4.5 Als ein Sommerregen auf den Rasen fiel - Mutter des Friedens - Hak Ja Han Moon - Memoiren

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- Kapitel 4 - Gottes Licht scheint auf einen dornigen Pfad -



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Als ein Sommerregen auf den Rasen fiel


In seinem 1991 erschienenen Roman „Mao II“ schrieb der amerikanische Schriftsteller Don DeLillo, dass die Massenhochzeiten der Vereinigungsbewegung wegweisend für die Zukunft der Menschheit sein könnten. Interessanterweise stellte er unsere Segnungszeremonie 1982 im Madison Square Garden so dar, als hätte sie im Yankee Stadium stattgefunden. Auf jeden Fall beschrieb DeLillo, dass unter den tausenden von jungen Paaren, die ihre Ehe und Familie Gott widmeten, Einheit und Harmonie herrschten, und bemerkte: „Wir alle sind Moonies, oder sollten es sein.“


Damals waren wir oft – nicht gerade liebevoll – als „die Moonies“ bekannt. Der Name war eine Erfindung der Medien. Wir waren neu und aufregend. Ungeachtet des Namens begriff DeLillo etwas Bedeutendes. Ich bin sicher, Millionen von Amerikanern hatten eine ähnliche Intuition. In der Tat sollte und wird jeder eines Tages an der Ehesegnung für den Weltfrieden teilnehmen.

Als mein Mann und ich im Dezember 1971 in den Vereinigten Staaten ankamen, fünf Jahre vor der Yankee Stadium Rally, sahen wir eine Welt, die wie ein Schiff ohne Kompass auf einem nicht vermessenen Ozean trieb. Die Bedrohung durch den Kommunismus wuchs und das Christentum verlor an Kraft. Christliche Theologen präsentierten sogar Rechtfertigungen für den Kommunismus. Junge Menschen irrten ohne Zweck und Ziel umher, verführt durch sexuelle Versuchungen und eine falsche Freiheit, für die die Antibabypille warb. Die Vereinigten Staaten, die mit dem Blut und Schweiß von gläubigen Menschen gegründet worden waren, die den Atlantik überquert und ihr Leben im Streben nach Religionsfreiheit riskiert hatten, brachen ihren Bund mit Gott.

Vom Augenblick unserer Ankunft in Amerika an eilten wir von himmlischer Energie erfüllt voran. Immer mehr junge Menschen in den Vereinigten Staaten und in der westlichen Welt fühlten sich von unseren idealistischen Lehren angesprochen. Wir teilten mit den Mitgliedern unsere Sorgen um die Herausforderungen, vor denen die Welt stand, und sprachen mit ihnen über die Verantwortung, die wir gemeinsam mit ihnen erfüllen wollten. „Die demokratische Welt steht aufgrund der Bedrohung durch den Kommunismus vor einer akuten Krise“, erklärten wir, „wir müssen alles investieren, um diese zu überwinden.“

Innerhalb von zwei Monaten nach unserer Ankunft führten mein Mann und ich eine Vortragsreise durch sieben Städte durch und mobilisierten Mitglieder in New York, Philadelphia, Baltimore, Washington DC, Los Angeles, San Francisco und Berkeley. Am Anfang war es schwierig, aber als wir in Kalifornien ankamen, hatten wir für unsere drei Vortragsabende überfüllte Säle. In diesen Städten engagierten sich dann einige der jungen Menschen, die an unseren Vortragsveranstaltungen teilgenommen hatten, für unsere Sache. Anfang 1973 hatten wir mehrere Bus-Teams, die das ganze Land bereisten, und in den meisten Bundesstaaten ein Missionszentrum. Aus diesen Gruppen, die durch tatkräftige Leiter und Mitglieder aus Japan und Europa und das Korean Folk Ballet verstärkt wurden, bildeten wir die One World Crusade und einen Chor, die New Hope Singers International. Wir liebten deren brennende Leidenschaft und ihren Wunsch, die Welt zu erhellen.

Durch die Energie meines Mannes hatten wir 1972, ein Jahr nach unserer Ankunft in den Vereinigten Staaten, bereits sehr viele Projekte in Gang gesetzt. Wir beriefen das erste Treffen der International Conference on the Unity of the Sciences (ICUS) im Waldorf Astoria Hotel in New York City ein. Wir gründeten den amerikanischen Zweig der Professors World Peace Academy (PWPA) und stärkten die bereits bestehende Freedom Leadership Foundation, die sich der Überwindung des Kommunismus widmete. In Belvedere lehrten wir hunderte von jungen Mitgliedern, nach Gottes Wort zu leben, und im Herbst 1973 waren unsere mobilen Teams und lokalen Zentren voll funktionsfähig, so dass wir eine zweite nationale Vortragsreise durchführten, diesmal durch 21 Städte. In jeder Stadt veranstalteten wir ein Bankett für namhafte Persönlichkeiten in Kirche und Gesellschaft. Zahlreiche Bürgermeister überreichten uns die Schlüssel zu ihrer Stadt. Anschließend hielten wir drei Abende lang öffentliche Vorträge über Gott, Amerika und die Zukunft des Christentums.

In dieser Zeit kam es in Amerika zu einer Krise. Im Jahr 1972 war Richard Nixon von einer überwältigenden Mehrheit als Präsident für eine zweite Amtsperiode gewählt worden, doch ein Jahr später hatte sich die Stimmung in der Bevölkerung gegen ihn gewandt. Die Medien und Präsident Nixons politische Gegner forderten ihn wegen der Watergate-Affäre zum Rücktritt auf. Seine möglichen Verbündeten hatten nicht die Macht, ihn zu verteidigen. Selbst christliche Leiter hielten sich zurück und schwiegen.

Es war mein Mann, der das Wort ergriff. Unsere Bewegung veröffentlichte in 21 führenden Zeitungen den Artikel: „Amerika in der Krise: Antwort auf die Watergate-Affäre: Vergebt, liebt, vereinigt euch.“ Dabei ging es nicht allein darum, Präsident Nixon zu vergeben, sagte Vater Moon, sondern – um der Welt willen – als Nation zu vergeben, zu lieben und sich zu vereinen.

Präsident Nixon war entschlossen, den Vietnamkrieg zu gewinnen und den Kommunismus von Südostasien fernzuhalten. Als Opposition verwirrten kommunistische Anhänger die amerikanische Öffentlichkeit und organisierten Demonstrationen gegen ihn auf den College-Campussen und sogar auf der National Mall (Nationalpark in Washington DC). In dem Bestreben, die Ehrfurcht vor Gott zu wecken und unter den nach Gerechtigkeit dürstenden Amerikanern ein Feuer zu entfachen, begannen unsere Mitglieder für Gott und die Würde der amerikanischen Präsidentschaft zu demonstrieren. Wir erregten die Aufmerksamkeit der Medien und der Präsident selbst wurde auf uns aufmerksam.

Anfang 1974 schickte uns Präsident Nixon eine Einladung, ihn im Weißen Haus zu treffen. Präsident Nixon war besorgt, da er sich der Wahrscheinlichkeit eines Amtsenthebungsverfahrens bewusst war. Während unsere Mitglieder intensiv für das Weiße Haus beteten, riet ihm mein Ehemann, stark zu bleiben, jedes Fehlverhalten zu bekennen und zum nationalen Gebet, zur Einheit und Erneuerung aufzurufen.

Im Anschluss an unser Treffen mit dem Präsidenten brachen wir erneut auf, diesmal um in 32 Städten zu sprechen, womit wir alle 50 Bundesstaaten, einschließlich Alaska und Hawaii, abgedeckt hatten. Zuerst waren die meisten Amerikaner perplex, als sie von einem christlichen Leiter aus dem Osten hörten. Aber uns zu kennen bedeutet, uns zu lieben, und wo immer wir hinkamen, waren die Menschen berührt und nahmen von unserer Botschaft etwas Wertvolles mit. Das öffentliche Interesse nahm von Tag zu Tag zu und mit ihm kamen Kontroversen.

Die letzte Tournee dieser Ära, eine Acht-Städte-Tournee, begann am 18. September im Madison Square Garden in New York City mit einer Rede über „Die Neue Zukunft des Christentums.“ Es war der erste wirklich große Veranstaltungsort, den die Vereinigungskirche zu füllen suchte, und die Veranstaltung hatte eine erstaunliche Wirkung. Mehr als 30.000 Menschen füllten den „Garden“, während weitere 20.000 abgewiesen werden mussten.

Ohne eine Pause einzulegen, hielten wir noch weitere Veranstaltungen ab, die die Welt beeinflussten. Unsere Zuversicht, große Arenen zu füllen, führte zu größerer Dankbarkeit gegenüber Gott, unseren Himmlischen Eltern, und gegenüber unseren Mitgliedern, die dem Göttlichen Prinzip und der Vorsehung des Himmels treu folgten und weiterhin folgen. Zur selben Zeit demonstrierten wir in Korea die Macht der Bewegung Victory Over Communism (VOC) bei einer Kundgebung von 1,2 Millionen Menschen auf der Insel Yoido in Seoul. Dies führte in den 1980er Jahren zu einer landesweiten Bewegung, deren Ziel die Wiedervereinigung von Nord- und Südkorea ist. Die VOC-Lehre verbreitete sich über Japan und Asien hinaus. Durch die Confederation of Associations for the Unity of the Societies of the Americas (CAUSA) nahmen führende Persönlichkeiten der westlichen Hemisphäre, darunter einflussreiche Politiker in Lateinamerika und 70.000 Mitglieder des Klerus, an den CAUSA-Seminaren teil.

* * *

Die Yankee Stadium Rally am 1. Juni 1976 war die erste Hälfte der God Bless America Rally, die zu Ehren der Zweihundertjahrfeier der Gründung der Vereinigten Staaten stattfand. Angesichts des Erfolgs dieser Veranstaltung beschlossen wir, nicht lange zu warten, sondern im September, nur drei Monate später, eine Veranstaltung am Washington Monument in Washington DC abzuhalten. Es überraschte nicht, dass Mitglieder der US-Regierung mit nicht gerade edlen Motiven zusammen mit engstirnigen religiösen Führern und Anti-Kult-Gruppen, die die Gefühle der Eltern von Mitgliedern ausnutzten, einen Großangriff auf uns starteten. Immer auf der Suche nach einer Kontroverse, beeinflussten die Medien ihre Leserschaft durch Artikel und Reportagen, in denen wir herabgesetzt und kritisiert wurden.

Bei den Veranstaltungen im Yankee Stadium und am Washington Monument stellten sich mehr als 30 gegnerische Gruppen, darunter die Kommunistische Partei der USA, gegen uns. Trotzdem legten mein Mann und ich völlig furchtlos und ohne jeden Gedanken daran, uns zurückzuziehen, unsere persönlichen Sicherheitsbedenken beiseite und widmeten unser Leben der Zukunft der Vereinigten Staaten. Wir investierten alles, was wir hatten, um die amerikanischen Kirchen und das amerikanische Volk für die Realität Gottes, die Wahrheit der Bibel und die überragende Bedeutung eines auf Gott gegründeten Ehe- und Familienlebens jenseits von Ethnie, Nation und Religion zu begeistern. Diese Botschaft auf der riesigen Fläche der National Mall zu verkünden, war unser Ziel und nichts konnte daran etwas ändern.

Nach langem Hin und Her erteilte die Regierung 40 Tage vor der Veranstaltung die Genehmigung für ihre Durchführung auf der National Mall. Jetzt waren die Würfel gefallen. Ich fühlte mich, als würde ich eine wasserlose Wüste mit einer 40 Tage entfernten Oase betreten. Auf der emotionalen Ebene schienen diese 40 Tage mehr als 40 Jahre zu sein.

Wohin ich auch ging, was ich auch tat, mit wem ich auch zusammen war, ich konnte nur an die Veranstaltung denken. Ich war so in sie vertieft, dass ich das Frühstück mit dem Abendessen und das Abendessen mit dem Frühstück verwechselte und das Mittagessen ganz verpasste. Ich glaube, ich war nicht die Einzige, der es so erging.

Die Veranstaltung wurde nicht abgehalten, um für die Vereinigungskirche zu werben, und auch nicht, um die Namen von Sun Myung Moon und Hak Ja Han bekanntzumachen, ganz im Gegenteil. Wir opferten innerlich und äußerlich so viel, damit sie stattfinden konnte. Wir wurden darüber informiert, dass es einen Terroranschlag geben könnte, aber wir hatten keine Angst davor.

Schließlich kam der 18. September 1976, der Tag unserer Veranstaltung zur Zweihundertjahrfeier der Vereinigten Staaten auf dem riesigen Gelände rund um das Washington Monument. Mein Mann und ich standen früh am Morgen auf, beteten zusammen und machten uns auf den Weg zur National Mall. Wir waren ernster als jemand, der auf dem Weg zum Galgen war, nicht aus Angst um uns selbst, sondern wegen der enormen Bedeutung, die das Ereignis für die Vorsehung haben würde.

Bis zum Mittag versammelten sich auf dem Platz mehr als 300.000 Menschen friedlich, hoffnungsvoll und dankbar. Es war in der Tat ein großartiger und erstaunlicher Anblick. Die amerikanischen Medien, die Regierung und bestimmte religiöse Hierarchien hatten sich gegen die Vereinigungskirche gestellt, aber wir hatten alle Herausforderungen gemeistert.

Die Menschen aus Amerikas bescheidenen Wohngebieten in Richmond, Washington DC, Baltimore, Wilmington, Philadelphia, New York, New Haven, Boston und anderen Städten versammelten sich für Gott und für Amerika. Sie waren es, die die Washington Monument Rally zu einem riesigen Erfolg machten. Unsere Mitglieder hatten alle verfügbaren Busse an der Ostküste mobilisiert – mehr als tausend – und mussten sich auf die Lippen beißen, da viele hundert Menschen an den Treffpunkten zurückgelassen werden mussten, weil keine Busse mehr für ihre Beförderung zur Verfügung standen. Dies ist ein Zeugnis für die von den Wahren Eltern ausgelöste Liebe der Menschen Amerikas für Gott und für ihr Heimatland. Wir konnten es spüren: Gott ist lebendig in Amerika.

* * *

Mein Mann und ich waren mit unserer Familie in dieses fremde Land gezogen und hatten einen herausfordernden Weg in Angriff genommen. Unsere erste Kampagne schlossen wir mit dem Erfolg der drei Großveranstaltungen ab: 1974 im Madison Square Garden, 1976 im Yankee Stadium und am Washington Monument. Unsere hingebungsvollen Gebete waren wie ein Licht, das die Dunkelheit erhellte, und es reichte über die aufgeschlossenen Menschen hinaus, die an unseren Veranstaltungen teilnahmen, um alle Amerikaner und alle Menschen in unserem globalen Dorf zu erleuchten.

Verständlicherweise hieß das amerikanische Volk meinen Mann und mich nicht automatisch herzlich willkommen, als wir aus einem Land im fernen Osten ankamen. Sie waren mit Begriffen wie „Göttliches Prinzip“ und „Wahre Eltern“, die sie zum ersten Mal hörten, nicht vertraut. Es gab nur einen Grund dafür, dass wir innerhalb von vier Jahren nach unserer Ankunft eine so breite und tiefe Resonanz erhalten konnten: Unsere Botschaft machte nicht nur Sinn, sie füllte auch die religiöse Vision mit neuem Leben, auf der die Vereinigten Staaten von Amerika gegründet sind. Das war es, was die signifikante Reaktion der Menschen auslöste. Unsere Gebete und unsere aufrichtige Hingabe sowie unsere Botschaft über die Bedeutung der Familie, mit dem Aufruf an die jungen Menschen, ihr moralisches Bewusstsein wiederzufinden und nach der Vollkommenheit der wahren Liebe im Gemeindeleben zu streben – das ist es, was die Herzen des amerikanischen Volkes bewegte; denn es ist die Gründungsvision dieser Nation.

Viele junge Menschen kamen zu der Erkenntnis, dass das Göttliche Prinzip der Wahrheit entspricht, und schlossen sich unserer Familienbewegung an. Für diese Brüder und Schwestern wurde das Göttliche Prinzip zur zentralen Lebensgrundlage. Sie teilten es mit allen, von Altersgenossen, die an der Westküste mit Rucksack unterwegs waren, bis hin zu den Elite-Führungskräften an den Universitäten und in der Regierung. Sie gewannen die Unterstützung von Menschen aller Ethnien, Berufe, Altersgruppen und Bildungsstände. Mein Mann und ich bereisten die Vereinigten Staaten, um nicht nur die Öffentlichkeit, sondern auch unsere Mitglieder zu ermutigen und zu inspirieren. Wir riefen sie auf, Schulen zu gründen, Zeitungen herauszugeben, zu promovieren, verschiedene Kulturen beispielsweise durch die Little Angels, Tanzgruppen und Rockbands zu verbinden, Fundraising zu betreiben, indem sie von Laden zu Laden und von Tür zu Tür gingen, Hauskirchen, Fischgeschäfte und Restaurants zu gründen und Freiwilligendienste zu organisieren. Auf jedem Weg, den wir beschritten, vergossen unsere Mitglieder Blut, Schweiß und Tränen. Ich betete ohne Unterlass für sie.

Die Feier zum 40. Jahrestag der Yankee Stadium Rally im Sommer 2016 in Belvedere erinnerte mich an die damaligen Ereignisse. Als ich von diesen Erinnerungen zur Gegenwart zurückkehrte, sah ich hunderte von glücklichen interkulturellen Familien, die sich auf dem Rasen von Belvedere versammelt hatten. Beim Gang zum Podium legte ich die Emotionen beiseite, die mit diesem Tag der Feier verbunden waren, und dachte über die Zukunft nach. Ich sprach mit einem Herzen voll dankbarer Liebe und ließ unsere Mitglieder wissen, dass noch viel Arbeit vor uns liegt. Wir können es uns nicht erlauben, uns mit den vor Jahrzehnten errungenen Siegen zufriedenzugeben. Am Ende des Tages verweilte ich in Belvedere. Sommerregen fiel auf den Rasen und wieder einmal fühlte ich tief in meinem Herzen den Ruf, meinen Geist zu fokussieren und als Mutter des Friedens den Weg zu einer Welt der Hoffnung und des Glücks fortzusetzen.





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