7.6 Samen der Liebe - Mutter des Friedens - Hak Ja Han Moon - Memoiren

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- Kapitel 7 - Die Wachstumsschmerzen von heute bringen den Sonnenschein von morgen -



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Samen der Liebe


Der Film „The Shawshank Redemption“ („Die Verurteilten“) hat mich tief beeindruckt. Die Hauptfigur ist ein Mann, der zu Unrecht inhaftiert ist, viele Jahre im Gefängnis verbringt und schließlich auf der Suche nach Freiheit entkommt. Vater Moon war sechs Mal zu Unrecht inhaftiert und wegen dieser Ähnlichkeit mit der Hauptfigur bewegte der Film mein Herz. Ganz am Ende des Films schreibt der befreite Gefangene in einem Brief: „Hoffnung ist eine gute Sache, vielleicht das Beste von allem, und das Gute stirbt nie.“

Hoffnung, Liebe, Freundschaft und Schönheit sind unveränderlich, ganz gleich, wie viel Zeit vergeht, und ihr Wert ist ewig. Liebe weckt Hoffnung und Mut – selbst in den hoffnungslosesten Umständen. Heute haben viele Menschen ihre moralische Orientierung verloren und wir beklagen die Dominanz des Materialismus. Die einzige Möglichkeit, diesen Schmerz zu heilen, besteht darin, ein Leben in wahrer Liebe zum Wohl anderer zu führen und dabei nicht an sich selbst zu denken.

Wenn ich morgens meine Augen öffne, beginne ich den Tag mit Gebet und Meditation. Sehr sorgfältig überlege ich, was ich für wen tun werde, und dann handle ich danach. Religiöse Lehren wie auch politische und soziale Reformen sind wichtig, aber sie allein reichen nicht aus, um eine Welt des Glücks zu errichten. Wahre Liebe heißt, einem Nachbarn, der vor Kälte zittert, aus tiefem Mitgefühl ein Paar Socken zu geben. Manchmal verlangt sie ein sehr großes Opfer für einen völlig Fremden, den man vielleicht nie wiedersieht. Wahre Liebe gibt und vergisst, dass man gegeben hat.

Heute sind wir eine weltweit anerkannte religiöse Bewegung, aber bis in die 1970er Jahre hatten wir nicht einmal ein ansehnliches Kirchengebäude. Mein Mann und ich verwendeten das gesamte Geld, das die Mitglieder spendeten, für die Gesellschaft und die Welt. Wenn Missionare ins Ausland gingen, hatten sie nur einen Koffer dabei. Sie mussten selbst Arbeit finden und das Geld, das sie verdienten, benutzten sie dafür, ihre eigenen Missionszentren zu betreiben. Sie verwendeten die eingegangenen Spenden für die Errichtung von Schulen und Kliniken sowie für die Finanzierung von Freiwilligendiensten. Wir praktizieren diese Ethik des aufopferungsvollen Dienens seit 60 Jahren.

Der koreanische Begriff „Aewon“ bedeutet „Garten der Liebe“. Im Jahr 1994 gründeten Vater Moon und ich eine Serviceorganisation, die „Aewon-Bank“, um es allen Menschen in Korea zu ermöglichen, Nächstenliebe miteinander zu teilen. Es ist keine Bank im finanztechnischen Sinn. Vielmehr bringt sie Menschen zusammen, die ehrenamtliche Dienste anbieten, von der Ausgabe kostenloser Mahlzeiten über Wohltätigkeitskonzerte bis hin zu internationaler Hilfe.

Um dies weiter auszubauen, gründete ich die Wonmo Pyeongae Scholarship Foundation. Nach dem Tod meines Mannes war das meine erste große Unternehmung. Die Kondolenzspenden, die aus der ganzen Welt kamen, sparte ich alle als Startkapital für diesen Zweck. Ich verkaufte auch den Hubschrauber, den wir für unsere Missionsarbeit benutzt hatten, und fügte den Erlös diesen Geldern hinzu. Alles floss in eine Stiftung, aus der wir Stipendien in Höhe von 10 Millionen US-Dollar vergeben konnten, um die Ausbildung talentierter Menschen für zukünftige Aufgaben zu unterstützen. Von diesen Stipendien profitieren exzellente Studierende aus Korea, Japan, Südostasien, Afrika, Europa, Amerika und der ganzen Welt.

Natürlich hörte ich einige Leute darüber schimpfen. „Ich habe gehört, dass Mutter Moon den Hubschrauber verkauft, den sie und Vater Moon zusammen benutzt haben!“, sagte der eine und ein anderer erwiderte: „Das ist solch ein historisches Objekt. Sollte er nicht besser in ein Museum?“ Obwohl ich das Bedauern über den Verkauf des Hubschraubers respektiere und diese Gefühle voll und ganz verstehe, habe ich diese Entscheidung getroffen. Es geschah zum Wohl unserer zukünftigen Leiterschaft. Es ist wichtig, die Vergangenheit in Ehren zu halten, doch es ist wichtiger, Gottes Wort zu lehren und zukünftige Generationen von gewissenhaften Führungskräften zu fördern.

An der Tatsache, dass Bildung junge Menschen prägt und dass junge Menschen die Zukunft gestalten, wird sich niemals etwas ändern. Um eine strahlende Zukunft zu sichern, ist es absolut notwendig, talentierte, kluge und tugendhafte Jugendliche zu erziehen. Der Begriff Wonmo esteht aus den chinesischen Schriftzeichen won (圓) für „rund“ und mo (母) für „Mutter“. In der Familie ist es die Mutter, die jedes Familienmitglied trotz unterschiedlicher Persönlichkeiten mit Liebe umarmt und die Familie zur Harmonie führt. Pyeongae (平 愛) bedeutet, sich um schlechter Gestellte zu kümmern, damit alle auf der gleichen Ebene in einem Kosmos der wahren Liebe leben können. Wir schaffen die Grundlage dafür, dass eine solche Ausbildung über die Generationen hinaus Bestand hat. Wenn Kinder mit einem Kreisel spielen, ist der Anfang oft schwer, doch sobald sich der Kreisel dreht, können sie ihn mit minimalem Aufwand weiterdrehen. Bei einer Stiftung ist es das gleiche. Es ist schwer sie zu etablieren, aber sobald sie einmal besteht, ist es nicht allzu schwierig, sie fortzuführen. Bildung braucht Zeit. Wir müssen uns Tag und Nacht um unsere Jugendlichen kümmern, damit sie zu guten und moralischen Erwachsenen heranwachsen können. Neun Monate im Mutterleib sind notwendig, um ein neues Leben hervorzubringen. Selbst nach einer solchen Vorbereitungszeit kann ein Baby nicht über Nacht laufen. Kinder müssen eine Zeit des Wachstums durchlaufen.

Bei dieser Art von Arbeit vergesse ich mich ganz. Wenn wir uns den Menschen um uns herum mit der Einstellung widmen, dass nichts, was wir für Gottes Ziele geben, vergeudet ist, werden wir wahres Glück finden. Ein wahrhaft gutes Leben zu führen, bedeutet für mich, andere an die erste Stelle zu setzen. Wenn wir nicht auf unser persönliches Glück fixiert sind, wird Gott zu uns kommen.



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