2.4 Gott ist dein Vater - Mutter des Friedens - Hak Ja Han Moon - Memoiren

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- Kapitel 2 - Ich kam als die eingeborene Tochter in diese Welt -



2-4

Gott ist dein Vater


„Mein liebes Kind, wollen wir zur Kirche gehen?“


Wenn ich diese Worte hörte, rannte ich zu meiner Mutter. Sie nahm meine Hand und wir gingen gemeinsam zur Kirche. Ich glaube, der lange Spaziergang mit meiner Mutter war der Grund, warum ich so gern zur Kirche ging. Eines Sonntags, als wir nach der Kirche wieder in unserem Dorf ankamen, blieb meine Mutter auf dem Weg stehen. Sie pflückte eine am Straßenrand scheu blühende Wildblume und steckte sie mir direkt hinter dem Ohr ins Haar. Sie küsste meine Wange und flüsterte mir mit einer zarten, liebevollen Stimme zu: „Wie hübsch du aussiehst, meine einzige, kostbare Tochter des Herrn!“


Die Augen meiner Mutter sahen immer gleich aus. Sie waren klar und tief, fast als ob ihre Iris eins mit dem blauen Himmel wäre. Als ich ihren Blick erwiderte, konnte ich Spuren von Tränen in ihren Augen sehen. Da ich aber ihr tiefes Herz nicht kannte, war ich nur aufgeregt und erfreut über die Worte „einzige, kostbare Tochter des Herrn“. Mutter nannte mich oft „kostbare Tochter des Herrn“ mit einer Betonung, als ob sie beten würde. Das war ihr ganzes Leben lang der Ausdruck, den sie benutzte, wenn sie für mich, ihre einzige Tochter, betete.

Auf diese Weise wuchs ich mit dem Gefühl auf, dass es eine Ehre war, die Tochter Gottes, die Tochter des Herrn zu sein. Auch meine Großmutter mütterlicherseits, Jo Won-mo, schaute mir in die Augen und sagte mit klarer Stimme: „Gott ist dein Vater.“ Deshalb zersprang mir jedes Mal fast das Herz in der Brust, wenn ich das Wort „Vater“ hörte. Beim Wort „Vater“ dachte ich nicht so sehr an meinen eigenen Vater, sondern an unseren Himmlischen Vater. Wegen dieser Liebe in meinem Zuhause habe ich mir nie Sorgen um mein Leben gemacht. Trotz unserer Armut und obwohl mein Vater nicht bei uns war, war ich immer zufrieden. Denn ich wusste, dass Gott mein Vater und der Grund meines Lebens ist und dass Er immer an meiner Seite steht und für mich sorgt. Von Geburt an spürte ich, dass Gott meine wirklichen Eltern ist.

Heute ist mir klar, dass mir eine sensible spirituelle Intuition geschenkt worden ist, die auch mein Ehemann sehr schätzte. In seinen Ansprachen zu den Mitgliedern hob er des Öfteren meine Einsichten zu den Geschehnissen um uns herum hervor.

* * *

Meine Großmutter und meine Mutter lehrten mich, stets die Pflichten der himmlischen Liebe zu beachten und mich nicht in das hineinzusteigern, was ich persönlich durchmachte. Sie gaben mir ein Beispiel, indem sie Gott absolut und von ganzem Herzen gehorchten. Es machte ihnen nichts aus, für Ihn Anstrengungen bis zur Erschöpfung auf sich zu nehmen, selbst wenn dabei ihr eigenes Knochenmark zu schmelzen schien. Sie brachten ihre Gebetsanliegen sehr ernsthaft und gewissenhaft dar, fast als würden sie einen hohen Turm aus Steinen bauen. Sie legten auch andere außergewöhnliche Bedingungen, die ich nicht ganz verstehen konnte. Sie verbeugten sich im Verlauf eines Tages hunderte und sogar tausende Mal vor Jesus. Sie kochten Mahlzeiten für Jesus und nähten Kleider für ihn, als ob er mit uns in unserem Haus leben würde; und dann taten sie dasselbe für den Herrn, von dem sie erwarteten, dass er in Korea wiederkommen würde. Sie teilten ihren Glauben mit allen, die sie trafen, und ihre spärlichen Lebensmittel und Ressourcen mit jedem, der sie brauchte. Ihr großzügiger und mit Freude erfüllter Geist bewegte mich und prägte meinen Charakter, während ich aufwuchs.

Mehrmals am Tag stand ich am Rand unserer Veranda und blickte in den klaren Himmel. Es war erstaunlich, wie oft ich drei oder vier wunderschöne Kraniche im Flug sah. Auch nachdem die Kraniche außer Sichtweite waren, richtete ich meinen Blick gen Himmel, meine Arme eng um meine Brust geschlungen, um mein Herz festzuhalten. Ich hatte nämlich das Gefühl, dass es sich sonst aus mir herauslösen würde, um sich den Kranichen am Himmel anzuschließen.

* * *

Eines Tages fragte mich meine Mutter aus heiterem Himmel: „Weißt du, wie du geweint hast, als du geboren wurdest?“
„Ich war ein kleines Baby“, antwortete ich, „also muss ich wohl ‚Wäh‘ geweint haben.“
„Nein, das hast du nicht“, sagte sie. „Du hast ‚La-la-la-la-la‘ geweint, als ob du singen würdest! Deine Großmutter sagte: ‚Vielleicht wird dieses Kind später einmal Musikerin werden‘.“ Ich bewahrte ihre Worte in meinem Herzen, denn ich dachte, sie könnten meine Zukunft symbolisieren. Meine Mutter war aber noch nicht fertig damit, mir von meiner Kindheit zu erzählen.

Sie sagte, sie habe mich in ihren Armen gewiegt und sei eingeschlafen, nachdem sie ihre erste Schüssel Seetang-Suppe gegessen hatte, die traditionelle Mahlzeit für eine Mutter nach der Entbindung. Während sie träumte, sah sie Satan, einen monströsen Dämon, vor sich erscheinen. Er schrie so laut, dass seine furchterregende Stimme sogar von den Bergen und Flüssen dröhnte. „Wenn ich deine Tochter am Leben lasse, ist die Welt in Gefahr“, schrie er. „Ich muss sie auf der Stelle beseitigen.“ Plötzlich tat er so, als wolle er zuschlagen. Meine Mutter hielt mich fest und richtete ihre gesamte Energie auf ihn, um ihn zu besiegen.

„Satan, verschwinde sofort!“, rief sie mit kämpferischer Stimme. „Wie kannst du es wagen, ihr wehzutun, wo sie doch das kostbarste Kind des Himmels ist! Ich verstoße dich im Namen des Herrn! Verschwinde aus meiner Gegenwart! Du hast kein Recht, hier zu sein! Der Himmel hat dieses Kind beansprucht, die Tage deiner Macht sind zu Ende!“

Mutter schrie so laut, dass Großmutter ins Zimmer stürmte und sie schüttelte. Sie sammelte sich, blickte tief in mein Gesicht und suchte in ihrem Herzen nach dem Grund, warum Satan versuchte, mich anzugreifen. Sie verstand dieses Erlebnis als einen Hinweis darauf, dass ich dazu bestimmt war, den Kopf der Schlange zu zertreten. Und dies war die Antwort auf ihre Gebete und die meiner Großmutter. „Ich muss meine Tochter mit größter Hingabe erziehen“, schwor sich meine Mutter. „Ich werde sie zu einem reinen und schönen Mädchen für den Herrn erziehen und sie vor dem Schmutz der säkularen Welt schützen.“

Etwa einen Monat später hatte sie einen weiteren Traum. Diesmal kam ein himmlischer, in schimmerndes Weiß gekleideter Engel auf einer sonnenbeschienenen Wolke zu ihr. „Soon-ae“, sagte der Engel, „du wirst dich vielleicht außer Stande fühlen, dieses Kind für den Dienst vorzubereiten, den unser Himmlischer Vater im Sinn hat, aber sei nicht besorgt. Dieses Baby ist die Tochter des Herrn, und du bist ihr Kindermädchen. Verwende bitte all deine Energien darauf, das Kind in absolutem Glauben, absoluter Liebe und absolutem Gehorsam zu erziehen.“

Satan gab jedoch nicht auf. Bis wir Nordkorea verließen, erschien er meiner Mutter in Träumen, sah dabei schrecklich aus und stieß sowohl wilde wie auch unterschwellige Drohungen aus. Meine Mutter kämpfte mehrere Jahre lang hart darum, mich zu beschützen. Als sie mir von diesen Träumen erzählte, wurde ich sehr ernst: „Warum versucht Satan, mir wehzutun? Und warum verfolgt er mich immer wieder?“, fragte ich mich.



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