3.3 Himmlische und irdische Phönixe - Mutter des Friedens - Hak Ja Han Moon - Memoiren

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- Kapitel 3 - Das Hochzeitsmahl des Lammes -



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Himmlische und irdische Phönixe


In den späten 1950er Jahren war es für eine alleinerziehende Mutter nicht leicht. Meine Mutter schaffte es trotzdem, über die Runden zu kommen, indem sie jede Gelegenheitsarbeit annahm, die sich ihr bot. Sie ruhte keinen Augenblick in ihrem hingebungsvollen Gebetsleben und auf diese Weise überwand sie Entbehrungen und Kummer. Eines Tages jedoch verkündete sie ihrer kleinen Familie: „Ich habe bisher bedeutungslos gelebt; ich muss ein wertvolleres Leben führen.“


Sie überließ meine Großmutter mütterlicherseits und mich der Obhut meiner Tante, zog in die Cheongpa-dong-Kirche und widmete sich ganz den kirchlichen Aktivitäten. Sie entschied sich, die niedrigsten Aufgaben zu übernehmen. Manche versuchten, sie davon abzubringen, aber sie machte diese Arbeiten mit einem freudigen und dankbaren Herzen. Sie hatte in Nordkorea ein Glaubensleben geführt, das hingebungsvoller war als das aller anderen, und nun begann sie wieder ganz unten in der Vereinigungsbewegung.

Doch sie überarbeitete sich und ihr Körper wurde zunehmend schwächer, bis sie schwer erkrankte. Frau Oh Yeong-choon, ein Kirchenmitglied, das sie aus der Wiederkunft-im-Mutterleib-Kirche kannte, nahm sie glücklicherweise auf. Sie hatte das gleiche Alter und war wie eine Schwester für sie. Frau Oh fand gegenüber ihrer Wohnung im Stadtteil Noryangjin einen Platz für meine Mutter, die dank ihrer Fürsorge allmählich wieder zu Kräften kam.

Während meiner Zeit als Schülerin der Krankenpflegeschule besuchte ich jeden Sonntag die Cheongpa-dong Kirche. Eines Tages, als meine Mutter mich dort sah, nahm sie mich zur Seite und flüsterte: „Vor ein paar Nächten hatte ich einen Traum, der schwer zu verstehen war.“

„Was hast du geträumt?“, fragte ich.

„Frauen aus der Kirche hatten sich versammelt, sie trugen weiße heilige Gewänder und hielten rosa Blumen in den Händen“, sagte sie. „Dann sah ich dich auf Lehrer Moon zugehen.“ Damals nannten wir Vater Moon „Lehrer“. „Plötzlich donnerte es und Blitze kamen vom Himmel herab und trafen einen bestimmten Punkt. Dort standest du und die anderen Frauen sahen dich alle neidisch an.“ Sie hielt inne und sammelte ihre Gedanken. „Dann wachte ich auf. Ich glaube, es bedeutet, dass etwas geschehen wird, das die Welt erschüttern wird.“

„Das denke ich auch“, antwortete ich. „Ich bin sicher, es ist ein prophetischer Traum, aber ich möchte darüber keine weiteren Vermutungen anstellen.“

Meine Mutter konnte sich nicht vorstellen, dass dieser Traum eine Offenbarung von Gott war, eine Prophezeiung, dass ihre einzige Tochter berufen sein würde, die Wahre Mutter zu werden, die ihr Leben für die Welt geben würde. Aber ich hatte ständig über das Wort „Opfer“ nachgedacht und war entschlossen, ein Leben des Opferns für Gott zu führen. Dieser Traum passte dazu und ich spürte, was er bedeutete.

Im Spätherbst 1959 leitete Vater Moon einen nationalen Missionsworkshop in der Cheongpa-dong-Kirche, an dem ich mit meiner Mutter teilnahm. Ich befand mich auf der einen Seite der überfüllten Kirche und war mit dem Workshop beschäftigt, konnte aber sehen, dass auf der anderen Seite ältere Schwestern in aller Stille mit einer anderen wichtigen Angelegenheit beschäftigt waren. Einige Monate zuvor hatten ältere Großmütter tiefen Glaubens mit den Vorbereitungen für die Hochzeit von Vater Moon begonnen. Sie überlegten, welche unter den Frauen der Kirche von Gott auserwählt sein könnte, seine Braut zu werden. Da ich nur ein Schulmädchen und so viel jünger als Vater Moon war, wurde mein Name nicht erwähnt.

Dann suchte eines Tages eine der Weisen unter den Großmüttern Vater Moon auf, um ihm von ihrem Traum zu erzählen. „Ich sah viele Kranichschwärme vom Himmel herabfliegen“, sagte sie zu ihm, „und obwohl ich immer wieder versuchte, sie wegzuscheuchen, kamen sie und bedeckten Lehrer Moon.“ Vater Moon gab dazu keine Interpretation und so fuhr die ältere Schwester voller Überzeugung fort: „Ich glaube, mein Traum offenbart Gottes Willen, dass der Name deiner Braut das chinesische Zeichen für hak (Kranich) enthalten wird.“

Kurz nachdem ich das gehört hatte, erzählte mir meine Mutter eine weitere Offenbarung, die sie im Gebet empfangen hatte. Ein Phönix flog vom Himmel herab und ein anderer erhob sich von der Erde, um ihm zu begegnen. Der Phönix vom Himmel war Vater Moon. Sie erinnerte sich wieder an ihren Traum, den sie vor Jahren gehabt hatte, als sie nach Daegu ging, um Vater Moon zu treffen: der Traum, in dem sich ein goldenes Drachenpaar in Richtung Seoul verneigte hatte.

Meine Mutter dachte darüber nach, was das alles bedeuten könnte. Dann erhielt sie eines Morgens bei Tagesanbruch eine Botschaft des Himmels. Sie hatte gerade eine kalte Dusche genommen und als sie unser Gelöbnisgebet sprach, kam diese Botschaft: „Der vom Himmel herabsteigende Phönix repräsentiert den Wahren Vater und der von der Erde aufsteigende Phönix repräsentiert die Wahre Mutter.“ Meine Mutter war glücklich über diese Erkenntnis, sie sprach jedoch mit niemandem darüber und nahm still weiter am Workshop teil.

In den Monaten nach meinem 16. Geburtstag wurde ich schnell reifer und man wurde in der Kirche auf mich aufmerksam. Einige Mitglieder fanden, dass ich elegant und gepflegt aussah. Ich hörte jemanden sagen: „Hak Ja ist friedlich und tugendhaft. Sie ist wie ein Kranich und macht ihrem Namen alle Ehre.“ Und eine andere Person sagte: „Sie ist auch sehr höflich und wenn man sie beobachtet, sieht man, dass sie sehr aufmerksam ist und ein klares Urteilsvermögen hat.“ Ich fiel auf, wenn ich mit anderen Mitgliedern der Gemeinde zusammen war. Die Leute sagten, ich besäße eine unbefleckte Reinheit, sei mit Gottes Willen eins und habe durch die Schwierigkeiten, die ich in Nordkorea ertragen musste, die Tugend des Gehorsams angenommen. Wenn ich solche Kommentare hörte, achtete ich sehr darauf, nicht stolz zu werden oder leichtsinnig zu handeln.

Mehr als alles andere suchte Vater Moon nach einer Braut, die ein aufopferungsbereites, hingebungsvolles Herz hatte und für andere leben wollte. Seine Sorge war nicht der familiäre Hintergrund, der wirtschaftliche Status oder das Aussehen. Sie musste vielmehr eine Frau mit absolutem Glauben sein, die die Welt lieben konnte. Sie musste eine Frau sein, die sich vorstellen konnte, die Welt zu retten. Weil er eine solche Frau bisher nicht gefunden hatte, hatte die Hochzeit des Lammes noch nicht stattgefunden. Er wusste noch nicht, dass die himmlische Braut, die zur Mutter des Himmels, der Erde und der Menschheit werden würde, ganz in der Nähe war. Ich hatte den Willen Gottes verstanden, konnte aber nichts sagen. Die Braut zu erkennen, war Vater Moons Aufgabe und Verantwortung.



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