6.5 Frieden in die Praxis umsetzen - Mutter des Friedens - Hak Ja Han Moon - Memoiren

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- Kapitel 6 - Der Weg zu einer vereinten Welt -



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Frieden in die Praxis umsetzen


In einer Reihe von Ansprachen, die als „Friedensbotschaften“ bezeichnet werden, haben Vater Moon und ich uns dafür ausgesprochen, dass die ganze Menschheit an den kulturübergreifenden Ehesegnungen teilnimmt. Interkulturelle Ehesegnungen sind die bei weitem beste Methode, die Menschheit wieder zu Gottes Kindern zu machen. Großeltern aus verfeindeten Nationen oder Religionen werden durch wunderbare gemeinsame Enkelkinder zusammenfinden.

Das ist das Ideal, und wie bei allen Idealen ist Arbeit erforderlich, um es zu verwirklichen. In Korea hört man: „Es gibt immer mehr multikulturelle Familien, aber ihr Leben scheint nicht einfacher zu werden.“ Andere sagen: „Viele Kinder werden von Schulkameraden verspottet, weil ihre Mutter aus einem fremden Land kommt.“ „Nicht nur das“, sagen wieder andere, „es kommt nicht selten vor, dass Frauen aus Übersee aufgeben und in ihre Heimatländer zurückkehren.“

Heute nimmt die Zahl der multikulturellen Familien sowohl auf dem Land als auch in den Städten Koreas zu. Wenn wir genauer hinsehen, stellen wir fest, dass diese multikulturellen Familien im Allgemeinen aus einem koreanischen Ehemann und einer Ehefrau aus einem Entwicklungsland und ihren Kindern bestehen. Es ist für Frauen aus diesen Ländern nicht leicht, sich in einem Land niederzulassen, in dem die Menschen eine ihnen fremde Sprache sprechen und einen anderen Lebensstil pflegen. Hinzu kommt, dass nicht wenige der Einheimischen auf multikulturelle Familien herabschauen und diese manchmal sogar ablehnen.

Ich verstehe solche Probleme sehr gut. Als mein Mann und ich Anfang der 1970er Jahre für unsere Mission in die Vereinigten Staaten gingen, erlebte ich Zurückweisungen und ein Gefühl der Isolation, das von der Zugehörigkeit zu einer Minderheit herrührte. Wenn dies für mich in Amerika, einer Nation mit einer heterogenen Bevölkerung, der Fall war, dann muss es in Korea, einer homogenen Nation, noch schlimmer sein. Daher hoffe und wünsche ich, diese Familien zu unterstützen, die in Korea ein glückliches Leben aufbauen wollen.

Seit den späten 1960er Jahren haben mein Ehemann und ich Frauen und Männer jenseits von Nation, Ethnie und religiösem Hintergrund miteinander bekanntgemacht und durch die Ehesegnungszeremonien multikulturelle Familien geschaffen. Ein Anstieg der Zahl multikultureller Familien in Korea war besonders nach unserer internationalen Segnungszeremonie für 6.500 koreanisch-japanische Paare im Jahr 1988 zu beobachten, dem Jahr, in dem die Olympischen Sommerspiele in Seoul stattfanden.

Damals gab es nicht viele koreanische Frauen, die bereit waren, Männer in Bauerndörfern zu heiraten, und dies entwickelte sich zu einem sozialen Problem. Bei unserer Segnungszeremonie erklärten 30. Oktober 1988: Durch die internationale Segnungszeremonie der 6.500 Paare entstanden tausende multikulturelle Familien in Korea sich Frauen aus Japan und anderen Ländern bereit, koreanische Männer zu heiraten. Alle wussten, dass dies viele Herausforderungen mit sich bringen würde. Die Stimmung des koreanischen Volkes war immer noch stark antijapanisch und viele in Korea lehnten die Vorstellung von einer japanischen Ehefrau oder Schwiegertochter ab. Auch in Japan waren die Eltern mit der Idee nicht glücklich, dass ihre Töchter – oder Söhne – jemanden aus dem wirtschaftlich weniger entwickelten Korea heirateten.

Frauen der japanischen Vereinigungsbewegung, die den Glauben an Gott, das Konzept der kindlichen Hingabe und die Idee „für andere zu leben“ verstanden, erklärten sich jedoch bereit, koreanische Männer zu heiraten und sich deren Familien zu widmen. Frauen aus Ländern wie den Philippinen, Vietnam und Thailand kamen in ähnlicher Weise nach Korea und gründeten internationale gesegnete Familien.

Daraus resultierten viele schöne Entwicklungen. Die Frauen dienten ihren koreanischen Schwiegereltern mit aufrichtiger Hingabe und schufen glückliche Familien. Auch wenn die Lebensbedingungen manchmal schwierig waren, kümmerten sie sich gewissenhaft um die alten und kranken Eltern ihrer Ehemänner. Einige erhielten sogar staatliche Auszeichnungen, weil sie ihren Schwiegereltern mit kindlicher Hingabe vorbildlich dienten. Andere wurden in ihren Dörfern zu Leiterinnen von Frauenverbänden oder Elterngruppen. Viele dieser Ehefrauen und Ehemänner sind heute unentbehrliche Mitglieder ihrer Dorfgemeinschaften.

Mein Ehemann und ich erkannten, dass es Wege gab, nicht nur unseren Kirchenmitgliedern, sondern allen Frauen in multikulturellen Familien in Korea zu helfen, und so richteten wir 2010 ein Multikulturelles Wohlfahrtszentrum ein. Das Zentrum hilft Menschen aus anderen Ländern, die koreanische Sprache zu lernen und sich in der koreanischen Gesellschaft zuhause zu fühlen. Darüber hinaus unterstützen wir Menschen mit Behinderungen und Alleinerziehende. Für die Kinder multikultureller Familien richteten wir in Korea die „Friedensschule der Wahren Liebe“ ein, um sie beim Lernen und beim Erwerb von Sprachkenntnissen zu unterstützen.

Manchmal hört man Berichte über koreanische Prominente oder hochrangige Beamte, deren Söhne sich der Verpflichtung zum Militärdienst entziehen. Das ist bei multikulturellen Familien nicht der Fall; es gibt sogar Prognosen, dass Südkorea im Jahr 2025 eine „multikulturelle Armee“ haben wird. Kinder aus internationalen und multikulturellen Familien haben oft eine doppelte Staatsbürgerschaft. Sie können daher den koreanischen Militärdienst vermeiden, indem sie sich für ihre zweite Nationalität entscheiden. Umso bemerkenswerter ist es, dass mehr als 4.000 Söhne von Paaren, die an internationalen Ehesegnungen teilnahmen, ihren Militärdienst mit Auszeichnung erfüllt haben. Darauf können sie stolz sein.

Der Abbau koreanischer Vorurteile gegenüber multikulturellen Familien wird Zeit brauchen. Daher müssen wir hart auf den Tag hinarbeiten, an dem der Begriff „multikulturelle Familie“ verschwindet; denn in diesem Begriff ist implizit eine Diskriminierung enthalten. Eine Familie ist eine Familie; es ist kein derartiges Attribut nötig, um sie zu beschreiben. Der Ausdruck „multikulturell“ sollte nicht verwendet werden, um ein Ehepaar zu bezeichnen, in dem der Mann und die Frau unterschiedlicher Nationalität sind. Dies entspricht weder dem Verständnis von der Universalität der Menschheit noch dem Willen Gottes.

Seit mehr als 50 Jahren fördern Vater Moon und ich die Harmonie zwischen Nationalitäten, Ethnien und Religionen durch die Ehesegnung. Durch die koreanisch-japanischen Ehesegnungen konnten die Barrieren zwischen diesen beiden Nationen und ihren Völkern überwunden werden. Dasselbe haben wir für Deutschland und Frankreich und viele andere Menschen ehemals verfeindeter Nationen getan. Die Paare, die die Ehesegnung erhalten haben, leben auf der Grundlage von Gottes Wort und schaffen überall auf der Welt wunderbare Familien. Wir nennen sie nicht „multikulturelle“ Familien; sie sind ganz einfach „gesegnete Familien“.

Es erscheint paradox, aber das letztendliche Ziel von Religion ist es, eine Welt zu schaffen, in der es keine Religion im Sinne einer Reparaturwerkstatt mehr gibt. Wenn alle Menschen gute Menschen werden, wird es nicht mehr notwendig sein, unsere Beziehung zu Gott zu reparieren. In gleicher Weise wird der Begriff „multikulturelle Familie“ verschwinden, wenn wir „eine Familie unter Gott“ werden und eine Welt der wahren Gleichheit und des Friedens Wirklichkeit geworden ist. Die entscheidenden Grundlagen dieser friedlichen Welt sind wahre Familien und wahre Liebe.

Wie wir sehen, hat der Weg zu einer vereinten Welt viele Facetten. Er ist zum einen eine buchstäbliche Straße, die Nationen miteinander verbindet, und zum anderen die Umarmung von Feinden, die so zu Schwestern und Brüdern werden. Er besteht in der Verwandlung eines Kriegsgebietes in einen Garten des Friedens und auch in der Vereinigung von Frauen und Männern verschiedener Ethnien in wahren Ehen, die die Welt als eine Familie unter unseren Himmlischen Eltern neu gestalten. Als Mutter des Friedens rufe ich die fast acht Milliarden Menschen auf der Welt auf, diesen Weg gemeinsam mit mir zu gehen.



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