4.6 Ein Siegeslied ertönte aus Danbury - Mutter des Friedens - Hak Ja Han Moon - Memoiren

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- Kapitel 4 - Gottes Licht scheint auf einen dornigen Pfad -



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Ein Siegeslied ertönt aus Danbury


Mein Mann und ich waren uns durchaus bewusst, dass viele gegen uns waren. Der Vorwurf der „Gehirnwäsche“ war eine oft wiederholte Anklage. Derart niederträchtige Kritik verfolgte uns ständig. Aber solches geschieht in der Geschichte der Vorsehung Gottes und wir verstanden, warum. Die gegen uns gerichtete Bewegung in den Vereinigten Staaten erreichte ihren Höhepunkt Ende der 1970er Jahre. Die Washington Monument Rally führte zu einer Wende im Denken derer, die gehofft hatten, dass wir scheitern würden. Kritiker und Angstmacher befürchteten nun, dass sich das Vereinigungsprinzip wie ein Lauffeuer in ganz Amerika ausbreiten würde. Donald Fraser, ein Kongressabgeordneter aus Minnesota, übernahm die Initiative auf dem Capitol Hill und eröffnete eine Anhörung vor dem Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten des Repräsentantenhauses. Wir wurden der Beteiligung an einem politischen Skandal beschuldigt, der in der Presse den Spitznamen „Koreagate“ trug. Dieser Fall hatte nichts mit uns zu tun, außer dass wir aus Korea stammten, aber er sorgte für Aufmerksamkeit bei den Mitgliedern des Kongresses.

Die Anhörung im März und April 1978 endete jedoch ohne Ergebnis und der Kongressabgeordnete Fraser scheiterte danach auch mit seiner Kampagne für einen Sitz im US-Senat. Im Jahr 1980 wurde er Bürgermeister von Minneapolis und unterzeichnete später sogar eine Proklamation, in der er meinen Ehemann und mich in seiner Stadt willkommen hieß.

Da der Kongressausschuss am Ende der Untersuchung mit leeren Händen dastand, forderten diejenigen, die meinen Mann wegen irgendetwas – was auch immer – verurteilt sehen wollten, die Bundessteuerbehörde „Internal Revenue Service“ (IRS) auf, gegen uns zu ermitteln. Ab Ende der 1970er Jahre wurde unsere Kirche einer vollständigen Prüfung durch den IRS unterzogen. Wir waren überzeugt, dass wir nichts Falsches getan hatten, und öffneten unsere Bücher. Zwei Jahre lang stellten wir sogar ein eigenes Büro für das IRS-Team in unserem Hauptquartiergebäude in Manhattan zur Verfügung. „Ich habe ein Leben voller Opfer im Dienst für Amerika und die Welt gelebt“, erklärte Vater Moon öffentlich: „Ich muss mich für nichts schämen. Dieser Fall beruht auf Rassismus und religiösen Vorurteilen.“

Obwohl Vater Moon nichts Unrechtes getan hatte, gelang es dem US-Bezirksstaatsanwalt im Southern District of New York schließlich am 15. Oktober 1981 im dritten Anlauf vor einer Grand Jury (Großes Geschworenengericht), Anklage wegen Steuerhinterziehung gegen ihn zu erheben. Unser Anwalt wusste, dass die anhaltenden Angriffe der Zeitungen und Fernsehsender gegen unsere Bewegung es unmöglich machten, eine unvoreingenommene Geschworenenjury aus Bürgern von New York City einzuberufen. Auch wäre es schwierig gewesen, eine Gruppe von Geschworenen zusammenzustellen, die die Komplexität eines solchen Steuerfalls hätte verstehen können. Vater Moon beantragte deshalb ein Gerichtsverfahren ohne Geschworenenjury, aber das Gericht akzeptierte diesen Antrag nicht. Mit ihrem Plädoyer verwirrten die Anwälte der Regierung alle im Gerichtssaal, ganz besonders die Geschworenen.

Am 18. Mai 1982 fällten die Geschworenen ihr Urteil. Mein Ehemann wurde für schuldig befunden, einen Gesamtbetrag von 7.300 US-Dollar an Steuern zu schulden, die fast ein Jahrzehnt zuvor über einen Zeitraum von drei Jahren angefallen seien. Es ist üblich, dass Leute, die weitaus höhere Steuerzahlungen nicht geleistet haben, einfach eine Geldstrafe zahlen müssen. Aber galt das auch für Vater Moon, einen Evangelisten aus Korea? Der Richter schlug mit dem Hammer auf den Richtertisch und verkündete seine Entscheidung: „Ich verurteile Sie zu 18 Monaten Gefängnis und einer Geldstrafe von 25.000 Dollar.“ Unmittelbar danach stand mein Mann auf, lächelte und ging mit ausgestrecktem Arm auf den leitenden Staatsanwalt der Regierung zu, um ihm die Hand zu schütteln. Der Anwalt war verblüfft. Er drehte meinem Mann den Rücken zu, stopfte seine Papiere in seine Aktentasche und verließ den Gerichtssaal.

* * *

Viele amerikanische Kirchen schenkten unserem Fall große Aufmerksamkeit. Kirchengelder unter dem Namen des jeweiligen Pastors zu halten, war für sie gängige Praxis, doch genau das wurde zur Grundlage der Anklage gegen meinen Mann. Die Regierung verfolgte also jemanden wegen einer allgemeinen kirchlichen Praxis, und wenn sie meinen Mann dafür ins Gefängnis schicken konnten, konnte das jeden anderen ebenso ins Gefängnis bringen. Als Vater Moon für schuldig befunden wurde, erhoben sie gemeinsam ihre Stimmen. Der National Council of Churches, die United Presbyterian Church in den USA, die American Baptist Churches in den USA, die African Methodist Episcopal Church, die Unitarian Universalist Association, die Southern Christian Leadership Conference, die National Conference of Black Mayors, The Church of Jesus Christ of Latter Day Saints, die Catholic League for Religious and Civil Rights, die National Association of Evangelicals und viele andere nannten die Entscheidung „eine offensichtliche Unterdrückung der Religion“. Mit ihnen gründeten wir die Coalition for Religious Freedom und die Minority Alliance International, die im ganzen Land Kundgebungen organisierten, um gegen das Urteil zu protestieren. Es waren gewissenhafte Menschen aller Konfessionen und politischen Ansichten, die dies als Unterdrückung erkannten und gemeinsam im Namen der Freiheit demonstrierten.

Auf der Grundlage dieser parteiübergreifenden Unterstützung legten wir beim Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten Berufung ein. Zu unserer großen Enttäuschung erklärte sich der Oberste Gerichtshof im Mai 1984 für nicht zuständig und bestätigte damit das Urteil. Die Antwort meines Mannes? „Es ist der Wille Gottes.“ Er machte sich keine Sorgen, weil er ins Gefängnis gehen musste. Er hatte den Gerichtsentscheid bereits als den nächsten Schritt in Gottes Plan zur Erweckung Amerikas vom geistigen Tod interpretiert. Am 20. Juli 1984 wurde er in der Federal Correctional Institution (staatliche Justizvollzugsanstalt) in Danbury, Connecticut, inhaftiert.

Bei dieser ganzen Affäre ging es nicht um Steuern. Es ging vielmehr darum, dass die mächtigste Nation der Welt es versäumte, das Wesen unserer Bewegung und die authentischen Gründe für unser Wachstum und unseren Einfluss zu untersuchen und zu verstehen. Es war ein Missbrauch von Regierungs- und Medienmacht, der durch Angst und Ignoranz ausgelöst wurde. Aber Gott wirkt immer auf geheimnisvolle Weise. Die christlichen Gemeinschaften vereinigten sich mit uns wie nie zuvor. Bedeutende Geistliche waren empört darüber, dass das, was man – wenn überhaupt – als einen administrativen Fehler bezeichnen könnte, mit 18 Monaten Gefängnis bestraft wurde. Tausende Geistliche überall in den Vereinigten Staaten protestierten. Hunderte verbrachten eine Woche in Washington DC in der Common Suffering Fellowship. Sie studierten das Göttliche Prinzip und die amerikanische Tradition der Religionsfreiheit, besuchten ihre Kongressvertreterinnen und -vertreter, demonstrierten vor dem Weißen Haus und verkündeten, dass die Regierung, als sie Vater Moon ins Gefängnis warf, auch sie dort hineingeworfen habe.

Die Mitglieder der Vereinigungskirche auf der ganzen Welt unterstützten diese ökumenischen Aktionen in den USA und beteten unablässig. Da sie die Anfangsjahre in Korea nicht erlebt hatten, konnten sie die Tatsache, dass Vater Moon im Gefängnis war, nicht leicht verdauen. Mein Mann und ich trösteten sie jedoch: „Von nun an wird eine neue Welt beginnen“, erklärte Vater Moon unseren Mitgliedern, unserer Familie und mir. „Jetzt wird nicht nur Amerika, sondern die ganze Menschheit mit uns sein, und die Trommeln der Hoffnung werden in der ganzen Welt ertönen.“

* * *

Der 20. Juli 1984 ist ein Tag, den ich gerne aus der Geschichte auslöschen würde. An diesem Tag verließ mein Mann unser Haus und wurde im Gefängnis von Danbury eingesperrt. Als wir uns an diesem Abend um 22.00 Uhr auf den Weg machten, gab er unseren Mitgliedern, die sich in Belvedere versammelt hatten, Worte der Hoffnung und Ermutigung. Dann fuhren wir mit mehreren Mitgliedern zum Gefängnis. Ich war entschlossen, meine Gefühle nicht preiszugeben. Vater Moon hatte die Mitglieder gebeten, ihren Ärger und ihre Trauer zu überwinden. „Weint nicht um mich“, sagte er ihnen, „betet für Amerika.“

Ein Gefühl tiefer Dunkelheit senkte sich herab, als wir sahen, wie Vater Moon das Gefängnis betrat. Wir standen lange Zeit am Eingang, als ob mein Ehemann einfach umkehren und wieder herauskommen könnte. Seufzend tröstete ich alle; wir drehten uns um und entfernten uns. Mein Mann war im Begriff, in einem fremden Land eine unfaire Haftstrafe anzutreten, und ich wusste, dass ich den Leuten, die ihn dorthin gebracht hatten, verzeihen musste. Das war unsere Gelegenheit, die grundlegendste Ethik unserer Bewegung zu praktizieren: „Liebe deine Feinde und lebe für sie.“

Sich selbst zu opfern, sogar im Angesicht des Todes, und noch weiterzugehen, um denen zu vergeben und diejenigen zu lieben, die anklagen und betrügen, ist das, was wir den „Danbury-Geist“ nennen. Der Danbury-Geist besteht darin, zu geben und zu geben, selbst nachdem alles weggenommen wurde, den Beteiligten zu vergeben und dann durchzuhalten, in dem Wissen, dass etwas Größeres in Übereinstimmung mit dem himmlischen Willen geschehen wird.

Dunkelheit umgab uns auf unserer nächtlichen Heimfahrt. Meine vielen Erfahrungen während der mehr als zehn Jahre, die ich in den Vereinigten Staaten gelebt hatte, gingen mir durch den Sinn, darunter die Vortragsreisen, bei denen wir den Kontinent durchquert hatten, und die wegweisenden Konferenzen, die die Welt der Wissenschaftler, Professoren, Theologen und Geistlichen neu gestalteten. Und es gab die Jugend mit ihrer grenzenlosen Energie, die das neue Leben in Gottes Liebe willkommen hieß. Dieser Weg war anstrengend, aber unglaublich lohnend gewesen, und in diesem Licht war die Inhaftierung meines Mannes eine bittere Pille, die man schlucken musste, ein schweres Kreuz, das es zu tragen galt.

Als Ehefrau hatte ich auch mit ganz persönlichen Schmerzen zu kämpfen. Mein Mann war fast 65 Jahre alt und es würde für ihn nicht leicht sein, sich in den Vereinigten Staaten dem Gefängnisleben zu stellen, ohne die englische Sprache zu beherrschen. Es war noch nicht so lange her, dass ich unser 14. Kind zur Welt gebracht hatte. Wenn mein Mann im Gerichtssaal oder vor einem Ausschuss des Kongresses erschien oder zu unseren Mitgliedern sprach, war ich jedes Mal bei ihm gewesen. Und jetzt das. Geistig und physisch war es sehr hart für mich. Gleichzeitig musste ich das durch seine Abwesenheit entstandene Führungsvakuum füllen.

Mein Mann kannte meine Gedanken und fokussierte sich und mich und unsere Bewegung auf den Weg nach vorn. Gleich als Erstes am nächsten Morgen war er am Telefon. „Überbringe diese Botschaft den Mitgliedern“, sagte er zu mir, „entzündet ein Signalfeuer für das Christentum gemäß dem Ruf Gottes.“

Ich teilte seine Worte mit unseren Leitern und Mitgliedern. Angespornt durch meinen Mann wusste ich, was wir zu tun hatten: „Jetzt hat uns Gott unsere nächste Möglichkeit gegeben“, sagte ich ihnen. „Wir müssen auf der Grundlage all dessen, was wir bisher geschafft haben, das erreichen, wozu wir berufen sind. Durch konstruktives Handeln und ernsthafte geistige Bedingungen wird Gottes Herz bewegt werden. Unsere aufrichtige Hingabe wird Satan dazu bringen, sich zu ergeben. Jetzt ist die Zeit gekommen. Die Geschichte wird dies als die Begrüßung eines neuen Zeitalters festhalten.“

* * *

Es gibt ein Sprichwort: „Vom Regen in die Traufe kommen“, und tatsächlich raubte mir ein Besorgnis erregender Vorfall fast den Atem. Ein wichtiger Leiter unserer Bewegung, der in Amerika Pionierarbeit für unsere Bewegung geleistet und meinen Mann und mich in den Vereinigten Staaten aktiv verteidigt hatte, wurde plötzlich vermisst. Wir erfuhren bald, dass Dr. Bo Hi Pak entführt und in einem Keller irgendwo in New York City eingesperrt worden war. Seine Entführer erklärten, sie seien bereit, ihn zu töten.

Unsere Tageszeitungen The News World und The Washington Times hatten kommunistische Unterwanderungen aufgedeckt und CAUSA hatte in zahlreichen Vorträgen vor tausenden von Geistlichen die ideologischen Behauptungen des Marxismus widerlegt. Die Kommunisten waren wütend darüber, dass die Religionsfreiheit in den Vereinigten Staaten unserer Bewegung einen solchen Einfluss ermöglicht hatte. Ohne den Polizeiapparat, den sie in Nordkorea gehabt hätten, waren die Möglichkeiten für eine linke Zelle, gegen uns zu handeln, begrenzt. Doch jetzt betrachteten sie uns wegen der Abwesenheit von Vater Moon als verwundbar. Sie griffen zu krimineller Gewalt und entführten Dr. Pak.

Da mein Mann im Gefängnis war, musste ich das Problem allein lösen. Als Erstes betete ich ernsthaft, dass der entführte gläubige Mann meine Stimme hören würde. Dann rief ich den US-Senator Orrin Hatch an. Senator Hatch war ein warmherziger und fairer Mann, der sich bei den Anhörungen des Kongresses für uns ausgesprochen hatte.

„Diese Entführung beruht weder auf persönlichem Groll, noch geht es um Geld“, teilte ich ihm mit. „Es ist ein Angriff auf einen Mann, der durch die Medien und durch Aufklärung ihre Bosheit entlarvt.“ Senator Hatch antwortete, dass er das FBI bitten würde, sofort zu ermitteln. Anwälte und meine engsten Berater sagten mir, dass die Eröffnung einer Untersuchung durch das FBI die Wahrscheinlichkeit von Gewalt seitens der Entführer erhöhen würde und dass es besser wäre, zu verhandeln. Ich konnte ihnen nicht zustimmen und setzte mein verzweifeltes Gebet fort.

Wie Dr. Pak uns später mitteilte, hatten sich seine Umstände nach kurzer Zeit verschlechtert. Die Entführer schlugen ihn heftig und versetzten ihm Elektroschocks. Er verlor das Bewusstsein und fiel auf einen kalten Kellerboden. Zu diesem Zeitpunkt hörte er eine Stimme: „Du hast nicht viel Zeit, aber heute werden sie dir nicht mehr weiter zusetzen. Du wirst dein Leben retten, wenn du innerhalb der nächsten 12 Stunden fliehst. Du kannst es schaffen; nutze alle zur Verfügung stehenden Mittel.“

Dr. Pak hörte meine Gebete in einem Traum. Er erlangte sein Bewusstsein wieder und war entschlossen zu fliehen. Mit seinem klugen Verstand brachte er die Entführer dazu, die Bedingungen seiner Gefangenschaft zu lockern, und schaffte die Flucht. Am nächsten Tag kehrte er nach Hause zurück und berichtete mir bald darauf ausführlich, was geschehen war. „Die Stimme der Wahren Mutter, die ich in der Dunkelheit hörte, klang wie eine Offenbarung Gottes. Deine Worte weckten mich plötzlich auf und gaben mir die Weisheit und die Kraft, meine Entführer zu überlisten.“

* * *

Während sich solche Ereignisse abspielten, wurde aus einer sehr schwierigen Zeit eine, in der ich voller Tatkraft war. Mein Wunsch, barmherzige Liebe zu schenken, wurde nur noch stärker. Jeder Tag war reich an Emotionen. Besonders schätze ich jene Momente, in denen mein Mann seine Zuneigung zu mir ausdrückte. Jeden Morgen, nachdem er um 5.00 Uhr sein Gebet beendet hatte, rief er mich von einem Münztelefon im Gefängnis an und begrüßte mich mit „Meine geliebte Mutter!“

Jeden zweiten Tag durfte ich ihn im Gefängnis besuchen. Wir fuhren in einem Cabrio dorthin, und wenn es das Wetter erlaubte, ließ ich das Verdeck herunter, sobald wir den letzten Hügel auf dem Gefängnisgelände hinauffuhren. Ob Regen oder Sonnenschein, mein Mann kam immer heraus und wartete auf unsere Ankunft. Mit sehnsüchtigem Herzen lächelte ich strahlend und winkte aus dem Auto. Manchmal sah er erschöpft aus, weil er gerade den Boden gewischt oder das Geschirr gespült hatte. Welche Frau würde sich wohl fühlen, ihren Mann so zu sehen? Aber ich unterdrückte meine Sorgen und umarmte ihn mit einem strahlenden Lächeln. Oft brachte ich unsere zweijährige Tochter Jeong-jin mit, denn er freute sich so sehr, sie zu sehen und zu umarmen.

Wenn unsere kurzen Treffen endeten, verabschiedete uns mein Mann. Während wir den Hügel wieder hinunterfuhren, hatte ich sorgenvolle Tränen in den Augen. Um ihm nicht meine Tränen zu zeigen, schaute ich nur nach vorn und winkte zum Abschied. Ich wusste, dass mein Mann dort draußen stehen bleiben und still winken würde, mit seinen Augen auf mich gerichtet und mit einem Gebet in seinem Herzen, bis wir außer Sichtweite waren.

Während der 13-monatigen Haft von Vater Moon hatte ich mit Gefühlen von Trauer und Ungerechtigkeit zu kämpfen, aber meine Verantwortung, unsere Kirche und die Vorsehung zu leiten, stand an erster Stelle. Ich fühlte mich dafür verantwortlich, unsere Mitglieder auf der ganzen Welt zu inspirieren und gleichzeitig mit meinem Ehemann zusammen eine feste Achse aufrechtzuerhalten, um die sie sich unbeirrbar in ihrem Glaubensleben bewegen könnten. Gott half uns tatsächlich, standhaft zu bleiben. Als mein Mann inhaftiert wurde, lästerten Medien auf der ganzen Welt und sagten zynisch voraus, dass die Vereinigungskirche jetzt verschwinden würde. Einige Journalisten schienen gespannt darauf zu warten, dass dies geschehen würde, in der Hoffnung, froh verkünden zu können: „Wir haben es doch gesagt! Die Vereinigungskirche ist eine leere Schale, die zerbricht wie ein Ei ohne Inhalt; ihre so genannten Gläubigen sind über alle Berge.“

Das geschah jedoch nicht. Ganz im Gegenteil: Die Zahl unserer Mitglieder und Verbündeten nahm zu. Die Menschen verstanden, dass die US-Regierung Vater Moon zur Verbüßung einer ungerechten Strafe ins Gefängnis geschickt hatte wegen des „Verbrechens“, sein Leben der Rettung der Menschheit zu widmen. Im innersten Herzen schätzen alle Menschen Religionsfreiheit.

* * *

Trotz der Inhaftierung von Vater Moon setzten wir unsere weltweite Arbeit für den Frieden fort. Die 13. International Conference on the Unity of the Sciences (ICUS) sollte innerhalb eines Monats nach seiner Inhaftierung stattfinden. Mehr als ein Jahrzehnt lang hatte dieses jährliche Treffen Wissenschaftler aus der ganzen Welt zusammengebracht, um über die Einheit der Wissenschaften unter dem Leitgedanken von absoluten Werten zu diskutieren. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Teilnehmenden mussten wissen, ob die Konferenz stattfinden würde. Kritiker der Konferenz spotteten: „Es dreht sich alles um Rev. Moon. Ohne ihn werden sie es nicht schaffen.“ Doch ich ignorierte ihre Einwände und sagte einfach: „Wir werden die Konferenz auf jeden Fall abhalten“, und die Vorbereitungen gingen weiter.

Am 2. September 1984 führte unsere International Cultural Foundation die 13. ICUS-Konferenz in Washington DC durch. Mehr als 250 Wissenschaftler aus 42 Ländern nahmen daran teil. Ich begrüßte sie, einen nach dem anderen, und stieg aufs Podium, um zuversichtlich und entschlossen die Ansprache des Gründers zu verlesen. Auch wenn der Gründer nicht anwesend war, wurde die Konferenz ein Erfolg. Die Mitarbeiter waren zufrieden und die Wissenschaftler waren dankbar. Jeder konnte sehen, dass diese Bewegung von Gott inspiriert und nicht von einer einzelnen Person abhängig ist.

Die Fortschritte unserer internationalen Konferenzen waren damit aber nicht zu Ende. Im Sommer 1985 sollte die Professors World Peace Academy (PWPA) einen Weltkongress in Europa einberufen. Wiederum hörte ich von den Sorgen der Planer und Teilnehmenden und erklärte ihnen wie zuvor: „Wir werden ihn wie geplant abhalten.“

Die Konferenz fand in Genf in der Schweiz statt. Dr. Morton Kaplan, ein renommierter Politikwissenschaftler an der Universität von Chicago und damals Präsident der PWPA, suchte den Rat meines Mannes bezüglich dieser Konferenz und traf uns zu einer Besprechung in Danbury. Sogar aus dem Gefängnis heraus handelte mein Mann nach den Anweisungen des Himmels, um den Vormarsch des Kommunismus in Nicaragua, vor der Haustür Amerikas, aufzuhalten. Seine Inspiration spornte den amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan an, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Aber während sich dies abspielte, sahen mein Mann und ich, dass die globale Expansion des Kommunismus eine ernste Krise innerhalb seiner eigenen Grenzen verschleierte und dass sein ganzes Kartenhaus bald zusammenbrechen würde. 1970 hatte Vater Moon prophezeit, dass der Weltkommunismus in den späten 1980er Jahren, 70 Jahre nach seiner Gründung, fallen würde.

Und so gab mein Mann diesem Politikwissenschaftler der Universität von Chicago unser Thema für die Konferenz bekannt: „Der Untergang der Sowjetunion.“ Dr. Kaplan, der die globale Realität von außen betrachtete, erhob Einspruch. „Soziologen diskutieren nicht über etwas, das noch nicht geschehen ist.“ Doch Vater Moon sagte gelassen und entschieden: „Der Kommunismus wird untergehen und die Sowjetunion zusammenbrechen. Sie müssen diese Tatsache bei der Zusammenkunft von Gelehrten und Professoren aus der ganzen Welt verkünden.“

Dr. Kaplan zögerte erneut und fragte: „Wie wäre es, wenn wir ‚der mögliche Untergang‘ sagen?“ Vater Moon antwortete: „Nein. Das ist nicht nur eine Möglichkeit. Glauben Sie mir und tun Sie, was ich sage.“

Als Dr. Kaplan mit mir zusammen den Ort der Besprechung verließ, konnte ich sehen, dass sich alles in seinem Kopf drehte. Er war ein weltberühmter Gelehrter und konnte nicht über etwas sprechen, das er als leere Worte ansah, geschweige denn eine Konferenz einberufen, die darauf basierte. Er sagte drei Mal, dass er das Konferenzthema abschwächen wolle. Ich sagte zu Dr. Kaplan, er solle sich keine Sorgen machen und dem Rat meines Mannes folgen. Er suchte immer noch nach einem Ausweg. Mit gewinnendem Blick kam er auf die Idee: „Wäre es nicht möglich, ein weicheres Wort als ‚Untergang‘ zu verwenden?“ Doch ich gab nicht nach. Mein Mann und ich wussten, dass der Kommunismus in der Sowjetunion innerhalb weniger Jahre kollabieren würde.

Vom 13. bis 17. August 1985 fand in Genf der zweite internationale Kongress der Professors World Peace Academy mit dem Titel „Der Untergang des Sowjetreichs: Aussichten für den Übergang in eine postsowjetische Welt“ statt. Hunderte von Universitätsprofessoren diskutierten den Fall des Kommunismus aus allen Blickwinkeln. Sie hörten Vater Moons Prophezeiung, dass „der Kommunismus innerhalb weniger Jahre zusammenbrechen würde“. Sie spitzten die Ohren, da sie niemals von einer solchen Idee geträumt hatten. Sie waren erstaunt, dass wir die Überzeugung hatten, uns gegen konventionelle Erkenntnisse und politische Korrektheit zu stellen. Ihre Nerven waren auch aus einem anderen Grund etwas angespannt. Sie wussten nämlich, dass die sowjetische Botschaft sich direkt gegenüber dem Konferenzort befand.

Einige renommierte Soziologen und Professoren kritisierten unsere Proklamation sogar ziemlich scharf. Aber die Sowjetunion wurde, wie wir vorausgesagt hatten, nur sechs Jahre später aufgelöst. Als dies geschah, erklärten interessanterweise einige dieser Gelehrten, sie hätten den Untergang kommen sehen, wobei nur sehr wenige darauf hinwiesen, dass es Vater und Mutter Moon waren, die als Erste vorausgesagt hatten, was geschehen würde, und die sogar eine Konferenz mit genau diesem Titel einberufen hatten.

* * *

Während seiner unverdienten Haftstrafe beeindruckte mein Mann andere Häftlinge durch sein vorbildliches Verhalten und seinen Fleiß. Zuerst verspotteten ihn die Häftlinge, weil er der Gründer einer ihrer Meinung nach seltsamen neuen Religion aus dem Osten war, und versuchten, Streit mit ihm anzufangen. Er handhabte das alles mit Nachsicht, Wärme und Würde. Wie er mir vorher gesagt hatte, freute er sich darauf zu sehen, wen Gott vorbereitet hatte, ihn dort zu treffen. Gefangene haben natürlich mit Zorn, Ressentiments und Egoismus zu kämpfen, doch er war entschlossen, Danbury zu einem Ort zu machen, an dem Liebe fließen kann.

Die Häftlinge erfuhren bald, dass Rev. Moon sein wöchentliches Taschengeld in der Gefängnisdrogerie ausgab und im Laufe der Woche alles an einsame Gefangene verschenkte. Er hielt am frühen Morgen einen Gebetsgottesdienst ab und andere Gefangene schlossen sich ihm nach und nach an. Einige der Häftlinge betrachteten meinen Mann als einen wahren Lehrer; andere nannten ihn den „Heiligen des Gefängnisses“. Wachen und Gefängnisbeamte waren ebenfalls beeindruckt. Die New York Post veröffentlichte zur Zeit der Freilassung von Vater Moon, am 20. August 1985, eine Karikatur. Sie zeigte, wie sich alle Gefangenen vor Vater Moon verbeugten und ein Gefängnisbeamter zu einem anderen sagte: „Schafft ihn hier raus, bevor er eine Massenhochzeit veranstaltet!“ Mein Mann und ich haben uns darüber sehr amüsiert!

Für mich als seine Frau und die Mutter unserer Kinder war der Gefängnisaufenthalt meines Mannes auch meine Gefangenschaft. Der Danbury-Kurs erschien uns als eine Parallele zum Prozess gegen Jesus vor dem römischen Statthalter Pilatus und zu seiner Bestrafung durch die Kreuzigung. Die Kräfte, die wollten, dass Vater Moon verschwindet, suchten ständig nach einer Gelegenheit, ihn anzugreifen. Das amerikanische FBI verhaftete in den Vereinigten Staaten Agenten der Roten Armee, die vom sowjetischen KGB und von Nordkoreas Kim Il Sung geschickt worden waren, um meinen Mann zu ermorden. Unter den Gefängnisinsassen befanden sich Männer, die den gleichen irrationalen Hass hegten wie diejenigen, die Dr. Pak entführt hatten. Mein Mann lebte mit solchen Männern zusammen und niemand konnte seine Sicherheit garantieren. Es war eine moderne Version von Golgatha, als wäre er mit Dieben zur Linken und zur Rechten am Kreuz.

Trotz solcher Umstände investierten wir unser Leben in die Rettung Amerikas. Obwohl wir schikaniert, angeklagt und inhaftiert wurden, gaben mein Mann und ich niemals auf und werden es auch nie tun, weder auf der Erde noch im Himmel. Völlig vereint mit ihm, wobei seine Gedanken meine Gedanken und meine Gedanken seine Gedanken sind, gebe ich mich ganz, mit Geist und Körper, hin, um für die Erfüllung von Gottes Traum Liebe zu praktizieren. Ich habe diesen anstrengenden Lebensweg stillschweigend als diejenige beschritten, die dazu berufen ist, die Menschheitsfamilie als Mutter des Friedens zusammenzuführen, unseren leidenden Planeten als Mutter des Universums zu heilen und unseren Himmlischen Eltern als eingeborene Tochter Freude zu bringen.

Mein Mann nannte mich einmal eine Hohepriesterin. Er sagte, dass in Gottes Vorsehung bisher die Männer die Hohepriester waren, aber da wir in das Zeitalter der Frau eintreten, müssen Frauen das priesterliche Amt ausüben. Es sind die Frauen, die von unseren Himmlischen Eltern berufen werden, der ganzen Menschheit als Mittlerinnen der vergebenden, reinigenden und heilenden Gnade zu dienen.




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