mütter zubereitet hatten, heimlich vor die Türen von Missionaren, weil sie sich Sorgen um sie machten. Wenn diese daran dachten, dass die Schüler ihnen ihr Mittagessen opferten, wurden sie unbeschreiblich traurig. Es war jedoch ihre Verantwortung, das neue Verständnis der Wahrheit zu vermitteln, und so entschlossen sie sich, die Opferbereitschaft der Kinder zu ehren und wertzuschätzen.

Mein Ehemann und ich schickten nicht einfach nur Mitglieder in Missionsgebiete; wir besuchten auch selbst mehrmals im Jahr die einzelnen Ortskirchen. Wir brachten Lebensmittel, Kleidung und Vorräte mit, die wir gesammelt hatten. Es gab nie genug, da viele weitere Hilfsprojekte und Aktivitäten zu unterstützen waren, aber wir brachten alles mit, was wir nur konnten. Wenn die Missionare in den Pioniergebieten uns kommen sahen, begrüßten sie uns mit Tränen in den Augen. Wir bauten sie auf, ermutigten sie und redeten miteinander oft die ganze Nacht hindurch.

Die Mitglieder, die auf einer amerikanischen Militärbasis arbeiteten, brachten manchmal Schokolade, Bananen oder Kekse mit zur Kirche. Ich stellte diese Geschenke in einen Schrank. Später packte ich sie ein und gab sie den Missionaren, wenn wir diese besuchten. Eine Missionarsschwester brach in Tränen aus, als sie das Päckchen erhielt. Einige Monate später kam sie zu einem Besuch, hielt meine Hand fest und sagte: „Ich nahm dieses Päckchen mit in mein Pioniergebiet und verzehrte es gemeinsam mit unseren Mitgliedern. Deine Ermutigung gab uns Kraft beim Lehren des Göttlichen Prinzips.“ Solche Aussagen bereiteten mir immer große Freude.

Die Pionierzentren waren kaum das, was man eine Kirche nennen konnte. Sie bestanden normalerweise nur aus einem einzigen Raum und unsere Mitglieder waren oft zu arm, um dort ein Schild anzubringen. Jeder, der eintrat, fragte sich sofort, ob dies wirklich eine Kirche war. Einerseits machte das armselige Erscheinungsbild mein Herz traurig, andererseits war ich aber stolz auf unsere Mitglieder und tröstete sie. „Die armseligen Verhältnisse unserer Kirche mögen normalen Menschen bedrückend erscheinen“, sagte ich leise, „aber in der Zukunft werden wir stolz unsere Flagge hissen und die Liebe von Menschen aus der ganzen Welt empfangen.“

Deshalb schämten wir uns nicht, wohin wir auch gingen. Wir waren zuversichtlich, ganz gleich, wen wir trafen. Wir bemühten uns darum, unsere Kirche bei den Behörden zu registrieren, wurden aber mehrfach abgewiesen, da es erbitterten Widerstand von Seiten der etablierten Kirchen gab, die Protestschreiben gegen uns an Regierungsbeamte schickten. Endlich – im Mai 1963 – registrierte die koreanische Regierung unsere Organisation legal als die Holy Spirit Association for the Unification of World Christianity.

* * *

Als die 1970er Jahre nahten, herrschten noch immer turbulente Verhältnisse auf der Welt. Die Spannungen zwischen Nord- und Südkorea drohten sich zu einem neuen Krieg auszuweiten und die internationale Lage war instabil. Der Kommunismus breitete sich auf dem gesamten Globus an vielen Fronten aus. Da wir die unmenschliche Brutalität kommunistischer Regierungen aus eigener Erfahrung kannten, starteten mein Mann und ich eine sehr erfolgreiche Bildungsinitiative, die wir Victory Over Communism (VOC – Sieg über den Kommunismus) nannten. Unsere Organisation war weltweit die einzige, die ihre Stimme erhob, um nicht nur die Irrtümer dieser materialistischen und atheistischen Theorie aufzudecken, sondern gleichzeitig auch einen auf Gott ausgerichteten Gegenvorschlag anzubieten. VOC stärkte die Entschlossenheit und das Verständnis der Südkoreaner und hatte bald darauf auch einen enormen Einfluss in Japan, wo VOC die ultralinken Gruppierungen mit friedlichen Mitteln zurückdrängte.

In diesem kritischen Moment forderten mein Mann und ich die Mitglieder, besonders die Frauen, erneut eindringlich zum Handeln auf. Unsere Himmlischen Eltern kennen die Macht der Frauen. Unsere Bewegung begann erst wirklich mit der Heiligen Hochzeit unseres Paares, denn wir sind eine Familienbewegung und man braucht einen Ehemann und eine Ehefrau, um eine Familie zu gründen. Mein Mann ist der weltweit größte Fürsprecher der Frauen als moralische Vorbilder für Familie und Gesellschaft.

Mit dieser Überzeugung riefen wir die gesegneten koreanischen Ehefrauen dazu auf, eine Zeitlang ihr Familienleben zu opfern und als Missionarinnen auf die Straßen, in die Regierungsgebäude, in die Kirchen und Tempel und von Haus zu Haus zu gehen, um Bildungsangebote zu machen, die Menschen zu ermutigen und den patriotischen Geist zu stärken. Die Ehefrauen beantworteten diesen Ruf, indem sie ihre kleinen Kinder und manchmal sogar ihre kranken, alten Eltern der Obhut des Ehemannes anvertrauten und sich auf den Weg begaben.

Die Mutter ist der Mittelpunkt der Familie und wenn sie auch nur für ein oder zwei Tage nicht zuhause ist, leidet die Familie. Unsere Ehefrauen und Mütter gingen jedoch nicht für ein oder zwei Tage hinaus, sondern für drei Jahre. Für jeden Vater, der ein kleines Kind betreuen und füttern musste, das um die Milch seiner Mutter bettelte, presste sich eine Mutter auf ihrer Mission die Milch aus ihrer geschwollenen Brust und weinte. Es war fast so wie die drei Jahre der öffentlichen Mission von Jesus oder die Zeit meines Mannes in einem nordkoreanischen Arbeitslager. Ehefrauen, die schwanger waren, als sie zu ihrer Mission aufbrachen, kamen für die Geburt ihres Kindes zurück. Nach hundert Tagen begaben sie sich wieder in ihr Missionsgebiet. Wenn diese Mütter nach drei Jahren zurückkehrten, erkannten ihre jüngsten Kinder sie oft nicht wieder oder lehnten sie sogar ab. Ein solch unfassbares Herzensopfer wurde den Himmlischen Eltern zur Wiederherstellung der Welt dargebracht.

Wenn eine Frau ein Kind bekommt, erlebt sie die Schmerzen der Geburt. Trotzdem ist es die Aufgabe der Hebamme, sie zu ermutigen, mehr zu pressen. Wie Hebammen, die eine neue Welt gebären helfen, ermutigten mein Ehemann und ich die Mitglieder unserer Vereinigungsfamilie. In der Geschichte verteidigten das koreanische Volk, seine Bauern und patriotisch gesinnte Menschen ihr Zuhause und ihre Nation, wann immer Gefahr aufkam. Mit einem solchen Geist erhoben sich unsere Mitglieder und verteidigten ihre Heimat und ihre Nation gegen den Kommunismus. Mein Mann ermutigte diese heldenhaften Frauen: „Das Volk versteht die Bedeutung der Vereinigung des Landes jetzt nicht, aber wenn sich die 30 Millionen Menschen Koreas mit der Vereinigungsbewegung zusammentun, werden diese Nation und dieses Volk nicht untergehen.“

Die gesegneten Frauen begruben ihren Schmerz in ihrem Herzen, denn sie wussten, dass ihre Mission dem Wohl der Nation diente. Rückblickend betrachtet, hat ihre Arbeit große Früchte getragen und kann nur als äußerst lobenswerter patriotischer Akt angesehen werden. Bislang blieb dies in der Geschichte unserer Nation noch verborgen, aber eines Tages wird es enthüllt werden.

Als sich die Vereinigungsbewegung auf andere Länder ausbreitete, folgten gesegnete Frauen auf der ganzen Welt dem Beispiel der frühen koreanischen Ehefrauen und deren Familien. Somit ist dieses großartige Kapitel nicht nur in der Geschichte Koreas, sondern aller Nationen geschrieben worden. Alle gesegneten Frauen stehen auf diesem Fundament und führen diese Tradition fort. Es ist die Geschichte von Frauen, die Opfer bringen, um die Nation und die Welt zu beschützen. Eine Frucht ihrer Arbeit war 20 Jahre später unsere Begegnung mit Michail Gorbatschow, dem damaligen Präsidenten der Sowjetunion. Dieses Treffen öffnete die Tür, um den jungen Menschen der ehemaligen Sowjetunion unsere auf Gott ausgerichtete Weltsicht, den demokratischen Geist und ethische Werte zu vermitteln, die zur Versöhnung von Ost und West und zum Niedergang des Kommunismus beitrugen. Eine weitere Frucht war unsere Reise nach Nordkorea im Jahr 1991, bei der wir mit dem nordkoreanischen Führer Kim Il Sung zusammentrafen. Es war eine extrem herausfordernde, aber durch und durch bedeutungsvolle Begegnung, die den Weg für den Dialog zwischen Nord- und Südkorea ebnete und den Boden für unsere Arbeit im Norden vorbereitete.




START | ZURÜCK | WEITER

.

Zurück zum Seiteninhalt