3.6 Ein kleines Boot auf stürmischer See - Mutter des Friedens - Hak Ja Han Moon - Memoiren

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- Kapitel 3 - Das Hochzeitsmahl des Lammes -



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Ein kleines Boot auf stürmischer See


In den Gassen und an den Arbeitsplätzen Südkoreas sprachen die Menschen flüsternd miteinander aus Angst und in Sorge um das Schicksal ihrer Nation. „Fühlt es sich nicht so an, als würde gleich etwas passieren?“, sagten manche, worauf Freunde antworteten: „Mir geht es genauso. Wir leben in unruhigen Zeiten. Wenn es nur jemanden gäbe, der diese Welt in Ordnung bringen könnte.“


Ich war mir sicher, dass sich solche Sorgen bald zerstreuen würden. Das Jahr unserer Heiligen Hochzeitsfeier, 1960, war ein Wendepunkt, denn sowohl im In- als auch im Ausland fanden große Veränderungen statt. In Südkorea brach sich die Sehnsucht der Menschen nach Demokratie ihren Weg und sie drängten die autoritäre Liberale Partei aus der Macht. In Übersee wurde John F. Kennedy zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt. Wir spürten, wie sich der Weg in eine neue Ära öffnete.

Aber die Geschichte verläuft niemals so einfach. Die Gräben des Kalten Krieges wurden tiefer und die Konflikte zwischen dem kommunistischen Block und der Freien Welt verschärften sich. In den osteuropäischen Staaten des Sowjetblocks wurde der Ruf der Menschen nach Demokratie immer lauter, aber der Staat unterdrückte deren Verfechter und ihre Stimmen wurden wieder leiser. Es schien, als ob die Zeit für Frieden noch nicht gekommen war. Die Menschen beteten weiter für das Erscheinen einer wahren Führungspersönlichkeit.

Große Veränderungen gab es auch für die Vereinigungsbewegung. Praktisch ganz Korea hatte sich gegen unsere Kirche gestellt, wobei die schärfste Kritik von christlichen Kirchen kam. Doch auf der neuen Grundlage einer jungen Frau in leitender Position, der Wahren Mutter, initiierten wir jetzt ökumenische Dialoge und machten den Schritt von einer christlichen Konfession zu einer weltweiten religiösen Bewegung. Unsere Mitglieder beteten, dass wir ein Leuchtturm sein würden, der neue Hoffnung auf Erlösung ausstrahlt. Insbesondere die Frauen, die so lange unterdrückt worden sind, spürten, dass eine echte Frauenbewegung in Gang gesetzt wurde.

* * *

Drei Tage nach der Heiligen Hochzeitszeremonie besuchten mein Ehemann und ich mit mehreren Mitgliedern die Ju-an-Farm in Incheon, nicht weit von der Grenze zu Nordkorea. Wir pflanzten Weinreben und Ginkgo- und Zelkoven-Bäume. Als ich einen jungen Setzling pflanzte, sprach ich ein Gebet: „Mögest du gut wachsen und ein großer, starker Baum werden, der die Früchte der Hoffnung für die Menschen in der Welt trägt.“ Ich betete nicht nur für diesen speziellen Baum, sondern für den Erfolg der Mission, die meinem Mann und mir übertragen worden war. Wie ein Baum den Menschen nicht nur Schatten, sondern auch Früchte schenkt, so sollten wir und alle Menschen des Glaubens Früchte bringen.

Von Anfang an schlugen hohe Wellen und starke Winde gegen das kleine Boot unseres jungen Ehelebens. Glücklicherweise war ich darauf vorbereitet. Man sagt, Neuvermählte kennen nichts als Glück, aber das war nicht unser Hauptzweck. Mein Mann und ich waren nicht in der Position, uns besonders auf unsere persönliche Zufriedenheit zu konzentrieren.

Unser erster Wohnraum war ein kleines, spärlich dekoriertes Zimmer im hinteren Teil der Cheongpa-dong-Kirche. Auf der einen Seite hatte es eine Verbindung zur Kapelle und auf der anderen zu einem winzigen Innenhof. Die Küche war klein und altmodisch, mit einem rauen Zementboden. Ich kochte für meinen Ehemann in dieser Küche, die wegen der Kohlebriketts immer verraucht war. Vom ersten Tag an, an dem ich sein Essen zubereitete, fühlte ich mich dort zuhause, denn sie ähnelte vielen Küchen, die meine kleine Familie früher benutzt hatte. Selbst mit kalten Händen war ich recht geschickt mit dem Schneidemesser. Als die Leute sahen, wie ich die verschiedenen Gerichte mühelos zubereitete, waren sie überrascht. Bis vor wenigen Wochen hatten sie mich nur als jugendliche Krankenschwesterschülerin gekannt.

Die Kirche war immer voller Mitglieder und mein Mann und ich verbrachten nur selten Zeit allein. In einem solch öffentlichen Rahmen saßen Vater Moon und ich einander gegenüber und sprachen über unsere Pläne für die Welt. Die Mitglieder zeigten sich besorgt und sagten zu uns: „Bitte, ihr solltet jetzt wirklich essen.“ Wir schauten dann auf die Uhr und stellten oft fest, dass es 2.00 oder 3.00 Uhr nachmittags war und wir nicht an ein Mittagessen gedacht hatten. Ich konzentrierte mich auf die vielen Aufgaben, die mir in Zukunft anvertraut werden würden. Mir wurde klar, dass nicht nur Korea, sondern die ganze Welt von mir erwartete, dass ich meine helfende Hand ausstrecken würde.

In rascher Folge kamen Kinder zur Welt, angefangen mit unserer ersten Tochter Ye-jin. Das Hauptquartier der Kirche, das zugleich auch als unser Zuhause diente, war ein kleines und schlecht isoliertes Haus im japanischen Stil. Weil ich dort Babys zur Welt brachte, wurde ich nach der Geburt krank. Ich war jung, ertrug aber, wie es Frauen von alters her getan haben, still die Schmerzen der Geburt. In meinem Herzen waren die Himmlischen Eltern in jedem Augenblick gegenwärtig. Wie schwierig die Situation und die Umgebung auch sein mochten, ich war von Freude erfüllt. Nie fehlte mir auch nur für einen Augenblick die helfende Hand Gottes, der im Hintergrund Seine Wunder wirkte.

Innerhalb von wenigen Jahren waren unsere kleinen Räumlichkeiten mit unseren vielen Kindern zum Bersten voll. Vielleicht ist das der Grund, weshalb sie liebevoll und fürsorglich miteinander aufwuchsen. Für mich waren sie kleine Abbilder Gottes. Ich küsste ihre Wangen, plauderte liebevoll mit ihnen und betete unablässig für sie. Ich wusste, dass Gott kommt, um in dem Haus zu wohnen, in dem Eltern und Kinder harmonisch zusammenleben.

Schon vor unserer Hochzeit hatte ich mich mit Blick auf die göttliche Vorsehung entschlossen, 13 Kindern das Leben zu schenken. Heute schauen die Leute einen schief an, wenn man viele Kinder hat, aber ich erkannte, dass Gott 12 Kinder wollte, um die Vollkommenheit von Ost, West, Nord und Süd zu symbolisieren. Wenn man dann noch eines hinzufügt, das der zentralen Position entspricht, erhält man 13, was den Weg für die weitere Entwicklung der Vorsehung bis zu ihrem endgültigen Abschluss öffnet.

Gottes Vorsehung für die Erlösung der Menschheit ist nicht etwas, das in einer Generation geschieht. Um sie zu erfüllen, hat Gott im Laufe der Geschichte zentrale Personen gesucht und eingesetzt. Wie hat Gott vor 2.000 Jahren Jesus, Seinen eingeborenen Sohn ohne Erbsünde, durch das Volk Israel auf diese Erde gesandt? Die Bibel berichtet, dass Gott in mehreren Stufen eine reine Abstammungslinie wiederherstellen musste. Es gibt ungelöste Fragen im Zusammenhang mit dieser Abstammungslinie, die ich zu meinen Lebzeiten klären muss, und so habe ich mich darangemacht, die Abstammungslinie des Guten, deren Mittelpunkt der Himmel ist, wiederherzustellen und rechtmäßig zu etablieren. Um dieser komplizierten Abstammungslinie Neugeburt und Auferstehung zu schenken und sie so in die wahre Abstammungslinie mit Gott im Mittelpunkt zu überführen, nahm ich bereitwillig die Risiken auf mich, die mit Schwangerschaft und Geburt einhergehen, einschließlich der Geburtsschmerzen, die das Leben einer Frau in Gottes Hand legen.

Über einen Zeitraum von 20 Jahren brachte ich 14 Kinder zur Welt. Die ersten vier wurden in unserem kleinen privaten Wohnbereich in Cheongpa-dong geboren. Erst ab der Geburt unseres fünften Kindes konnte ich in ein Krankenhaus gehen. Unsere zweite Tochter starb wenige Tage nach ihrer Geburt. Unsere letzten vier Kinder wurden per Kaiserschnitt entbunden. Es ist selten, dass eine Frau mehr als einmal durch einen Kaiserschnitt entbindet. Als ich sagte, dass ich mich zum dritten Mal einem Kaiserschnitt unterziehen wollte, zögerte mein Arzt und meinte, es sei gefährlich, vor allem für eine Frau in meinem Alter. Der Arzt verstand nicht, wie ich so ruhig auf einem weiteren Kaiserschnitt bestehen konnte. Deshalb wollte er meinem Mann die möglichen Komplikationen erklären. Ich versicherte ihm, dass mein Ehemann mir zustimmen würde, und so wurden meine beiden jüngsten Kinder ebenfalls per Kaiserschnitt geboren. Auf diese Weise konnte ich mein Versprechen erfüllen, das ich Gott schon vor meiner Hochzeit gegeben hatte.

* * *

Da mein Mann ein charismatischer spiritueller Führer war, erhielt er manchmal ungewollte Aufmerksamkeit von Frauen. Es gab einmal eine Frau, die vor ihm erschien und behauptete, Eva zu sein, und eine andere, die sich unter seinem Bett versteckte. Als wahrer Sohn Gottes und als ein wahrer Ehemann und Vater hat er nie gewankt. Er und auch ich hatten nur Mitleid mit solchen Frauen.

Auch ich habe ähnliche Zudringlichkeiten erlebt. Einmal, als mein Mann auf einer Welttournee war, rief ein fremder Mann laut: „Ich bin Adam“, sprang vor mich hin und versuchte, mich anzugreifen. Damals war ich im siebten Monat schwanger und war so schockiert, dass ich fast eine Fehlgeburt hatte. Ich erlebte dieselben Schwierigkeiten wie Vater Moon. Es gab Zeiten, da schien es nichts als Prüfungen und Leid zu geben, Zeiten, in denen ich mich im Herzen wie in einem Boot fühlte, das in stürmischer See hin- und herschlingerte.

Aber da ich meine Mission kannte, konnte ich diese Herausforderungen durch das Gebet überwinden. Diese stille Beharrlichkeit und das beständige Gebet vertieften auch das Glaubensleben der Mitglieder. Stets bemühte ich mich, ein großzügiges Herz zu bewahren. Dies und mein unerschütterlicher Glaube als junger Mensch ermutigte die anderen in meiner Umgebung. Je größer mein absoluter Gehorsam gegenüber Gott und meine Ehrfurcht vor Ihm waren, desto mehr Hoffnung empfanden alle. Manchmal hielten ältere Mitglieder meine Hand und flüsterten mir ins Ohr: „Vielen Dank für die Gnade, die du uns durch deine aufopfernde Liebe erwiesen hast.“




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