1.7 Unser tägliches Brot gib uns heute - Mutter des Friedens - Hak Ja Han Moon - Memoiren

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- Kapitel 1 - Mein lebenslanger Herzenswunsch -



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Unser tägliches Brot gib uns heute


Als die Jünger Jesu ihn darum baten, sie das Beten zu lehren, war seine Antwort klar: „Unser tägliches Brot gib uns heute.“ 2.000 Jahre sind vergangen, seit Jesus uns dieses Gebet gelehrt hat. Es gibt jedoch noch immer so viele Menschen, mehr als wir uns vorstellen können, die kein tägliches Brot haben.


Afrika ist die Wiege der Menschheit. Manche Afrikaner leben jedoch in so armen Verhältnissen, dass ihr Hauptziel darin besteht, genug zu essen zu haben. Dieses grundlegende menschliche Bedürfnis wird oft nicht befriedigt und die Möglichkeiten für eine Grundbildung sind ebenfalls begrenzt. Viele sind mit dieser Situation konfrontiert. Jedes Mal, wenn ich nach Afrika komme, suche ich nach Lösungen für diese Probleme, die ich sehr persönlich nehme. Als das Sunhak-Friedenspreiskomitee das Thema „Menschenrechte und menschliche Entwicklung in Afrika“ für 2019 ankündigte, war ich begeistert, weil es die Aufgabe ansprach, die ich mir selbst gestellt habe.

Akinwumi Ayodeji Adesina, Präsident der African Development Bank (AFDB), und Waris Dirie, eine Frauenrechtsaktivistin, unsere Preisträger von 2019, sind Beispiele für das, was ich immer als „rechtschaffene Menschen der Tat“ angesehen habe. Dr. Adesina wurde in einer armen Bauernfamilie in Nigeria geboren. Schon in jungen Jahren erforschte er Methoden zur Modernisierung der Landwirtschaft und hegte den Traum, Afrika zu einem Kontinent der Fülle zu machen. Nach seiner Promotion in Agrarökonomie an der Purdue University in den USA kehrte er nach Afrika zurück. In den letzten 30 Jahren arbeitete er an landwirtschaftlichen Innovationen und half Millionen von Menschen dabei, das Problem des Hungers zu überwinden.

Im Februar 2019 sagte Dr. Adesina bei seinem Besuch in Korea anlässlich der Entgegennahme des Sunhak-Friedenspreises, dass es für ihn noch viel zu tun gäbe, um die Welt zu verbessern. „Nichts ist wichtiger“, erklärte er, „als Hunger und Unterernährung zu beseitigen. Hunger ist eine Anklage gegen die Menschheit. Jede Wirtschaft, die
Wachstum verkündet, ohne ihre Bevölkerung zu ernähren, ist eine gescheiterte Wirtschaft. Niemand muss hungern, ob er nun weiß, schwarz, pink, orange oder andersfarbig ist. Deshalb widme ich die gesamte Auszeichnung des Sunhak-Friedenspreises in Höhe von 500.000 US-Dollar meiner Stiftung, der World Hunger Fighters Foundation.“ Dr. Adesinas Traum vom Frieden ist es, die erforderlichen Mittel für seine Realisierung zu finden. Ich ermutigte ihn, seine edle Arbeit niemals aufzugeben.

Die andere Preisträgerin des Sunhak-Friedenspreises von 2019 war Frau Waris Dirie, eine Afrikanerin mit bemerkenswerter Willenskraft, die viele schier unbezwingbare Hindernisse überwunden hat. Frau Dirie wurde in einer somalischen Nomadenfamilie geboren. In ihrer Kindheit herrschten Bürgerkrieg, Hunger und Unterdrückung. Sie aber hatte große Träume und forderte sich und ihre Lebensumstände heraus. Schließlich wurde sie ein gefeiertes Supermodel.

1997 machte sie ihre eigene Erfahrung mit Genitalverstümmelung (Female Genital Mutilation, FGM) öffentlich und ihr Leben veränderte sich. Im Namen von Millionen afrikanischer Frauen setzte sie sich für die Beseitigung der Praxis der weiblichen Genitalverstümmelung ein. Die Vereinten Nationen ernannten sie zur Sonderbotschafterin für die Abschaffung der weiblichen Genitalverstümmelung. Sie unterstützte das Maputo-Protokoll, das FGM verbietet und von 15 afrikanischen Ländern ratifiziert wurde. Außerdem spielte sie 2012 eine bedeutsame Rolle bei der Einbringung einer UN-Resolution zum Verbot von FGM, die von der Generalversammlung einstimmig angenommen wurde. Das war aber noch nicht das Ende von Frau Diries Bemühungen. Sie gründete die Desert Flower Foundation, die Ärzte in Frankreich, Deutschland, Schweden und den Niederlanden mobilisiert, um Opfer der FGM zu behandeln. An mehreren Standorten in Afrika betreibt sie Bildungseinrichtungen, die Frauen dabei unterstützen, auf eigenen Beinen zu stehen.

Weibliche Genitalverstümmelung ist weder eine religiöse noch eine ethnische Tradition. Es ist nichts anderes als eine gewaltsame Misshandlung von Mädchen. Diese Misshandlung, einen Teil der äußeren Genitalien junger Mädchen zu entfernen, ist nicht nur ein Mittel zur Unterdrückung von Frauen, sondern auch lebensbedrohlich. Waris Dirie widmet ihr Leben der Ausrottung dieses abscheulichen Brauchs und globale Organisationen reagieren auf ihre Bemühungen. Man kann nur erahnen, wie schwierig der Weg war, den sie gegangen ist.

Waris Diries Ziel ist es auch, Frauen in Afrika zu helfen und sie zu stärken. In Afrika stehen Frauen im Überlebenskampf an vorderster Front, wenn es darum geht, ihre Familien zu schützen. Sie spielen auch eine zentrale Rolle in der Wirtschaft ihres jeweiligen Landes. Wir sollten uns daher darüber im Klaren sein, dass diese Gewalt junge afrikanische Mädchen körperlich verletzt und oft emotional verkrüppelt.

Die Menschen Afrikas sind ausgesprochen freundlich. Sie lieben ihre Familien, respektieren ihre Nachbarn und leben im Einklang mit der Natur. Gleichwohl brachte die westliche Modernisierung, wie überall auf der Welt, dem Kontinent gemischten Segen. Sein Wohlstand entsteht auf Kosten der Zerstörung von Familien- und Stammestraditionen. Ich glaube, dass die Liebe der Himmlischen Eltern die indigenen afrikanischen Werte stärken wird, welche die Interdependenz und den gemeinsamen Wohlstand fördern, und dass sie die Tränen Afrikas abwischen wird.

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Der Sunhak-Friedenspreis malt ein schönes Bild des neuen Jahrhunderts, indem er Männer und Frauen ehrt, die das Beste darstellen, was wir sein können. Er betrachtet alle Menschen als eine menschliche Familie. Der Preis ist ein Sprungbrett in eine bessere Zukunft. Er ist ein Freund von rechtschaffenen Menschen, die mit einem aufrichtigen Herzen arbeiten. Er pflanzt Samen des Friedens, die in diesem Zuhause, das wir Erde nennen, zu schönen Bäumen des Lebens und des Wissens heranwachsen und nahrhafte Früchte bringen.

In diesem Kapitel habe ich Ihnen, meinen Leserinnen und Lesern, den großen Rahmen meines Lebens vorgestellt, vom Kampf meiner Großmutter für die Befreiung eines kolonialisierten Volkes über die letzten Tage des glorreichen Lebens meines von Gott gesandten Ehemannes und meine Jahre der Trauer bis zu den neuen globalen Horizonten, die er und ich heute erschließen. Jetzt lade ich Sie ein, sich auf den Weg durch diese sich entfaltende Geschichte zu begeben, ihre Luft mit mir zu atmen, das Bittere und das Süße zu kosten, die Nadeln in den Sandstürmen zu finden und mit mir in jedem Moment die Hand unserer Himmlischen Eltern zu entdecken.



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