7.3 Das beste Training bietet das Meer - Mutter des Friedens - Hak Ja Han Moon - Memoiren

Direkt zum Seiteninhalt

- Kapitel 7 - Die Wachstumsschmerzen von heute bringen den Sonnenschein von morgen -



7-3

Das beste Training bietet das Meer


Hinter meinem Heimatdorf Anju floss ein kleiner Bach. Man konnte immer das Plätschern des fließenden Wassers hören, außer wenn mitten im Winter alles fest zugefroren war. Ich freundete mich mit diesem Wasser an und lernte von ihm viele Wahrheiten. Wasser fließt immer von oben nach unten. Wasser umschließt alles. Es passt seine Form den Konturen an, auf die es trifft. Darüber hinaus zeigt sich das Wasser in dualen Wesensarten. Es kann friedlich und romantisch sein, wenn es still ist, aber wenn es wütend wird, kann es alles in einem einzigen Augenblick verschlucken.

Deshalb kann auch das Meer beängstigend sein. Ich liebe das Meer sehr, da man Gottes tiefen Willen darin entdecken kann. Auch mein Mann liebte das Wasser. Selbst wenn wir sehr beschäftigt waren, fanden wir Wege, einen Fluss oder das Meer zu besuchen. Wir fuhren nicht hin, um lediglich die landschaftliche Schönheit zu bewundern oder einen gemütlichen Angelausflug zu genießen. Wir ritten auf rauen Wellen, um den Menschen auf der Welt zu sagen, dass die Zukunft der Menschheit im Meer liegt. In den Vereinigten Staaten sind die Gewässer vor der Küste von Gloucester, Massachusetts, berühmt für den Thunfischfang. In den 1980er Jahren gingen mein Mann und ich wochenlang vor Tagesanbruch an Bord der „New Hope“. Wir fuhren auch dann auf das Meer hinaus, wenn selbst erfahrene Seeleute große Bedenken hatten, und rangen mit Thunfischen, die so groß waren, dass sie die Erwachsenen an Bord klein erscheinen ließen. Um einen 500-Kilo-Thunfisch zu fangen, fuhren wir weit auf die offene See hinaus und ertrugen manchmal den ganzen Tag lang hohen Wellengang. Den eigenen Körper dem tiefblauen Ozean anzuvertrauen und auf seinen Wellen zu gleiten, ist eine unvergleichliche Selbstdisziplinierung.

In solchen Situationen gaben mein Mann und ich uns große Mühe, unsere Hingabe zu vertiefen. Da wir den Weg zur Errettung der Menschheit und zum Weltfrieden kannten, ertrugen wir einen herausfordernden Lebensstil. In solch schwierigen Zeiten belohnte mich das Meer, indem es mir Klarheit hinsichtlich meines Lebenszwecks schenkte und eine Herzenseinstellung festigte, mit der ich andere umarmen konnte. Es gab mir die nötige Energie, weiterzumachen.

Wir nahmen oft junge Mitglieder mit, um auf hoher See in kleinen „Good-Go“-Booten zu fischen, an deren Entwurf mein Mann beteiligt war. Wir wollten sie zu Führungskräften ausbilden, die überall arbeiten können. Wenn wir uns in Kodiak, Alaska, aufhielten, kamen junge Leute aus der ganzen Welt, um an unserem Unterricht teilzunehmen. Ich selbst hielt ihnen keine Vorträge und predigte nicht, sondern gab ihnen nur den Rat: „Fahrt aufs Meer hinaus. Auf dem Meer werdet ihr entdecken, was Gott euch lehren will.“

Ein typischer Fischfang-Tag begann damit, dass die jungen Leute in den frühen Morgenstunden aufstanden, kniehohe Gummistiefel anzogen und bei eisigem Wind mit uns aufs hohe Meer hinausfuhren. Wenn wir ein Gebiet auf hoher See erreichten, wo man weit und breit nur Wasser sehen konnte, begannen wir mit dem sehr anstrengenden Fang von Lachs oder Heilbutt. Der Heilbutt, ein Plattfisch, lebt auf dem Bauch tief unten am Meeresgrund. Vor Kodiak hatte ich einmal einen Heilbutt am Haken, der über 90 Kilogramm wog. Zu sehen, wie ein so großer Fisch an Deck liegt und wild um sich schlägt, ist unvergesslich. Er macht solch einen Lärm! Der Fisch war so riesig, dass sich drei Frauen dahinter verstecken konnten, wenn man ihn hochhielt.

Als wir spätabends völlig erschöpft und ausgelaugt wie Frühlingszwiebel- Kimchi an Land kamen, war ich noch immer voller Freude. An solchen Tagen und selbst an Tagen, an denen ich keinen einzigen Fisch fing, lernte ich etwas über Ausdauer, die Gesetze der Natur und die Bewältigung der Herausforderungen der rauen See. Ich nenne das den Geist von Alaska.

Wenn junge Leute groß denken wollen, sollten sie aufs Meer hinausfahren. An Land ist es einfach, einem festgelegten Pfad zu folgen, aber auf dem Ozean ist es anders. In nur wenigen Stunden kann sich ein Meer, das wie ein ruhiger See dalag, so verändern, dass man eine Achterbahnfahrt auf wilden Wellen erlebt. Junge Menschen, die sich auf diesen Wellen trainieren, können große Träume verwirklichen.

* * *

Neben Gloucester und Kodiak wählten wir Hawaii und Norfolk in den USA, den Amazonas und den Río Paraguay in Lateinamerika sowie Yeosu in Korea als Zentren für die Ozean-Vorsehung. Zusätzlich zur Ausbildung junger Menschen investierten wir auch in Projekte, die mit Flüssen und Ozeanen verbunden sind. Ein Projekt in Uruguay bestand darin, aus den reichlich vorhandenen Krill- Garnelen ein proteinreiches Pulver herzustellen. Wenn es anderen nahrhaften Lebensmitteln beigemischt wird, kann es in Zeiten von Lebensmittelknappheit der Nahrung der Menschen wertvolle Nährstoffe hinzufügen.

Zu Beginn des Jahres 2000 wollten wir die Schönheit von Yeosu, einer kleinen Stadt an der Südküste der koreanischen Halbinsel, die für ihr klares Wasser bekannt ist, erschließen. In Soho-dong, außerhalb der Stadt, bauten wir das Ocean Resort-Hotel. Dort können Menschen aus der ganzen Welt die Schönheit von Land und Ozean erleben. Wir haben die Vision, dass Yeosu die maritime Freizeitindustrie Koreas voranbringt. Dies kann ein wichtiger Baustein der wirtschaftlichen Verbindung mit dem Kontinent werden, was wiederum die Entwicklung einer vereinten koreanischen Halbinsel unterstützen würde.

* * *

Es gibt ein Sprichwort: „Gib einem Mann einen Fisch und du ernährst ihn für einen Tag. Lehre einen Mann zu fischen und du ernährst ihn für sein Leben.“ Wenn man fischen kann, wird man nie hungern. Afrika hat viele Flüsse, Seen und den Ozean. Deshalb müssen wir seinen Menschen beibringen, wie man fischt und Fischfarmen anlegt. Mein Mann und ich engagieren uns seit langem für derartige Projekte.

Der Ozean ist großartig und rein. Unsere Jugend ist auch großartig und rein. Wenn sich die beiden treffen, wird sich unsere Zukunft verändern. Unsere Jugend sollte genau wie mein Mann und ich die Ärmel hochkrempeln und es mutig mit dem Ozean aufnehmen. Auf See kann man nicht nur Geist und Körper stärken, sondern auch die Zukunft der Menschheit gestalten. Ozeane bedecken 70 Prozent der Erdoberfläche. In ihren Tiefen liegen unentdeckte Schätze verborgen. Wer auf den Ozeanen Pionierarbeit leistet, wird die Welt führen.




START | ZURÜCK | WEITER

.

Zurück zum Seiteninhalt