6.3 Ein Feind wird zu einem Freund - Mutter des Friedens - Hak Ja Han Moon - Memoiren

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- Kapitel 6 - Der Weg zu einer vereinten Welt -



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Ein Feind wird zu einem Freund


1946, im Jahr nach der Wiederherstellung der koreanischen Unabhängigkeit, wurde Vater Moon während einer Evangelisation in Nordkorea verhaftet. Die Polizei beschuldigte ihn, ein Spion des südkoreanischen Präsidenten Syngman Rhee zu sein, und sperrte ihn im Daedong- Gefängnis in Pjöngjang ein. Seine Bewacher folterten ihn schwer und warfen seinen für tot gehaltenen Körper hinaus in den Schnee. Dort fanden ihn seine Anhänger. In großer Trauer begannen sie mit den Vorbereitungen für seine Beerdigung. Aber Vater Moon starb nicht. Er klammerte sich an das Leben und erholte sich erstaunlicherweise mit Hilfe ihrer Gebete und pflanzlicher Arzneimittel wieder vollständig.

Ein Jahr später wurde Vater Moon erneut verhaftet, zu Zwangsarbeit in der Heungnam-Stickstoffdüngerfabrik verurteilt und in dem nahegelegenen Sonderarbeitslager Heungnam interniert. Zwei Jahre und acht Monate lang musste er dort unbeschreibliches Leid ertragen. Es war ein Ort, an dem die meisten Häftlinge innerhalb von sechs Monaten an Unterernährung und körperlicher Erschöpfung starben.

Zur gleichen Zeit wurden meine Mutter und meine Großmutter mütterlicherseits ebenfalls von der kommunistischen Polizei wegen ihrer religiösen Überzeugungen und der Ausübung ihres Glaubens inhaftiert. Nach einer schweren Zeit wurden sie schließlich wieder freigelassen. Von unserer Trennung vom Rest der Familie, von unserer Flucht 1948 mit Hilfe meines Onkels und von der sehr beschwerlichen Reise in den Süden habe ich bereits früher berichtet.

In den folgenden Jahrzehnten behandelte uns die nordkoreanische Regierung weiterhin als Feinde. In dieser Zeit führten wir weltweit Victory over Communism (VOC)-Aktivitäten durch. Ein siebentägiges öffentliches Fasten und die Gebete unserer Mitglieder im Jahr 1974 vor dem Gebäude der Vereinten Nationen wiesen auf die Notlage der in Nordkorea gefangen gehaltenen japanischen Frauen hin. Im Juni 1975, kurz nach dem Fall von Saigon, veranstalteten wir die Internationale Kundgebung für die Freiheit Koreas mit über 1,2 Millionen Menschen auf dem Yoido Plaza in Seoul, um dem Kommunismus entgegenzutreten. Eines Tages wurden wir darüber informiert, dass der nordkoreanische Führer Kim Il Sung uns ermorden lassen wollte.

Dennoch beteten mein Mann und ich unablässig furchtlos und ohne Ressentiments für die Versöhnung zwischen Nord- und Südkorea. Wir waren nicht für die Teilung der koreanischen Halbinsel verantwortlich, aber wir übernahmen Verantwortung für ihre friedliche Wiedervereinigung. Es war immer unsere tiefe Überzeugung, dass eine Beendigung des Konflikts auf der koreanischen Halbinsel die Welt in Richtung Frieden voranbringen würde. Deshalb beschlossen wir nach unserer Rückkehr von unserem Treffen mit dem sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow, auch den nordkoreanischen Vorsitzenden Kim Il Sung zu treffen, und zwar bis spätestens Ende 1991.

Seit über 40 Jahren hatten mein Mann und ich nicht in unsere Heimatstädte im Norden zurückkehren können. In den 1980er Jahren lehrten wir das Göttliche Prinzip in allen Teilen der Welt, aber nach Nordkorea, das keine Flugstunde von Seoul entfernt ist, konnten wir nicht gehen. Das Gleiche galt für alle anderen vertriebenen Koreaner, die nach dem Koreakrieg in den Süden gelangt waren. Nichts kann die Sehnsucht und den Schmerz lindern, die man empfindet, wenn man die eigene Heimat nicht besuchen kann, noch dazu, wenn sie so nahe ist. Allerdings hatten wir nicht vor, nach Nordkorea zu reisen, um unsere Heimatorte und Verwandten zu besuchen, auch wenn wir sie sehr vermissten. Tatsächlich würden die Erfahrungen, die wir im Norden gemacht hatten, die meisten Menschen davon abhalten, jemals wieder einen Fuß dorthin setzen zu wollen.

* * *

Unser Entschluss, nach Nordkorea zu reisen, erschien wie ein unmöglicher Traum. Nordkorea wollte zu jener Zeit nicht einmal Gruppen von Journalisten aus dem Westen einreisen lassen. Dennoch setzten wir unsere eindringlichen Gebete für Vergebung und Versöhnung fort und veranlassten unsere Mitglieder, auf jede erdenkliche Weise mit Nordkorea Kontakt aufzunehmen, im Glauben, dass Gott auch in einer ausweglosen Situation einen Weg zeigen kann. Als Antwort auf unsere Gebete überbrachte Mitte November 1991, während wir uns in den Vereinigten Staaten aufhielten, ein Kurier ein versiegeltes Einladungsschreiben. Wir öffneten es unter vier Augen. An uns persönlich gerichtet, hieß es darin, dass der Vorsitzende Kim Il Sung uns zu einem Besuch nach Nordkorea einlud.

Ohne jemanden über unser endgültiges Reiseziel zu informieren, packten wir unsere Koffer und reisten zum Seminarzentrum unserer Kirche auf Hawaii. Unsere Familienmitglieder und die persönlichen Mitarbeiter waren verwundert und neugierig. „Es ist warm auf Hawaii“, sagten sie. „Aber ihr packt Winterkleidung ein!“

Auf Hawaii wohnten wir im Seminarzentrum und konzentrierten uns auf das Gebet. Bevor wir einen Fuß nach Nordkorea setzen konnten, mussten wir alle schmerzlichen Gefühle auflösen, die noch in unseren Herzen existierten. Wir mussten Kim Il Sung verzeihen, dessen Regime der Nation und der Welt viel Leid zugefügt hatte, ganz zu schweigen von unserer erweiterten Familie und uns selbst. Hätten wir ihn nur als unseren Feind betrachtet, hätten wir ihm nicht vergeben können. Nur aus der Position seiner Eltern heraus und nur mit dem Herzen seiner Mutter konnte ich ihm vergeben. Um ihren zum Tode verurteilten Sohn zu retten, würde eine Mutter sogar versuchen, die Gesetze ihres Landes zu ändern. So empfindet ein mütterliches Herz. Mit dieser Herzenseinstellung gelobte ich, meinem Feind zu verzeihen. Mein Gebetsanliegen war nicht unsere sichere Rückkehr aus Nordkorea.

Es waren ernste Stunden, in denen wir ohne Unterlass beteten. Ähnlich wie Josua sieben Mal um Jericho herumzog, boten wir dem Himmel unsere Entschlossenheit und Hingabe an, während wir mehrmals Big Island Hawaii umrundeten. Erst nachdem wir den verborgenen Schmerz in uns aufgelöst hatten, informierten wir diejenigen, die davon Kenntnis haben mussten, dass wir auf dem Weg nach Nordkorea waren.

Die natürlichen Reaktionen der Menschen um uns herum waren: „Ihr reist an den Ort, der von eurem Feind kontrolliert wird. Das ist extrem gefährlich und etwas ganz anderes, als nach Moskau zu gehen. In Nordkorea gibt es keine westliche oder südkoreanische Botschaft; keinen wie auch immer gearteten Schutz. Was auch immer in dem Brief steht, Kim Il Sung wird euch auf keinen Fall die Einreise gestatten, es sei denn, er hat vor, euch für immer dort festzuhalten.“

Solche Worte, die aus Sorge um unser Wohlergehen gesprochen wurden, waren eine Versuchung, uns mit unseren persönlichen Gefühlen und Ängsten zu beschäftigen. Doch wir wussten, dass wir dem nordkoreanischen Führer Kim Il Sung wirklich vergeben und ihn mit bedingungsloser Liebe umarmen mussten, ganz gleich, wie groß das Risiko war. Wir identifizierten uns mit Jakob, der alles, was er hatte, bereitwillig hingab und sich unter Einsatz seines Lebens auf den Weg machte, um seinen Bruder Esau zu treffen, der ihn töten wollte. Nachdem Jakob 21 Jahre lang größte Entbehrungen ertragen und gleichzeitig seine aufrichtige Zuneigung gegenüber seinem Bruder bewahrt hatte, der ihn hasste, erlangte er die notwendige himmlische Weisheit, um Esaus Herz zu gewinnen. Einen Feind in einen Freund zu verwandeln, ist ohne das Herz von aufrichtigen Eltern unmöglich.

Mit einem kleinen Mitarbeiterstab flogen mein Ehemann und ich einige Tage später mit klarem Geist, Entschlossenheit und vereinten Herzen nach Peking. Als wir im Warteraum des Flughafens in Peking saßen, erschien ein nordkoreanischer Vertreter und überreichte uns eine offizielle Einladung. Das Dokument trug das amtliche Siegel von Pjöngjang. Am 30. November flog unsere Gruppe mit einem vom Vorsitzenden Kim gesandten Sonderflugzeug der Fluggesellschaft Chosŏn Minhang, Flug JS215, nach Nordkorea. Zu unserer Freude überflog es die Heimatstadt meines Mannes, Jeongju, bevor es in Pjöngjang landete.

Während das Flugzeug die Provinz Pyong-an überquerte, in der sowohl mein Mann als auch ich geboren wurden, blickten wir auf den Fluss Cheongcheon, in dem wir als Kinder gespielt hatten. Es fühlte sich an, als ob ich hinuntergreifen und seine blauen Wellen berühren könnte. War der Fluss auch während der mehr als vier Jahrzehnte, die seit der brutalen Teilung unseres Heimatlandes vergangen waren, immer friedlich geflossen?

* * *

Die Kälte des eisigen Winterwindes, die wir beim Aussteigen am Flughafen Pjöngjang-Sunan spürten, löste sich in den Umarmungen der Verwandten meines Mannes auf. Natürlich waren sie inzwischen Großmütter und Großväter geworden. Sie packten uns an den Händen und weinten. Ein Wasserfall von Tränen ergoss sich in mein Herz und sicherlich auch in das Herz meines Mannes, aber ich biss mir auf die Lippen und hielt die Tränen zurück. Es ging uns nicht um das persönliche Glück unserer Verwandten oder um unser eigenes Glück. Dafür würden wir in der Zukunft einen weiteren Besuch machen, versicherten wir uns gegenseitig. Denn wir hatten uns ohne persönliche Erwartungen diesem Unterfangen um der Sache Gottes willen und zum Wohl der Welt verpflichtet.

Wir wurden im Gästehaus Pfingstrose untergebracht. Am nächsten Tag standen wir gemäß unserer lebenslangen Tradition frühmorgens auf und beteten. Wenn es in unserem Zimmer Überwachungskameras gab, wurden alle unsere inständigen Gebete für die Vereinigung der koreanischen Halbinsel aufgezeichnet. An diesem und am nächsten Tag erhielten wir eine Führung durch Pjöngjang.

Unser Treffen mit einer Gruppe einflussreicher nordkoreanischer Regierungsmitglieder in der Mansudae-Kongresshalle am dritten Tag unseres Aufenthalts wurde in Nordkorea zu einer Legende. Mein Ehemann und ich wussten, dass das Eintreten für Gott und gegen die „Juche“-Ideologie der nordkoreanischen Regierung ein Grund sein könnte, hingerichtet zu werden, aber wir waren entschlossen, für Frieden und Vereinigung den Tod zu riskieren. Das Folgende soll festgehalten werden: Im Herzen Nordkoreas prangerte Vater Moon die Juche-Ideologie und das Juche-Reich an. Laut und deutlich sagte er: „Die Vereinigung von Nord- und Südkorea kann nicht auf der Grundlage der Juche-Ideologie des Vorsitzenden Kim Il Sung kommen. Nur durch eine auf Gott ausgerichtete Ideologie und den Head-Wing-Gedanken der Vereinigungsphilosophie können Nord- und Südkorea friedlich vereint werden, und nur so kann Korea die Nation werden, die die ganze Welt leiten kann.“ Darüber hinaus widersprach er ihrer propagandistischen Behauptung, dass der Koreakrieg mit dem Einmarsch des Südens in den Norden begonnen habe. Am Ende seiner Rede mahnte Vater Moon: „Wie können Sie sich selbst einen Führer nennen? Sie können nicht einmal Ihre eigenen Sexualorgane kontrollieren!“

Die Nordkoreaner waren völlig überrascht. Ihr Sicherheitspersonal wartete auf ein Signal, mit gezogenen Waffen in den Saal zu stürmen. Obwohl die uns begleitenden Mitglieder bis zu einem gewissen Grad wussten, was Vater Moon zu sagen plante, brach ihnen der kalte Schweiß aus. Ich war mit meinem Mann durch die ganze Welt gereist und wir hatten die Führer vieler Nationen kennen gelernt, aber nirgendwo mussten wir so mutig und ernsthaft entschlossen auftreten wie an jenem Tag in Pjöngjang.

* * *

Die Rede von Vater Moon ging weit über den Zeitplan für das Mittagessen hinaus. Dann aß man an getrennten Tischen und es herrschte Totenstille. Viele dachten, die Chancen auf ein Treffen mit dem Vorsitzenden Kim hätten sich gerade in nichts aufgelöst. Mein Mann meinte, darauf käme es nicht an; er habe nun das gesagt, was er sagen wollte und weswegen er gekommen war.

Am sechsten Tag unseres Besuchs schickte der Vorsitzende Kim zwei Hubschrauber, um uns nach Jeongju, der Heimatstadt von Vater Moon, zu bringen. Auf Anweisung des Vorsitzenden hatten Arbeiter die kleine Straße zum Elternhaus meines Mannes neu gepflastert, würdevolle Grabsteine aufgestellt und auf den Gräbern seiner Eltern Rasen angelegt. Sie hatten sogar das Geburtshaus von Vater Moon frisch gestrichen und dekoriert sowie Sand auf dem Lehmfußboden und im Hof verteilt. Wir besuchten die Gräber seiner Eltern und legten dort Blumen nieder.

Ich blickte in den Himmel in Richtung Anju, meiner Heimatstadt in 30 Kilometern Entfernung. Steht das alte Haus, das mich so behaglich beherbergt hat, noch immer? Wächst auch heute noch Mais auf dem Feld hinter dem Hof? Wo befindet sich das Grab meines Großvaters mütterlicherseits? Auf all das war ich neugierig, behielt es aber in meinem Inneren. Wir waren gekommen, um uns im Namen unserer Himmlischen Eltern mit dem Vorsitzenden Kim Il Sung zu treffen und die Zukunft unseres Heimatlandes neu zu gestalten. Wir waren um der Nation und der Welt willen gekommen. Angesichts dieser historischen Aufgabe konnte ich meine persönlichen Gefühle nicht in den Mittelpunkt stellen. Ich war an diesem Ort, damit der Tag kommt, an dem alle Koreaner und die Menschen aller Völker ihre Heimatstädte frei besuchen können.

Am siebten Tag trafen wir schließlich den Vorsitzenden Kim. Als wir die aus weißem Stein gebaute offizielle Residenz des Vorsitzenden in Majeon in der Provinz Hamgyongnam betraten, wartete er dort auf uns. Ohne Rücksicht auf das Protokoll begrüßte mein Mann den Vorsitzenden Kim, als wären sie alte Freunde, und der Vorsitzende Kim erwiderte in gleicher Weise. Wir atmeten alle tief durch, als die beiden sich freudig umarmten. Als der Vorsitzende Kim mich in traditioneller koreanischer Kleidung sah, begrüßte er mich höflich.

Der erste Punkt der Tagesordnung war das Mittagessen. Während wir aßen, begannen wir das Gespräch mit lockerem Smalltalk über Themen wie Jagen und Fischen. Nach und nach stellten Vater Moon und ich unsere aktuellen Aktivitäten vor, darunter das für den folgenden August geplante Weltkultur- und Sportfest. Als er hörte, dass es eine Segnungszeremonie für 30.000 Paare mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus der ganzen Welt beinhalten würde, bot der Vorsitzende den Myeongsasimni-Strand in Nordkoreas wunderschönem Wonsan- Distrikt, wo die Weinrosen ganz besonders schön blühen, als Veranstaltungsort an. Er versprach auch, den Hafen von Wonsan zu öffnen, um alle Paare dort hinzubringen. Dann gab es plötzlich so viele Dinge zu besprechen. Das Gespräch entwickelte eine eigene Dynamik und dauerte weit länger als ursprünglich geplant. Mit tiefer und herzlicher Liebe umarmte mein Mann seinen Feind. Auf diese Begegnung hatte er sich jahrzehntelang vorbereitet. Der Vorsitzende Kim war von unserer Aufrichtigkeit beeindruckt und nahm unsere Vorschläge während des gesamten Treffens sehr freundlich an.

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Damals riskierten Besucher aus der freien Welt ihr Leben, wenn sie nach Nordkorea reisten. Viele Kommunisten haben einen Hass auf Religion und mein Mann und ich waren die Gründer einer Religion. Darüber hinaus führten wir auch eine globale Bewegung zur Überwindung des Kommunismus an. Der Zweck unserer Reise nach Nordkorea war auch nicht die Besprechung gemeinsamer Wirtschaftsunternehmungen. Wir reisten nicht mit zweideutigen Motiven nach Nordkorea. Wir täuschten nicht Interesse an einem Nutzen für Nordkorea vor, während wir in Wirklichkeit die Reise aus Eigennutz machten. Das ist typisch für die politische Welt, aber das hatten wir nicht im Sinn. Um dem Willen der Vorsehung wirklich zu folgen, gingen wir nur mit dem Herzen Gottes, um die kommunistischen Führer zu erleuchten, sie in Liebe zu umarmen und den Weg für eine echte Vereinigung zu öffnen. Wir betraten das Land einzig im Vertrauen auf Gott und rieten seinem obersten Führer, die Anweisungen des Himmels anzunehmen.

Obwohl wir als Staatsgäste geehrt wurden, konnten wir während unserer Zeit in Nordkorea nicht ruhig schlafen, da wir wussten, dass tausende und abertausende Familien getrennt waren und sich nach einander sehnten, weil Korea noch nicht vereinigt war. Wir blieben jede Nacht wach und versuchten, durch unser aufrichtiges Gebet den himmlischen Segen mit diesem Ort zu verbinden. Die Nächte verbrachten wir damit, uns um der Vereinigung der koreanischen Halbinsel willen ganz Gott unterzuordnen. Politische Verhandlungen und wirtschaftlicher Austausch werden nur auf dem Fundament der wahren Liebe Gottes erfolgreich sein. Indem wir dies zu unserem Schwerpunkt machten, eröffneten unsere Gespräche mit dem Vorsitzenden Kim ein neues Kapitel für die Vereinigung von Nord- und Südkorea.

Rückblickend sehe ich, dass mein Mann und ich zu der Zeit, als der Kommunismus an einem Wendepunkt stand, unser Leben riskierten, um nach Moskau und Pjöngjang zu gehen. Mit freudigem Herzen nahmen wir als Vertreter der freien Welt Feinde, die uns unerbittlich verfolgt hatten, in die Arme. Dies bewegte sie in ihrem Innersten und ermöglichte unsere Versöhnung. So legten wir das Fundament für Vereinigung und Frieden. Wir gingen nicht nach Nordkorea, um etwas zu bekommen, sondern um aufrichtige, wahre Liebe zu geben. Gott zuliebe vergaben mein Mann und ich das Unverzeihliche; um der Menschheit willen liebten wir das nicht Liebenswerte.

Bald nach Abschluss unserer achttägigen Mission führte Nordkoreas Premierminister Yon Hyong-muk eine Delegation nach Seoul und unterzeichnete mit der südkoreanischen Regierung eine „Gemeinsame Erklärung zur Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel“. In den darauf folgenden Monaten errichtete unsere Bewegung in Pjöngjang ein Industrieunternehmen, die Pyonghwa Motors Fabrik, sowie das Botong River Hotel und das Weltfriedenszentrum als Eckpfeiler für die Vereinigung. Später trug die Saat, die mein Mann und ich damals säten, Früchte, als der südkoreanische Präsident Nordkorea besuchte, um über den Weg zur Wiedervereinigung zu sprechen. Auf dieser Grundlage wachsen die zarten Pflanzen von Frieden und Vereinigung. Wenn sie in voller Blüte stehen, werden die aufrichtigen Gebete, die mein Ehemann und ich für die koreanische Wiedervereinigung dargebracht haben, für immer in Erinnerung bleiben.

* * *

Nach unseren Treffen mit Präsident Gorbatschow und dem Vorsitzenden Kim bereiteten mein Ehemann und ich unsere nächsten Schritte vor. Wir konzipierten auf Gott ausgerichtete Organisationen, die das Vakuum füllen könnten, das durch den Niedergang des Kommunismus entstehen würde, und die eine wirksame Friedensentwicklung unterstützen würden. Da nun die greifbare Bedrohung durch den militanten Kommunismus mehr und mehr verblasste, war die Neubelebung von religiösem Glauben und Familienwerten der nächste Berg, den es zu erklimmen galt.

Über 50 Jahre lang hatte es gedauert, den internationalen Kommunismus in die Schranken zu weisen, aber der Niedergang der Religion und des Familienlebens ist eine subtilere und daher verhängnisvollere Bedrohung. Religiöse Leiter sind von Gott beauftragt, die Menschen zu einem verantwortungsvollen Leben aufzurufen, doch der Einfluss der Religionen hat in der heutigen Zeit abgenommen. Unsere Herausforderung besteht nun in der Stärkung des religiösen Glaubens als Kompass für die Gesellschaft.

Deshalb verstärkten wir unsere Bemühungen, religiöse Leiter zu bewegen, über ihren konfessionellen Horizont hinauszuschauen, interreligiöse Konflikte zu beenden und auf der Grundlage universell geteilter und auf Gott ausgerichteter Werte zusammenzuarbeiten. Dies sind die gleichen absoluten Werte, auf deren Grundlage wir Wissenschaftler, Medienfachleute und politische Führer zur Zusammenarbeit aufgerufen haben. Gesunde Gesellschaften aller Ethnien, Nationen und Religionen entstehen auf dem Fundament von Moral und Ethik, die wiederum auf dem Fundament der Liebe Gottes zwischen Ehemann und Ehefrau sowie Eltern und Kindern beruhen. Diese Liebe Gottes in der Familie ist die Quelle absoluter Werte, jener Werte, die von allen Religionen geteilt und gelehrt werden. Wir inspirierten religiöse Führungspersönlichkeiten, zusammenzuarbeiten und diese universell geteilten Werte zu lehren. Dafür haben wir mehr Ressourcen investiert als für das Wachstum unserer eigenen Kirche.

Unsere Vision brachte religiöse Leiter und Regierungschefs zusammen, wobei das gemeinsame Ziel des Friedens und der wahren Freiheit im Mittelpunkt stand. Namhafte Personen aus allen Gesellschaftsbereichen, die unsere Ziele unterstützen, wurden durch die Arbeit der Föderation für Weltfrieden und der Interreligiösen Föderation für Weltfrieden zu „Friedensbotschaftern“. Ab 2001 verbreiteten sich die Aktivitäten dieser Friedensbotschafter von Korea aus schnell auf der ganzen Welt. Sie entwickeln in 160 Ländern durch Projektarbeiten in einem breiten Spektrum von Feldern die Wurzeln für wahren Frieden. Wo es Streitigkeiten gibt, wo Armut die Bildung behindert, wo religiöse Intoleranz herrscht, wo die Menschen nicht ausreichend medizinisch versorgt werden, lindern Friedensbotschafter die Schmerzen der Menschen und helfen ihnen, ihr Leben zu verbessern.

Am 12. September 2005 gründeten wir schließlich im Lincoln Center in New York City eine Dachorganisation, die Universal Peace Federation (UPF). Im Anschluss an dieses Ereignis begannen mein Ehemann und ich eine Tournee durch 120 Nationen, um Friedensbotschafter zu treffen und nationale UPF-Vereine zu gründen. Die UPF bringt Menschen und Organisationen auf der ganzen Welt durch Programme zusammen, die die Verwirklichung einer Welt des wahren Friedens unterstützen.

Die Universal Peace Federation (UPF) ist heute eine Nichtregierungsorganisation (NGO) mit allgemeinem Konsultativstatus im Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen (ECOSOC), wo sie mit gleichgesinnten, friedliebenden Weltbürgern zusammenarbeitet.



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