1.3 Wildblumen lächeln auf einem Bergpfad - Mutter des Friedens - Hak Ja Han Moon - Memoiren

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- Kapitel 1 - Mein lebenslanger Herzenswunsch -



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Wildblumen lächeln auf einem Bergpfad


„Es hat viel geregnet und der Weg wird rutschig sein“, informiert mich meine Assistentin. „Warum ruhen Sie sich heute nicht einfach aus?“ Natürlich war sie um meine Sicherheit besorgt und ich dankte ihr, setzte aber meine Vorbereitungen fort. Im Herbst haben wir starke Regenstürme und im Winter fällt Schnee. Es gibt unzählige Gründe und Ausreden, im Haus zu bleiben. Dessen ungeachtet verließ ich nach dem Heimgang meines Ehemannes jeden Tag im Morgengrauen mein Zimmer, um an seinem Grab zu beten. Wenn ich danach zurückkam, bereitete ich sein Frühstück und später sein Abendessen vor.


Während ich den hügeligen Weg zum Bonhyangwon hinauf- und wieder zurückging, führten er und ich viele Gespräche von Herz zu Herz. Die Gedanken meines Mannes wurden zu meinen Gedanken und meine Gedanken wurden zu den seinen.

Koreanische Bonsai-Kiefern, unter denen im Frühjahr Wildblumen blühen, säumen den Pfad zum Bonhyangwon. Im Winter verschwinden Wildblumen, aber im Frühling blühen sie üppig, als würden sie miteinander konkurrieren. Auf dem steilen Weg hinauf blieb ich stehen, um mir die Gräser und Blumen genauer anzusehen. Sie stellten wunderschön ihre Farben in der strahlenden Morgensonne des Frühlings zur Schau, ob ich da war, sie zu bewundern, oder nicht. Ich ließ mich von ihrer Schönheit berauschen und streichelte die Wildblumen, bevor ich meinen Aufstieg fortsetzte. Der Weg war schwierig, aber mein Herz war ausgeglichen, ähnlich wie die Blumen.

Wenn ich am Grab meines Mannes ankam, schaute ich sorgfältig nach, ob Unkraut zwischen den Grashalmen gewachsen war oder ob Tiere Spuren hinterlassen hatten. Der Rasen auf dem Grabhügel wurde mit der Zeit immer grüner. Wenn ich allein vor seinem Grab saß, betete ich, dass alle Menschen auf der Welt so schön wie Wildblumen werden, einen so starken Geist wie Kiefern haben und immer ein erfolgreiches Leben führen mögen, so grün wie ein Sommerrasen. Auf dem Weg nach unten verabschiedete ich mich von den Blumen und Kiefern: „Meine Freunde der Natur, morgen werde ich euch wiedersehen.“

Der Weg, den ich ging, war an jedem Tag derselbe, aber das Wetter war nie gleich. Es gab Tage, an denen ich die warmen Sonnenstrahlen spürte. Es gab windige Tage oder auch regnerische Tage, an denen es donnerte und blitzte, und Tage, an denen es schneite und alles in Weiß gehüllt war.

Während dieser dreijährigen Zeit des Betens und der Andacht unternahm ich auch die gleichen Reisen durch die Vereinigten Staaten, die früher mein Ehemann gemacht hatte. Dabei legte ich über 6.000 Kilometer zurück, wie er es 1965 getan hatte. Außerdem suchte ich die zwölf Berggipfel auf, die wir gemeinsam in den Schweizer Alpen besucht hatten, um dort zu beten und zu meditieren. Durch diese Gebete und Hingabe vertiefte sich unser spirituelles Einssein bis in die Ewigkeit.

Im traditionellen Korea erwartete man eine solche Zeit der kindlichen Hingabe zum Gedenken an die verstorbenen Eltern. Als Repräsentant der Familie baute der erste Sohn westlich des Grabes seines Vaters oder seiner Mutter eine kleine Hütte und lebte drei Jahre lang darin, unabhängig vom Wetter, selbst wenn er in dieser Zeit nicht richtig essen oder seinen Lebensunterhalt bestreiten konnte. Diese drei Jahre repräsentieren die drei Jahre nach unserer Geburt, die wir ohne die volle Liebe und Fürsorge unseres Vaters und insbesondere unserer Mutter nicht überlebt hätten. Diese Zeit der Hingabe ist eine Zeit, dies anzuerkennen, Dankbarkeit zu zeigen und jene Liebe und Güte zurückzugeben.

In der heutigen Zeit gibt es zu viele Menschen, die die Güte ihres Vaters und ihrer Mutter vergessen. Von denjenigen, denen es an kindlicher Treue gegenüber ihren eigenen Eltern mangelt, ist kein Verständnis für die Himmlischen Eltern und die Wahren Eltern zu erwarten, die Tränen über das Leid der Menschheit vergossen haben. Die Menschen von heute leben ohne Verbindung zu den Wahren Eltern, da sie nicht wissen, dass sie hier auf der Erde sind.

Um Menschen zu erwecken, die Augen haben, aber nicht sehen können, brachte ich als Ehefrau meines Ehegatten zum Gedenken an den Wahren Vater im Namen aller Menschen drei Jahre lang jeden Tag Gebete dar. Mit dieser tiefen Entschlossenheit versprach ich meinem Ehemann und allen Mitgliedern unserer weltweiten Bewegung: Ich werde uns zum Geist der frühen Tage unserer Kirche zurückbringen und durch Geist und Wahrheit eine Erweckung hervorrufen.

Ich träume von einer Gemeinschaft, die sich wie die herzliche Umarmung einer Mutter anfühlt, von einer Kirche, die wie ein Zuhause ist, wo Menschen immer hinkommen und bleiben wollen. Das ist auch der Traum meines Ehemannes. Ihm zu Ehren beschloss ich, mich noch mehr als zuvor Gott und der ganzen Menschheit zu widmen. Seit jener Stunde habe ich mich nie mehr richtig ausgeruht.

Bewegt von dem unveränderlichen Herzen meines Ehemannes bereitete ich dann im Jahr 2015 sein Geschenk für die Menschheit vor – den Sunhak-Friedenspreis. Möge dieser Preis für immer Ausdruck seines ewigen Engagements für den Frieden sein.



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