2.1 Ein Baum mit tiefen Wurzeln - Mutter des Friedens - Hak Ja Han Moon - Memoiren

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- Kapitel 2 - Ich kam als die eingeborene Tochter in diese Welt -



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Ein Baum mit tiefen Wurzeln

Als ich sanft meine Augen schloss und dem rauen Wind lauschte, der durch das Maisfeld wehte, klang es, wie wenn tausende Pferde in der Wildnis rannten. Es erinnerte an den dynamischen Geist der Goguryo-Ritter, die kraft voll über den Kontinent galoppierten. Zu anderen Zeiten vernahm ich, wenn ich in der Stille hinhörte, eine andere Art von Klang, das liebevolle „Hu! Hu!“ von Zwergohreulen in den hohen Ästen der Bäume tief in den Bergen. Ich erinnere mich an jene Sommernächte, in denen ich die Hand meiner Mutter haltend einschlief und der Ruf der Eulen in meinen Ohren hallte.


Mehr als 70 Jahre sind vergangen, aber die wunderschöne Landschaft und die beruhigenden Klänge von Anju leben noch immer in meinem Herzen. An meine Heimatstadt habe ich viele schöne Erinnerungen. Ich sehne mich nach ihr und ich möchte dorthin zurückgehen. Eines Tages werde ich sicherlich nach Hause zurückkehren.

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Als ich geboren wurde, hatte mein Vater, Han Seung-un, eine traumähnliche Vision. Er sah helles Sonnenlicht in einen dichten Pinienwald hineinstrahlen. Das Licht fiel auf zwei Kraniche, die in harmonischer Zuneigung miteinander tanzten. Daraufhin beschloss er, mich „Hak Ja“ zu nennen, was „Kranichkind“ bedeutet.

Ich gehöre zum Han-Clan von Cheongju in der Provinz Nord-Chungcheong, dem historischen Geburtsort des Clans „Chungcheong“ bedeutet „Zentrum des Herzens, das rein und klar ist“, und Cheongju bedeutet „Klares Dorf“. Wenn das Wasser in einem Fluss oder im Meer klar ist, kann man bis zum tiefen Grund die schwimmenden Fische sehen. In vergleichbarer Weise war das Herz meiner Vorfahren, die in der Stadt Cheongju lebten, durch und durch rein und demütig.

Das chinesische Zeichen für meinen Familiennamen, „Han“ (韓), hat mehrere Bedeutungen. Es kann „eins“ bedeuten, was Gott symbolisiert, oder auch „groß“, wie in groß genug, um alle geschaffenen Dinge im Universum zu umschließen; und es kann „voll“ bedeuten, im Sinne von überfließender Fülle. Der Gründungsvater des Han-Clans, Han Lan, wurde als loyaler Patriot des Königreichs Goryeo geehrt. Der König von Korea zeichnete Personen mit patriotischen Tugenden aus und belohnte sie mit Land und einem unbefristeten Sold. Der Hof trug ihre Namen in ein Ehrenbuch ein, und für Han Lan gibt es einen solchen Eintrag.

Die Geschichte von Han Lan ist folgende: Er errichtete eine Dienststelle für die Landwirtschaftsverwaltung in einem Bezirk von Cheongju namens Bangseo-dong und wandelte eine große Landfläche in produktives Ackerland um. Als ein Krieg zwischen den koreanischen Herrschern ausbrach, kam Wang Geon – ein Adliger und Armeegeneral – auf seinem Weg zur Schlacht gegen Gyeon Hweon, den König von Hu-baekje, nach Cheongju. Han Lan begrüßte Wang Geon, versorgte seine Armee von 100.000 Soldaten und schloss sich ihm auf dem Schlachtfeld an. Als Wang Geon König wurde, erklärte er Han Lan zu einem loyalen Patrioten. Han Lans Ruf als „Mitbegründer“ des Königreichs hatte über die Jahrhunderte hinweg Bestand.

33 Generationen nach Han Lan wurde ich in seiner Abstammungslinie geboren. Die Zahlen 3 und 33 sind von Bedeutung. Jesus bat drei Jünger, mit ihm in Gethsemane zu beten. Er prophezeite, dass Petrus ihn dreimal verleugnen würde, bevor der Hahn krähte. Von den Menschen abgelehnt, wurde Jesus im Alter von 33 Jahren gekreuzigt – er versprach jedoch, wiederzukommen. Er war einer von drei an jenem Tag Gekreuzigten und zu einem von ihnen sagte er: „Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.“ Am dritten Tag stand Jesus aus dem Grab auf. Die Zahl Drei steht für Himmel, Erde und Menschheit. Sie symbolisiert die vollkommene Erfüllung des himmlischen Gesetzes und auch des Naturgesetzes.

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Das koreanische Volk stammt von den Dong-yi ab, einem weisen Volk, das die Sterne studierte und das himmlische Schicksal vorhersagen konnte. Es entwickelte eine blühende, auf Landwirtschaft basierende Kultur, verehrte Gott und liebte den Frieden schon seit vorchristlichen Zeiten. Das Volk der Dong-yi errichtete Königreiche, die auf dem Namen „Han“ basierten. Manche Menschen, darunter mein Ehemann, verweisen auf Aufzeichnungen, die zeigen, dass es das Volk der Han schon vor der Gojo-seon-Ära gab, die als das erste koreanische Königreich gilt. Die Gründungslegende Koreas, die so genannte Dangun-Legende, besagt, dass wir nach dem tiefgründigen Willen Gottes als Nachkommen des Himmels auserwählt wurden.

Unser Volk wird auch das Baedal-Volk genannt. Die chinesischen Schriftzeichen für „bae“ und „dal“ stehen für Helligkeit und Brillanz. Diese Zuschreibung weist auf unsere Ehrfurcht vor Gott und unsere Liebe für Frieden und Gelassenheit hin. Bis heute ist Korea als „das Land der Morgenstille“ bekannt.

Dennoch ist die 5.000-jährige Geschichte des koreanischen Volkes von tiefer Wehmut erfüllt. Ständig marschierten fremde Mächte durch Korea, zertrampelten uns wie wildes Gras und ließen uns wie die kahlen Äste eines Baumes im kältesten Winter entblößt zurück. Trotzdem verloren wir nie unsere Wurzeln. Invasionen fremder Mächte überwanden wir mit Weisheit und Geduld und überlebten als Nation. Darauf sind wir stolz.

Man kommt nicht umhin sich zu fragen, warum Gott es zuließ, dass dieses Volk so große Härten erlitt. Ich glaube, es ging darum, ein Volk vorzubereiten, dem Er eine große Mission anvertrauen konnte. Aus der Bibel lernen wir, dass Gottes auserwähltes Volk immer große Widrigkeiten zu ertragen hat. Auf der Grundlage von Noach, Abraham und anderen zentralen Figuren der Vorsehung bereitete Gott Israel als das Volk vor, zu dem Er den Messias, Jesus Christus, senden konnte. Da dieser abgelehnt wurde, musste Gott es zulassen, dass Jesus große Prüfungen und Leiden erduldete und schließlich sein Leben am Kreuz opferte.

2.000 Jahre später vertraute Gott dem auserwählten koreanischen Volk Seinen eingeborenen Sohn und Seine eingeborene Tochter an, diejenigen, die Gottes erste Liebe empfangen können. Gott brauchte einen Mann und eine Frau, die Leid und Ablehnung ertragen und dabei immer wieder den Menschen vergeben und sie lieben konnten, um so Gottes Herz der elterlichen Liebe zu offenbaren. Gott brauchte auch eine Nation, die fähig ist, Leid um aller Nationen willen zu ertragen. Darauf bereitete Gott das koreanische Volk vor. Viele Völker haben gelitten und verschwanden schließlich aus der Geschichte, aber die Koreaner hielten durch. Deshalb vertraute Gott diesem Volk eine edle Mission an.



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