Engel öffnen einen Pfad durch dunklen Wald - Autobiografie - Sun Myung Moon - Mein Leben für den Weltfrieden

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- Kapitel 4 - Beginn unserer weltweiten Mission -



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Engel öffnen einen Pfad durch einen dunklen Wald


Es gibt zwei Dinge, die wir unseren Nachkommen hinterlassen sollten, wenn wir sterben. Das eine ist Tradition und das andere ist Bildung. Ein Volk ohne Tradition hat keinen Bestand. Tradition ist die Seele, die es einem Volk ermöglicht, weiter zu bestehen. Ein Volk ohne Seele kann nicht überleben. Der zweite wichtige Punkt ist Bildung. Ein Volk kann ebenfalls nicht bestehen, wenn es seine Nachkommen nicht bildet. Bildung gibt uns die Kraft, mit neuen Erkenntnissen und Zielsetzungen zu leben. Durch Bildung erwerben die Menschen Weisheit für ihr Leben. Jeder, der nicht lesen kann, wird unwissend bleiben, aber wenn eine Person gebildet ist, wird sie erkennen, wie sie ihre Weisheiten in der Welt benutzen kann, um das eigene Leben zu meistern.


Bildung hilft uns, die Prinzipien zu verstehen, nach denen unsere Welt funktioniert. Um eine neue Zukunft zu erschließen, müssen wir einerseits an unsere Nachkommen die Tradition weitergeben, die uns über Tausende von Jahren überliefert wurde, und andererseits ihnen auch Bildung und Wissen über neue Dinge vermitteln. Wenn Tradition und neues Wissen in angemessener Weise in unserem Leben integriert sind, werden sie eine ursprüngliche Kultur hervorbringen. Tradition und Bildung sind beide wichtig und es ist unmöglich zu sagen, welches von beiden Vorrang hat. Die Weisheit, diese zwei zu integrieren, erhalten wir auch durch Bildung.


Zeitgleich mit der Gründung der Tanzgruppe gründete ich auch die Little Angels School of the Arts (später umbenannt in Seon-hwa Arts School). Der Zweck dieser Schule war es, durch die Kunst unsere Ideale in der Welt zu verbreiten. Die Frage, ob wir überhaupt die Fähigkeit hatten, eine Schule zu führen, war zweitrangig. Zuerst setzte ich meinen Plan in die Tat um. Wenn der Zweck klar und gut ist, sollte man ihn schnell in die Tat umsetzen. Ich wollte Kinder dazu erziehen, den Himmel, ihr Land und die Menschheit zu lieben.

Ich schrieb mein Motto für die Schule als Kalligraphie mit chinesischen Schriftzeichen. Sie bedeuteten: „Liebe den Himmel. Liebe die Menschheit. Liebe das Land.“ Jemand fragte mich damals: „Warum stellst du ‚Liebe das Land’ ans Ende, wenn du sagst, euer Zweck ist, der Welt die einzigartige koreanische Kultur zu zeigen?“ Ich gab ihm folgende Antwort: „Wenn ein Mensch den Himmel und die Menschheit liebt, dann hat er schon sein Land geliebt. Das Land zu lieben, ist damit bereits erfüllt.“

Wenn ein Koreaner es schafft, dass ihn die Welt respektiert, dann hat er schon das Ziel erfüllt, dass die Welt etwas über Korea erfährt. Die Little Angels traten in vielen Ländern auf und zeigten die großartige koreanische Kultur. Doch sie machten niemals irgendwelche nationalistischen Ansprüche für ihr Land geltend. Das Bild von Korea als einem Land mit einer großen Kultur und Tradition wurde tief in die Herzen der Menschen eingepflanzt, die ihre Vorführungen sahen und sich bei ihnen mit großem Applaus bedankten. In diesem Sinne haben die Little Angels mehr dazu beigetragen, Korea der Welt vorzustellen, als irgendein anderer und sie haben dadurch ihre Liebe für ihr Land gezeigt. Es erfüllt mich jedes Mal mit großer Befriedigung, wenn ich die Aufführungen von Su Mi Jo und Young Ok Shin sehe, die, als Absolventen der Seonhwa Arts School, weltberühmte Sängerinnen geworden sind, genauso wie von Julia Moon und Sue Jin Kang, die zu den besten Ballerinen der Welt gehören.

Seit 1965, als die Little Angels ihren ersten Überseeauftritt in den Vereinigten Staaten hatten, haben sie die wunderschöne Tradition Koreas auf der ganzen Welt vorgestellt. Sie wurden von der britischen Königsfamilie eingeladen, um im Beisein von Königin Elisabeth II. aufzutreten. Sie wurden eingeladen, an der 200-Jahr-Feier in den Vereinigten Staaten teilzunehmen. Dort traten sie im John F. Kennedy Center for the Performing Arts auf. Sie gaben eine besondere Vorstellung für den US-Präsidenten Richard Nixon und sie nahmen an dem Festival der Kulturen und darstellenden Künste teil, das Teil der Olympischen Spiele in Seoul war. Die Little Angels sind als kulturelle Friedensbotschafter auf der ganzen Welt bekannt.

Das Folgende geschah, als ich 1990 Moskau besuchte: Am letzten Abend vor meiner Abreise, nachdem ich Präsident Michail Gorbatschow getroffen hatte, gaben die Little Angels eine Vorstellung. Die kleinen Mädchen aus Korea standen im Zentrum von Moskau, dem Mittelpunkt des Kommunismus. Nachdem sie koreanische Tänze in ihren Hanboks vorgeführt hatten, sangen die Little Angels mit ihren wunderschönen Stimmen russische Volkslieder. Es war unmöglich für sie, die Bühne zu verlassen, weil das Publikum immer wieder „Zugabe“ rief. Am Ende hatten sie ihr gesamtes Repertoire an Liedern erschöpft.
Die First Lady Raissa Gorbatschowa saß im Publikum. Südkorea und die Sowjetunion hatten noch keine diplomatischen Beziehungen miteinander und es war sehr ungewöhnlich, dass die Gattin des Präsidenten an einer kulturellen Darbietung eines solchen Landes teilnahm.

Dennoch saß Frau Gorbatschowa in der ersten Reihe und applaudierte begeistert während des ganzen Programms. Nach der Vorführung kam sie hinter die Bühne und überreichte der Tanztruppe Blumen. Sie lobte mehrmals die Großartigkeit der koreanischen Kultur und sagte: „Die Little Angels sind wirklich Engel des Friedens. Ich wusste nicht, dass Südkorea solch eine wunderschöne traditionelle Kultur hat. Während des gesamten Programms hatte ich das Gefühl, als träumte ich einen Traum über meine Kindheit.“ Frau Gorbatschowa umarmte jedes einzelne Mitglied der Gruppe und gab ihnen mit den Worten „Meine kleinen Engel!“ einen Kuss auf die Wange.

1998 besuchten die Little Angels Pyeongyang. Es war dort das erste private, nicht-staatliche kulturelle Austauschprogramm. Sie gaben drei Vorstellungen. Sie tanzten den süßen „Little Groom Dance“ (Tanz des kleinen Bräutigams) und den farbenfrohen „Fan Dance“ (Fächertanz). Die Nordkoreaner, die diese Aufführungen sahen, hatten Tränen in den Augen. Das Bild einer Frau, die hemmungslos schluchzte, wurde vom Objektiv eines Zeitungsreporters eingefangen. Yong Sun Kim, der Vorsitzende des nordkoreanischen Asien-Pazifik-Friedensausschusses, lobte die Little Angels nach ihrem Auftritt und sagte: „Sie haben einen schmalen Pfad durch einen dunklen Wald geöffnet.“

Das war genau das, was die Little Angels gemacht hatten. Sie zeigten zum ersten Mal, dass Koreaner aus dem Norden und dem Süden, die sich seit so langer Zeit voneinander abgewandt hatten, fähig waren, an einem Ort zusammenzukommen und die künstlerischen Darbietungen des anderen anzuschauen. Die Menschen denken oft, dass die Politik die Welt bewegt. Aber das ist nicht der Fall. Es sind Kultur und Kunst, die die Welt bewegen. Es sind Gefühle, nicht der Verstand, die den innersten Teil des menschlichen Herzens beeindrucken. Wenn sich Herzen verändern und fähig sind, neue Dinge zu empfangen, werden sich dadurch Ideologien und gesellschaftliche Ordnungen verändern. Die Little Angels schafften mehr, als nur unsere traditionelle Kultur der Welt zu zeigen. Sie schufen schmale Verbindungswege zwischen Welten, die vollkommen verschieden voneinander waren.

Jedes Mal, wenn ich die Little Angels treffe, sage ich zu ihnen: „Ihr müsst ein wunderbares Herz haben, um wunderschöne Tänze vorzuführen. Ihr müsst ein wunderbares Herz haben, um ein wunderschönes Gesicht zu haben.“ Wahre Schönheit ist eine Schönheit, die von innen kommt. Die Little Angels haben es geschafft, die Herzen der Menschen überall auf der Welt zu bewegen, weil ihre wundervollen Tänze von der Schönheit der koreanischen Tradition und ihrer spirituellen Kultur erfüllt sind. Deshalb ist der Applaus für die Little Angels eigentlich ein Applaus für Koreas traditionelle Kultur.




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