5.1 Die schönsten Blumen Koreas - Mutter des Friedens - Hak Ja Han Moon - Memoiren

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- Kapitel 5 - Merkmale des Himmelreichs -



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Die schönsten Blumen Koreas


Wenn Leute zum ersten Mal die Little Angels singen hören, sind sie überwältigt und werden von einer mächtigen Welle aus Liebe und Harmonie erfasst. Immer wieder höre ich Kommentare wie diese:
„Für mich klingen sie wie Engelsstimmen.“ Und wenn jemand solch eine Bewunderung ausdrückt, sprudelt aus dem nächsten noch mehr Lob hervor.
„Was ich höre, ist nicht einfach ein Lied! Es ist ein beglückender Chor, der einer ausgetrockneten Seele erfrischenden Regen bringt.“

Wenn man das charakteristische Merkmal der Vereinigungsbewegung in einem Begriff zusammenfassen will, dann ist es „die Kultur des kindlichen Herzens“. „Kindliches Herz“, wofür ich das koreanische Wort „hyojeong“ gewählt habe, bedeutet innige Hingabe und Liebe zu unseren Himmlischen Eltern. „Herz“, für das mein Mann das koreanische Wort „shimjeong“ gewählt hat, ist die Essenz der Schönheit und die ursprüngliche Wurzel der Liebe. Es ist die Schönheit, welche die Liebe dazu anregt, ewig zu strömen. Die Kultur des Herzens übersteigt Zeit und Raum. In der Welt, in der Gottes Wille verwirklicht ist, wird eine reine und unbefleckte Kultur des Herzens wie ein Fluss hervorströmen und wie eine Brise durch alle Formen der künstlerischen Kreativität wehen.

Wie Jesus sagte, gehört das Himmelreich denen, die wie Kinder sind. Ein friedlich schlafendes Kind ist der Inbegriff des Friedens. Das unschuldige Lächeln eines Kindes zeigt deutlich, was Glück ist. Die Stimme eines Kindes ist zart, aber sie öffnet die Tür zum Herzen, sie verbindet Fremde miteinander und drückt Glück und Frieden aus. Es ist die Macht von im Gesang vereinten unschuldigen Kinderstimmen, die meinen Mann und mich dazu veranlassten, die Little Angels of Korea, eine Volkstanz- und Gesangsgruppe für Kinder, zu gründen.

Während des Koreakriegs sah ich viele talentierte Künstler, die arm und obdachlos waren, einen Zufluchtsort suchten und ihre Werke und Fähigkeiten nicht zeigen konnten. In der Zeit der Nachkriegsarmut Koreas glaubten nur wenige an die Kraft der Musik und des Tanzes. Niemand hörte überhaupt zu, wenn mein Mann und ich über Kultur und Kunst sprachen. Sie schüttelten nur den Kopf und sagten: „Es ist schon schwierig genug, etwas zum Essen zu finden ... es ist Zeitverschwendung, über Kultur nachzudenken.“ Aber aus meiner Sicht ist Kultur kein Luxus; sie ist ein Lebenselixier.

5.000 Jahre lang entwickelte das koreanische Volk seine Kultur als Teil des täglichen Lebens weiter. Wir sind ein Volk der Künste. Die koreanische Kultur ist einzigartig und schön, auch wenn ein Teil davon während der Entbehrungen des 20. Jahrhunderts verlorengegangen ist. In meiner Schulzeit war das Zeichnen eine meiner Lieblingsbeschäftigungen. Ich überlegte sogar, Künstlerin zu werden. Doch anstatt auf persönlicher Ebene in diesen Traum zu investieren, half ich, die außergewöhnliche Schönheit der koreanischen Kultur auf die Weltbühne zu bringen.

So entstanden die Little Angels. Korea litt noch immer unter Armut und politischen Unruhen, als mein Mann und ich am Kindertag, dem 5. Mai 1962, The Little Angels of Korea Children´s Folk Ballet gründeten. Unsere Mitglieder hatten viele Vorbehalte: Wie sollten wir das Geld für eine Gesangs- und Tanzgruppe aufbringen, wenn uns schon das Geld für den Bau einer Kirche fehlte? Einige meinten, ein Erwachsenenchor sei besser als eine Kindertanzgruppe. Es gab vielleicht ein Dutzend Einwände gegen den Plan, aber mein Mann und ich blieben standhaft und schließlich vereinten sich alle hinter den Little Angels of Korea.

Die nächste Hürde bestand darin, einen Ort zum Üben zu finden. Es gelang uns, ein heruntergekommenes Lagerhaus kostenlos zu nutzen. Es hatte ein undichtes Dach und zerbrochene Fenster. Mit einigen rasch durchgeführten Reparaturen machten wir einen Übungssaal daraus. Da es dort keinen Ofen gab, bliesen sich die Mädchen in die Hände, um sich im Winter warm zu halten. Sobald die Nachricht über unser Vorhaben bekannt wurde, lachten die Gegner unserer Kirche und sagten: „Engel fliegen im Himmel; diese Mädchen sehen aber aus, als würden sie in einem Sumpf herumplanschen!“

Doch die Mädchen und ihre Lehrerin trainierten leidenschaftlich, um erfolgreich zu werden. Sie trugen das Motto der Little Angels in ihren Herzen: „Ein schönes Herz macht einen Tanz schön. Ein schönes Herz macht ein Lied schön. Ein schönes Herz macht das Gesicht schön.“ Drei Jahre lang gingen sie durch intensives Training und vergossen Schweiß und Tränen. Danach gingen sie auf Welttournee mit dem großartigen Slogan: „Lasst uns die koreanische Fahne in die Welt hinaustragen!“

* * *

Der erste Auftritt der Little Angels im Ausland fand im Herbst 1965 bei einem Konzert für den ehemaligen US-Präsidenten Dwight D. Eisenhower in Gettysburg, Pennsylvania, statt, einem Ort, der Berühmtheit erlangt hatte durch Präsident Lincolns Ansprache zu Ehren der Gefallenen an jenem historischen Wendepunkt des amerikanischen Bürgerkriegs. Hier begannen die Little Angels durch die Welt zu reisen, um Koreas schöne Kultur zu präsentieren. Nach dem Konzert erinnerte Präsident Eisenhower an seinen Besuch in Korea im Jahr 1952 und lobte die Tanzgruppe in den höchsten Tönen. „Es ist, als wären die Engel des Himmels auf die Erde herabgekommen“, sagte er mit einem freundlichen Lächeln.

Für Neulinge wie die Little Angels war es sehr mutig, ihren ersten öffentlichen Auftritt vor einem ehemaligen amerikanischen Präsidenten zu haben. Selbst Künstlerinnen und Künstler, die in ihren eigenen Ländern bekannt sind, können das Publikum in den Vereinigten Staaten nicht immer beeindrucken. Aber ich war überhaupt nicht besorgt. Kinder, die singen, sind die Unschuld selbst und ich wusste aus Erfahrung, dass unschuldige Kinder Harmonie und Frieden stiften.

Nach ihrer Aufführung in Gettysburg brachten die Little Angels überall Freude, wohin sie auch gingen. Sie traten an vielen Orten in den Vereinigten Staaten auf. Wenn sie mit koreanischen Liedern wie „Frühling in meiner Heimatstadt“ oder „Arirang“ begannen, runzelten die Leute zunächst die Stirn, weil sie ihnen fremd waren. Dann schlossen sie die Augen und hörten zu. Schließlich waren sie zu Tränen gerührt. Wenn die Little Angels in ihren traditionellen koreanischen Kostümen „Die kleine Braut und der Bräutigam“ tanzten, gingen die Zuschauerinnen und Zuschauer im Rhythmus mit und applaudierten aus ganzem Herzen. Wenn Tänzerinnen in traditionellen koreanischen weißen Socken in die Luft sprangen und so die eleganten und schönen Formen der koreanischen Kunst zum Ausdruck brachten, waren die Menschen aus dem Westen begeistert. Ohne ein einziges Wort zu sagen, vermittelten die Little Angels auf diese Weise unsere Tradition und Schönheit. Sie bereisten die Welt als Botschafter der koreanischen Kultur und zeigten jugendliche Energie, Reinheit und Lebensfreude, etwas, wonach sich das westliche Publikum sehnte.



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