2.2 Wie eine Henne, die ihre Brut unter... - Mutter des Friedens - Hak Ja Han Moon - Memoiren

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- Kapitel 2 - Ich kam als die eingeborene Tochter in diese Welt -



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Wie eine Henne, die ihre Brut unter ihre Flügel nimmt



Als ich geboren wurde, stöhnte die Erde vor Schmerzen wie ein Schlachtfeld, auf dem Menschen gegenseitig ihr Blut vergießen. Die Menschen lebten in großer Verwirrung und Dunkelheit und nutzten sich gegenseitig herzlos aus. Ein Teil dieses schrecklichen Mosaiks waren die unbeschreiblichen Qualen der koreanische Halbinsel während der japanischen Besatzungszeit, die 40 Jahre dauerte – vom Abschluss des Protektoratsvertrags (Eul Sa Neung Yak) zwischen Korea und Japan im Jahre 1905 bis zu unserer Befreiung 1945. Während dieser Zeit der Unterdrückung wurde ich geboren.


Im Jahr 1943 kam ich am 10. Februar des Sonnenkalenders, was dem sechsten Tag des ersten Mondmonats des Jahres entsprach, um 4.30 Uhr in Anju, Provinz Süd-Pyong-an, im heutigen Nordkorea zur Welt. Ich erinnere mich genau an die Adresse unseres Hauses, 26, Sineui-ri Anju-eup, das in Chilseong-dong umbenannt wurde. Es liegt in der heutigen Stadt Anju. Mein Zuhause war nicht weit vom Zentrum des Dorfes entfernt und die umliegende Nachbarschaft vermittelte ein warmes und behagliches Gefühl, so als wären wir Küken, die sich unter einer Glucke kuscheln.

Im Gegensatz zu den strohgedeckten Häusern in der Nähe hatte unser Haus ein Ziegeldach und eine große Veranda. Dahinter erhob sich ein kleiner, grüner Hügel, der mit Kastanien- und Pinienbäumen bedeckt war. Wunderschöne Blumen blühten und bunte Blätter fielen im Rhythmus der Jahreszeiten und ich hörte alle Arten von Vögeln singen und zwitschern. Wenn der Frühling die Erde erwärmte, lächelten gelbe Forsythien hell zwischen den Zäunen und rote Azaleen blühten am Hügel. Ein kleiner Bach floss durch unseren Ort. Man konnte immer das plätschernde, lachende Geräusch seines Wassers hören, außer wenn er mitten im Winter fest zufror. Ich wuchs heran und genoss das fröhliche Zwitschern der Vögel und die Geräusche des Baches, als wären sie ein Chor der Natur. Wenn ich an das Leben in meinem Heimatort denke, empfinde ich sogar heute noch, als würde ich mich in die kuschelige und herzliche Umarmung meiner Mutter schmiegen. Diese Erinnerungen treiben mir Tränen in die Augen.

Zwischen unserem Haus und dem Hügel lag ein kleines Maisfeld, das uns gehörte. Wenn der Mais reif war, brachen die Schalen auf und gelbe Maiskörner kamen zwischen den langen, seidigen Haaren zum Vorschein. Meine Mutter kochte den reifen Mais, legte eine große Anzahl Kolben in einen Bambuskorb und lud unsere Nachbarn zum Essen ein. Sie kamen durch das aus Pfählen gebaute Tor in unser Haus, saßen in einem Kreis auf unserer Veranda und aßen mit uns Maiskolben. Ich erinnere mich, dass ich mich fragte, warum ihre Gesichter nicht sehr froh aussahen, obwohl sie dankbar ein köstliches Essen zu sich nahmen. Als ich Jahre später darüber nachdachte, wurde mir klar, dass diese Menschen aufgrund der schweren Ausbeutung durch die Besatzungsmacht verarmt waren.

Ich setzte mich zwischen die Erwachsenen und versuchte, die Kerne von einem kleinen Maiskolben zu essen, aber da ich ein kleines Kind war, gelang es mir nie. Wenn meine Mutter dies bemerkte, lächelte sie sanft, brach einige gelbe Kerne von ihrem Maiskolben ab und steckte sie mir in den Mund. Ich erinnere mich an die süßen Maiskörner in meinem Mund, als wäre es gestern gewesen.



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