8.6 Frauen vereinen Religionen im Nahen Osten - Mutter des Friedens - Hak Ja Han Moon - Memoiren

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- Kapitel 8 - Die Familie ist die wichtigste Institution der Welt -



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Frauen vereinigen Religionen im Nahen Osten


Im Rahmen unserer ersten gemeinsamen Weltreise besuchten mein Mann und ich im Jahr 1969 Israel. Am Tag unserer Ankunft war es extrem heiß. Israel ist ein kleines Land, etwa ein Fünftel der Größe Südkoreas. Der Besuch der wichtigsten in der Bibel erwähnten Stätten nahm nicht viel Zeit in Anspruch. Während unserer Reise reflektierten wir darüber, warum diese Region, die uns so friedlich erschien, immer wieder von Streitigkeiten, Konflikten und Terrorismus heimgesucht wird.

Der Nahe Osten schließt das Heilige Land ein, in dem vor 2.000 Jahren Jesus geboren wurde. Es war die Heimat bedeutender Völker, deren blühende Zivilisationen die globale Kultur geprägt haben. Heute wird er jedoch von bitteren religiösen Konflikten geplagt, bei denen Terroranschläge das Leben unschuldiger Menschen fordern.

Im Vertrauen, dass Gott für unsere Sicherheit sorgen würde, begaben sich Vertreterinnen der Frauenföderation für Weltfrieden in das Herz des Nahen Ostens, um durch Versöhnung und Liebe Frieden zu stiften. Schon Ende der 1960er Jahre gingen Missionarinnen und Missionare der Vereinigungsbewegung aus Europa in Länder dieser Region, darunter Syrien, Jemen, Türkei, Jordanien, Iran und Libanon. Einige wurden verhaftet und einige wurden deportiert, aber andere fanden Wege, zu bleiben. Diejenigen, die in islamische Länder reisten, wo anderen Glaubensrichtungen das Missionieren strikt untersagt war, riskierten Inhaftierung, Prügelstrafen oder Schlimmeres durch die Behörden. Unsere Mitglieder aber setzten sich unermüdlich ein und lehrten und dienten, und allmählich begannen die Menschen vor Ort, sie zu verstehen, und öffneten ihnen die Türen zu ihren Herzen.

Mitte der 1980er Jahre brachten diese Mitglieder bedeutende islamische Geistliche zu unseren Konferenzen der Assembly of the World´s Religions und des Council for the World´s Religions. Diese Geistlichen wiederum brachten Anfang der 1990er Jahre Muslime aus dem Nahen Osten und Nordafrika – manchmal hunderte auf einmal – zu 40-tägigen Workshops über das Göttliche Prinzip in New York. Ab 1992 empfingen islamische Paare, die von der Lehre des Göttlichen Prinzips bewegt waren, dankbar den Ehesegen.

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Auf dieser Grundlage reiste ich im November 1993 in die Türkei, um über „Wahre Eltern und das Erfüllte-Testament-Zeitalter“ zu sprechen. Es gab Versuche, mich davon abzuhalten, in den Nahen Osten zu reisen, mit der Begründung, es sei extrem gefährlich und die Zuhörer würden den Saal verlassen, wenn ich eine Rede hielt, mit der sie nicht einverstanden waren. Das schreckte mich nicht im Geringsten ab, denn ich hatte schon schlimmere Situationen erlebt. Selbst wenn es nur eine Person gibt, die darauf wartet, mich zu empfangen, ist es meine Mission, als Gottes Mittlerin und eingeborene Tochter bis ans Ende der Welt zu gehen, um dieser Person zu begegnen und für sie das Tor der Erlösung zu öffnen.

So wie ich vorgewarnt worden war, stand die Hälfte der Zuhörer in Istanbul auf und verließ den Saal, weil ich in meiner Rede den Islam und den Propheten nicht erwähnte. Mir wurde klar, dass der Weg, der im Nahen Osten vor uns liegt, kein leichter Weg sein würde. Im Anschluss an dieses Ereignis stand als Nächstes Jerusalem auf dem Programm. Meine Familie und die Leiter unserer Bewegung brachten erneut ihre Besorgnis zum Ausdruck. Sie wiesen darauf hin, dass Jerusalem ein Epizentrum des Krieges sei, und wollten mich überreden, auf eine ruhigere Zeit zu warten.

Trotzdem reiste ich nach Jerusalem, wo ich nach meiner Ankunft auf ein anderes Problem stieß. Der Widerstand seitens jüdischer Leiter resultierte in der plötzlichen Stornierung unseres reservierten Veranstaltungsortes. Wir fanden zwar einen anderen Saal, aber auch dort, so wie schon in Istanbul, verließen viele Menschen während meiner Rede den Saal, weil das, was ich sagte, nicht ihren Überzeugungen entsprach. Wie in Istanbul war ich weder eingeschüchtert noch entmutigt und führte meine Rede zu Ende. Mir war klar, dass Gott wegen des Nahen Ostens tausende von Jahren gelitten hat. Nun konnte ich diesen Schmerz ein wenig nachempfinden. Ich wusste auch, dass selbst diejenigen, die vor dem Ende der Rede gegangen waren, etwas Wertvolles erhalten hatten. Und dieser kleine Same würde in ihren Herzen wachsen.

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Als die Welt in das neue Jahrtausend eintrat, hob die American Clergy Leadership Conference (ACLC) unseren Dienst für den Frieden im Nahen Osten mit einer ganz besonderen Initiative der Versöhnung zwischen Juden und Christen auf eine neue Ebene. Bei ihrem Aufruf an die Christen, das jüdische Volk zu umarmen, erkannten die ACLCMitglieder, dass das Kreuz ein Hindernis für diese Einheit darstellte. Diese amerikanischen Pastoren ersetzten daher das Kreuz als ein Zeichen von Gottes Schmerz durch die Krone der Herrlichkeit als Zeichen des Sieges Jesu durch die Auferstehung. Im Mai 2003 marschierten Pastoren aus den Vereinigten Staaten und Europa sowie aus Israel mit einem Kreuz durch die Straßen Jerusalems. Mit einem Bußund Vergebungsgebet begruben sie dieses Kreuz auf dem Blutacker, den Judas Iskariot mit den 30 Silberstücken gekauft haben soll, die er für den Verrat an Jesus erhalten hatte. Eine jüdische Frau, die bei dieser Veranstaltung anwesend war, sagte, sie habe das Gefühl, als hätten sich 4.000 Jahre der Trauer ihres Volkes endlich aufgelöst.

Im selben Jahr wurde bei einer Veranstaltung die Jerusalemer Deklaration für die Versöhnung der drei abrahamitischen Religionen angenommen. Wir hielten eine Zeremonie im Independence Park von Jerusalem ab, bei der jüdische, christliche, muslimische und drusische Geistliche Jesus zum König von Israel krönten. Unsere Botschaft war klar: Jesus kam als König der Könige zu den Menschen, aber er wurde abgelehnt und gekreuzigt, so dass er das physische Reich Gottes, dessen Nähe er angekündigt hatte, nicht verwirklichen konnte. Der Zweck der Krönungszeremonie war, dass Menschen aller abrahamitischen Religionen Jesus zum wahren König erklärten und damit ihn – und Gott – von großer Trauer befreiten. An diesem Tag und bei ähnlichen Gelegenheiten schufen wir das Umfeld, in dem religiöse Leiter aus der ganzen Welt sowie jüdische und palästinensische Israelis einander unter Tränen umarmen konnten.

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Die für den Frieden im Nahen Osten geleistete Arbeit war die Frucht der Anstrengungen vieler Arbeiter in Gottes Weinberg, einschließlich unserer Missionarinnen und Mitglieder der Frauenföderation, insbesondere aus Japan, die von der Vision der Wahren Eltern inspiriert waren. Sie hatten ihre Familien verlassen, um ein Jahrzehnt oder noch länger hingebungsvoll in dieser Region mit ihren Wüsten, Sandstürmen und extremen Naturphänomenen zu arbeiten.

Ein halbes Jahrhundert ist vergangen, seit mein Mann und ich zum ersten Mal den Nahen Osten besuchten. Ich erinnere mich noch lebhaft an die Aufregung, gemischt mit Besorgnis, die ich fühlte, als ich den heißen Wind in meinem Gesicht spürte und meine ersten Schritte in die Wüste machte. Damals, als wir drei Länder des Nahen Ostens besuchten, beteten wir inständig dafür, dass sich die gesamte Region im Herzen vereinigen und Frieden verwirklichen würde.

Für mich ist die Suche nach Frieden vergleichbar mit der Suche nach einer Nadel inmitten eines Sandsturms. Der angestrebte Erfolg wird nur durch das Eingreifen unserer Himmlischen Eltern erreicht werden. Mit absolutem Glauben, absoluter Liebe und absolutem Gehorsam hatten mein Mann und ich uns im Jahr 1960 entschlossen, niemals umzukehren, bis eine Welt des Friedens verwirklicht ist. Es macht mich unendlich traurig, dass noch immer Terrorakte geschehen. Wenn alle Menschen erkennen, welche Bedeutung die eingeborene Tochter hat, dass sie unter ihnen lebt und das Ideal der Weiblichkeit repräsentiert, wird der Kreislauf der Tragödien zu Ende gehen – sowohl im Nahen Osten als auch in der ganzen Welt.



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