6.1 Eine Straße, ein globales Dorf - Mutter des Friedens - Hak Ja Han Moon - Memoiren

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- Kapitel 6 - Der Weg zu einer vereinten Welt -



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Eine Straße, ein globales Dorf


Auf der südjapanischen Insel Kyushu gibt es eine kleine Hafenstadt namens Karatsu. Diese Stadt an den Ufern der Koreastraße ist berühmt für die Keramik, die ihren Namen trägt. Karatsu-Keramik wurde ursprünglich von koreanischen Keramikern hergestellt. In den 1980er Jahren besuchten führende Mitglieder unserer Bewegung in unserem Auft rag mehrmals diese Stadt, um ein internationales Projekt zu entwickeln. Karatsu wurde zum Ausgangspunkt für eine Initiative, die mein Ehemann auf unserer International Conference on the Unity of the Sciences (ICUS) im Herbst 1981 angekündigt hatte – den Bau einer internationalen Friedensautobahn, die den Globus umspannt.

Seine Vision ist der Bau eines Hochgeschwindigkeitsverkehrsnetzes, das den gesamten Globus verbindet. Am Tag seiner Fertigstellung wird ein Großteil unserer Welt zu einem Dorf werden, das durch eine Straße verbunden ist. Die Konstruktion dieser Friedensautobahn bietet den Völkern und Regierungen der Welt ein gemeinsames Ziel. Die transnationalen Handels- und Freizeitrouten, die sie eröffnet, werden den interethnischen Austausch von Kulturen und Gütern fördern und uns dazu anregen, in nachbarschaftlicher Harmonie zu leben.

Diese Autobahn soll durch einen Tunnel führen, der Busan in Korea mit Karatsu verbindet; dort begannen wir 1986 mit dem Bau eines Pilottunnels. Schon lange hatte ich den Wunsch gehegt, die Baustelle zu besuchen, als sich im Jahr 2016 schließlich die Gelegenheit dazu ergab. Während meines Besuchs bekräftigte ich das Engagement unserer Bewegung für die Friedensautobahn. Ich glaube, dass die Völker der Welt dazu bereit sind und die Zeit dafür reif ist, das Projekt auf der Grundlage eines globalen Plans in Angriff zu nehmen. Um der Welt diese Geschichte zu erzählen – von den Menschen auf den Straßen bis zu den Menschen in den Regierungsgebäuden –, rief ich das Peace Road-Projekt ins Leben. Durch verschiedene Aktivitäten wird dabei die Internationale Friedensautobahn bekanntgemacht. In den vergangenen Jahren hat sich daraus eine globale Friedensbewegung entwickelt, über die ich später mehr berichten werde.

Was den Bau betrifft, so sind die größten Herausforderungen die Überquerungen der Meerengen, die Alaska von Russland sowie Korea von Japan trennen. Die Trennungslinien zwischen diesen Gebieten sind sowohl physischer als auch geistiger Natur und das gemeinsame Engagement für den Bau einer sie verbindenden Straße ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Frieden für die Menschheit. Natürlich ist das keine leichte Aufgabe. Die technischen und gesellschaftlichen Herausforderungen sind einzigartig in der Geschichte. Doch ich weiß, dass es möglich ist. Dieses Projekt steht für das entscheidende Ziel, das wir in unserer Zeit erreichen müssen: die harmonische Zusammenarbeit aller Völker und Regierungen.

Einstellungen und Denkweisen, die durch das in der Geschichte zwischen Korea und Japan erfahrene Leid entstanden sind, stellen ein großes Hindernis dar und gaben Anlass, das Projekt abzulehnen. Aber wir müssen vergeben und vergessen und an die zukünftigen positiven Auswirkungen denken. Ein Unterwassertunnel, der Busan in Korea mit Karatsu in Japan verbindet, wird unsere beiderseitigen Fähigkeiten stärken, einen Beitrag zur Weltwirtschaft zu leisten. Die Städte Karatsu und Busan werden zu Drehscheiben des Welthandels werden und den eurasischen Kontinent mit dem pazifischen Raum verbinden. Der Tunnel wird sowohl die traditionellen als auch die hochmodernen Kulturgüter beider Nationen für den globalen Tourismus erschließen. Vor allem aber wird der Bau des Tunnels zu einem Ausgangspunkt des Friedens in Asien werden. Die Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern wird als Modell dienen, wie der Himmel die Wunden von Konflikten und Feindseligkeiten heilt, die in den Nationen und unter den Völkern auf der ganzen Welt zu spüren sind.

Die Realität ist jedoch, dass Korea und Japan ihre jeweils eigenen Interessen verfolgen. Ich ermutige deshalb ihre Leiter, über England und Frankreich nachzudenken, die ein Jahrhundert lang Kriege gegeneinander geführt haben und sich dennoch zusammentaten, um den Ärmelkanal-Tunnel zu bauen, der sie miteinander verbindet. Wenn das koreanische und das japanische Volk ihre Herzen öffnen und echte Vergebung und Versöhnung erreichen, werden wir den Bau des koreanisch-japanischen Friedenstunnels in unserer Zeit erleben. Dann wäre dieser Tunnel nicht nur ein Symbol für eine hoffnungsvolle Zukunft ohne Angst, sondern deren realer Bestandteil.

Mein Ehemann und ich beteten daher, dass der Bau dieses Tunnels als Teil der Friedensautobahn eine Situation schaffen möge, die man vergleichen könnte mit einem Tiefdruckgebiet über der koreanischen Halbinsel, in das die Luftmassen aus den Hochdruckgebieten über den Ländern im Osten und Westen Koreas hineinfließen, um so Einheit auf der Halbinsel herbeizuführen. Wenn ich mit mütterlichem Herzen auf eine Landkarte schaue, spüre ich eine Art von Sehnsucht zwischen der Insel und dem Kontinent, die einander auf der koreanischen Halbinsel begegnen.

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Die zweite große Herausforderung für die Internationale Friedensautobahn ist die Überquerung der Beringstraße zwischen Russland und den Vereinigten Staaten. Diese Stelle wird sich als noch schwieriger erweisen als die Koreastraße. Die Beringstraße repräsentierte in der Zeit, als die Vereinigten Staaten und Russland sich feindlich gegenüberstanden, die ideologische Trennlinie zwischen dem demokratischen und dem kommunistischen Lager. Diese beiden Nationen zu verbinden, ist ein entscheidender Schritt auf dem Weg zu Frieden und Vereinigung auf der ganzen Welt.

Mein Wunsch ist, dass alle Menschen die Möglichkeit haben, die Internationale Friedensautobahn mit dem Auto oder sogar mit dem Fahrrad von Kapstadt nach Santiago und von London nach New York zu befahren. Eine Reise mit Ihrem oder Ihrer Liebsten durch jedes Land der Welt soll so einfach sein wie ein Besuch in der Heimatstadt. Die Autobahn wird vom Kap der Guten Hoffnung an der Südspitze Afrikas bis zum Kap Hoorn an der Südspitze Südamerikas reichen. Sie wird die Beringstraße überqueren und so den afrikanischen Kontinent und Eurasien mit dem amerikanischen Kontinent verbinden. Aus der Perspektive dieser Autobahn wird Korea der Mittelpunkt sein. Durch die Gnade des Himmels wird der Geburtsort der Wahren Eltern genau in der Mitte liegen.

Viele Menschen fragen sich, wie wir eine so gewaltige Aufgabe bewältigen können. Doch die Geschichte zeigt, dass alle großen Errungenschaften inmitten von Schwierigkeiten zustandekommen. Wenn es der Wille Gottes ist, muss es auch einen Weg geben. Wir verfügen bereits über die technischen Fähigkeiten, um einen Brücke-Tunnel-Komplex über die Beringstraße zu bauen. Was die Kosten betrifft, so müssen wir sie in die richtige Perspektive rücken. Verglichen mit dem Geld, das die Welt in Kriege investiert, die nichts anderes tun, als Nationen und Menschen zu zerstören, sind die Kosten für einen Brücke-Tunnel-Komplex, der um des Friedens willen gebaut wird, unerheblich. Nationen und Bewegungen opfern Menschenleben und Ressourcen, um der Logik der Macht zu folgen – ein törichter und ungeeigneter Weg, um empfundene Ungerechtigkeiten zu beseitigen oder Streitigkeiten beizulegen. Unsere Himmlischen Eltern zeigen uns dagegen den Weg des wahren Friedens. Wie es im Buch Jesaja heißt, ist es jetzt an der Zeit, unsere Schwerter zu Pflugscharen umzuschmieden.

Ich habe das Peace Road-Projekt erwähnt. Bei seinen Veranstaltungen tragen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus allen Altersgruppen und Nationalitäten Peace Road-T-Shirts und Peace Road- Flaggen, gehen zu Fuß, fahren mit dem Fahrrad oder benutzen andere Fortbewegungsmittel, um ihre Unterstützung für die vorgeschlagene Internationale Friedensautobahn und die friedliche Vereinigung Koreas zu zeigen. Ihr Weg führt sie in Rathäuser und an öffentliche Plätze, wo Amtsträger und Prominente bei Kundgebungen sprechen, ihre Unterstützung für die Initiative bekunden und das Projekt in den örtlichen Medien bekanntmachen. Führende Persönlichkeiten und Bürger vieler Länder, darunter auch Mitglieder der International Association of Parliamentarians for Peace (IAPP), haben die Peace Road-Initiative begrüßt. Im Jahr 2015 beteiligten sich Menschen in mehr als 120 Ländern daran. Dabei umrundeten sie zusammengenommen in 93 Tagen symbolisch die Welt.



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