Das letzte Flugzeug nach Amerika - Autobiografie - Sun Myung Moon - Mein Leben für den Weltfrieden

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- Kapitel 4 - Beginn unserer weltweiten Mission -



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Das letzte Flugzeug nach Amerika


Ende 1971 reiste ich wieder in die Vereinigten Staaten. Es gab bestimmte Aufgaben, die dort unbedingt erfüllt werden mussten, aber es war nicht leicht, dort hinzukommen. Ich flog nicht zum ersten Mal in die Vereinigten Staaten, doch diesmal musste ich ungewöhnlich lange auf mein Visum warten. Einige Mitglieder schlugen vor, meinen Abflug zu verschieben, aber das konnte ich nicht. Es war schwer für mich, das den Mitgliedern zu erklären, doch es war wichtig, dass ich Korea an dem festgelegten Tag verließ. Daher entschloss ich mich, zuerst nach Japan zu gehen und dort ein Visum für die USA zu beantragen. Ich hatte es eilig, Korea zu verlassen.


Am Tag meiner Abreise war es sehr kalt, doch es kamen so viele Mitglieder, um mich zu verabschieden, dass sie nicht alle in die Abflughalle passten. Als es Zeit für mich war, durch die Passkontrolle zu gehen, wurde festgestellt, dass in meinem Pass der Stempel des Leiters der Passabteilung des Außenministeriums fehlte. Dieser Stempel war erforderlich als Nachweis, dass die Regierung mir erlaubte, das Land zu verlassen. Dadurch verpasste ich meinen geplanten Flug.


Die Mitglieder, die meinen Abflug vorbereitet hatten, entschuldigten sich vielmals und schlugen vor, dass ich nach Hause zurückkehren und dort warten sollte, bis sie den Abteilungsleiter gefunden hätten und er seinen Stempel in meinen Pass gesetzt hätte. Ich sagte zu ihnen: „Nein, ich warte hier am Flughafen. Macht schnell und holt den Stempel.“

Ich fühlte eine große Dringlichkeit in meinem Herzen. Es war ein Sonntag und der Abteilungsleiter befand sich nicht in seinem Büro. Aber ich konnte es mir nicht leisten, von solchen Dingen abgehalten zu werden. Schließlich fuhren unsere Mitglieder zum Privathaus des Abteilungsleiters und er setzte dort seinen Stempel in meinen Pass. Dadurch schaffte ich es, die letzte Maschine an diesem Tag zu besteigen, die von Korea wegflog. In jener Nacht verkündete die Regierung den nationalen Notstand und verhängte harte Beschränkungen für Auslandsflüge von Privatpersonen. Ich hatte also das letzte Flugzeug bestiegen, das mir die Möglichkeit bot, nach Amerika zu gehen.

Ich beantragte in Japan ein Visum für die USA, aber es wurde nicht genehmigt. Später entdeckte ich, was das Problem gewesen war. Die koreanische Regierung besaß immer noch Aufzeichnungen von der japanischen Kolonialpolizei über meine Inhaftierung kurz vor der Befreiung, weil ich angeblich ein Kommunist war. Die frühen 70er Jahre waren eine Zeit, in der sich der Kommunismus mit grausamen Mitteln ausbreitete. Bis 1975 hatten wir Missionare in 127 Länder geschickt, doch diejenigen von ihnen, die in vier kommunistischen Ländern waren, wurden ausgewiesen. Zu jener Zeit konnte Missionsarbeit in kommunistischen Ländern tödlich enden. Doch ich gab niemals auf und schickte immer wieder Missionare in die Sowjetunion und in andere kommunistische Länder. In der Tschechoslowakei kam unsere erste Missionarin 1968 an.

Um das Jahr 1980 begannen wir, von unserer Missionsarbeit in den kommunistischen Ländern Osteuropas als „Mission Butterfly“ (Schmetterling) zu sprechen. Eine Larve muss eine lange Periode des Leidens erdulden, bevor ihr Flügel wachsen und sie ein Schmetterling wird. Wir fühlten, dass dieser Prozess ähnlich war wie das Leiden unserer Untergrundmissionare, die in kommunistischen Ländern arbeiteten. Es ist ein schwieriger Prozess für einen Schmetterling, aus seinem Kokon herauszukommen, aber wenn er erst einmal Flügel hat, kann er überall hinfliegen, wohin er will. Wir wussten, dass unsere Missionare in gleicher Weise Flügel bekommen und fliegen würden, sobald das Ende des Kommunismus gekommen war.

Die Missionarin Young Oon Kim, die Anfang 1959 in die Vereinigten Staaten ging, bereiste die wichtigsten Universitäten in diesem Land, um Gottes Wort weiterzugeben. Dabei traf sie Peter Koch, einen deutschen Studenten, der an der Universität von Kalifornien in Berkeley studierte. Dieser junge Mann entschloss sich, sein Studium zu unterbrechen, mit dem Schiff nach Rotterdam zu fahren und seine Missionsarbeit in Deutschland zu beginnen. Missionare für die kommunistischen Länder Asiens wurden von Japan aus losgeschickt. Diese Missionare mussten in Gebiete geschickt werden, in denen ihr Leben gefährdet war, aber ich konnte für ihre Abreise nicht einmal einen besonderen Gottesdienst abhalten.

Das schmerzte mich genauso wie das letzte Treffen mit Bong Chun Choi im Kiefernwald hinter dem Gapsa-Tempel, als ich ihn drängen musste, nochmals zu versuchen, sich nach Japan einzuschmuggeln. Eltern, die mit ansehen müssen, wie ihr Kind bestraft wird, würden lieber selber die Bestrafung auf sich nehmen. Ich wäre gerne selbst als Missionar hinausgegangen. Mein Herz war erfüllt mit Tränen, als ich diese Missionare an Orte schicken musste, an denen sie überwacht und möglicherweise wegen ihrer religiösen Aktivitäten hingerichtet würden. Nachdem die Missionare abgereist waren, verbrachte ich die meiste Zeit im Gebet. Ernsthafte Gebete waren das Beste, was ich tun konnte, um ihnen zu helfen und ihr Leben zu beschützen. Missionsarbeit in kommunistischen Ländern war sehr gefährlich. Ein Missionar konnte nie wissen, wann die Kommunistische Partei ihn verhaften würde.

Die Leute, die als Missionare in kommunistische Länder gingen, konnten nicht einmal ihren Eltern sagen, wohin sie gingen. Die Eltern wussten genau, wie gefährlich es war, in solche Länder zu reisen; sie hätten ihren Kindern nie die Erlaubnis gegeben, dort hinzugehen. Günther Wurzer wurde vom KGB entdeckt und abgeschoben. In Rumänien, wo sich die Diktatur von Nicolae Ceausescu auf dem Höhepunkt ihrer Macht befand, wurden unsere Missionare ständig von der Geheimpolizei beobachtet und ihre Telefongespräche abgehört.

Es war, als wenn die Missionare in die Höhle des Löwen gegangen wären. Trotzdem vergrößerte sich die Zahl der Missionare, die in kommunistische Länder gingen.

Dann gab es 1973 in der Tschechoslowakei einen schrecklichen Vorfall. 30 unserer Mitglieder kamen in Untersuchungshaft. Ein Mitglied, Marie Zivna, starb im jungen Alter von 24 Jahren im Gefängnis. Sie war die erste Märtyrerin, die während ihrer Missionsarbeit in einem kommunistischen Land zu Tode kam. Im folgenden Jahr starb eine weitere Person im Gefängnis.

Wenn ich hörte, dass eines unserer Mitglieder im Gefängnis gestorben war, erstarrte mein ganzer Körper. Ich konnte weder sprechen noch essen. Ich konnte nicht einmal beten. Ich saß einige Zeit bewegungslos da und war unfähig, irgendetwas zu tun. Es war so, als wenn mein Körper zu Stein geworden wäre. Wenn diese Menschen mich nicht getroffen oder meine Lehren nicht gehört hätten, dann wären sie niemals in einer kalten, einsamen Gefängniszelle gelandet und wären nicht auf diese Weise gestorben. Als sie starben, litten sie an meiner Stelle. Ich fragte mich: „Ist mein Leben so viel wert, dass es für das ihre eingetauscht werden konnte? Wie kann ich die Verantwortung für die Evangelisierung des kommunistischen Blocks übernehmen, die sie an meiner Stelle trugen?“ Ich war unfähig zu sprechen. Ich wurde erfüllt von Kummer, der nicht enden wollte, als ob ich in tiefes Wasser geworfen worden wäre.

Dann sah ich Marie Zivna in der Form eines gelben Schmetterlings vor mir. Der gelbe Schmetterling, der aus dem tschechischen Gefängnis geflohen war, flatterte mit seinen Flügeln, als ob er mir sagen wollte, ich solle stark sein und aufstehen. Dadurch, dass sie unter Lebensgefahr ihre Missionsaktivitäten durchgeführt hatte, war Marie wahrlich von einer Raupe in einen wunderschönen Schmetterling verwandelt worden.

Missionare, die in solch extremen Situationen arbeiteten, erhielten oftmals Offenbarungen durch Träume und Visionen. Sie waren isoliert und konnten nicht frei mit anderen kommunizieren. Deshalb gab Gott ihnen Offenbarungen, um ihnen den Weg zu zeigen, dem sie folgen sollten. Es geschah oft, dass ein Missionar, der sich kurz zum Schlafen hinlegte, einen Traum hatte, in dem ihm gesagt wurde, er solle sofort aufstehen und woanders hingehen. Er machte alles, was ihm im Traum gesagt wurde, und stellte später fest, dass die Geheimpolizei genau an dem Ort, wo er geschlafen hatte, eine Razzia durchführte. In einem anderen Fall hatte ein Mitglied einen Traum, in dem eine Person, die er nie vorher gesehen hatte, zu ihm kam und genau erklärte, wie er seine Missionsarbeit durchführen sollte. Später, als er mich das erste Mal traf, rief er: „Du bist die Person, die ich in meinem Traum gesehen habe.“

Ich hatte mein Leben und das Leben unserer Mitglieder riskiert, um den Kommunismus zu stürzen und Gottes Königreich zu errichten. Trotzdem wollten die Vereinigten Staaten mir kein Visum geben, weil sie mich verdächtigten, ein Kommunist zu sein! Schließlich erhielt ich in Kanada ein Visum für die Vereinigten Staaten, nachdem wir Unterlagen vorgelegt hatten, die meine Behauptung, ein Antikommunist zu sein, belegten.

Der Grund, warum ich all diese Schwierigkeiten ertrug, um nach Amerika reisen zu können, war, dass ich die dunklen Kräfte bekämpfen wollte, die den moralischen Zerfall Amerikas verursacht haben. Ich verließ Korea, um gegen die Mächte des Bösen zu kämpfen. Zu jener Zeit waren die größten Probleme der Welt-Kommunismus, Drogenkonsum, moralische Dekadenz und Unmoral – wie in einem höllischen Eintopf vermischt. Ich erklärte: „Ich bin als Feuerwehrmann und Arzt nach Amerika gekommen. Wenn ein Haus brennt, muss ein Feuerwehrmann kommen, und wenn jemand krank ist, kommt ein Arzt.“ Ich war wie ein Feuerwehrmann, der nach Amerika gekommen war, um das Feuer der Unmoral zu löschen, und wie ein Arzt, der gekommen war, um Amerika von der Krankheit zu heilen, die dieses Land dazu gebracht hatte, Gott aus den Augen zu verlieren und am Rande des Niedergangs zu stehen.

Amerika war in den frühen 70er Jahren in den Vietnamkrieg verwickelt und viele Aktivisten protestierten dagegen. Es war ein Land, das tief gespalten war. Junge Menschen auf der Suche nach dem Sinn in ihrem Leben experimentierten mit Alkohol, Drogen und freiem Sex. Dabei vernachlässigten sie ihre ewigen Seelen. Etablierte Religionen hätten den jungen Menschen Führung geben sollen, erfüllten aber ihre Aufgabe nicht. Sie konnten ihnen nicht helfen, ihr zielloses Leben aufzugeben und zu einem anständigen Leben zurückzukehren. Die hedonistische, materialistische Kultur zog viele junge Menschen herunter, weil ihre Herzen nirgendwo Frieden finden konnten.

Kurz nachdem ich in den Vereinigten Staaten angekommen war, bereiste ich das Land und sprach über „Die Zukunft des Christentums“ und „Gottes Hoffnung für Amerika“. Vor einem großen Publikum zeigte ich die Schwächen Amerikas in einer Weise auf, wie es sonst niemand tat.

Ich verkündete, dass Amerika auf der Grundlage des puritanischen Geistes gegründet und in nur 200 Jahren zum stärksten Land der Welt geworden war, weil es Gottes grenzenlose Liebe und Seinen Segen erhalten hatte. Ich erinnerte die Zuhörer daran, dass Amerikas Freiheit von Gott gegeben wurde, dass aber Amerika Gott ins Abseits gestellt hat. Ich sagte ihnen: „Amerika besitzt eine große Tradition. Alles, was Sie tun müssen, ist, sie wieder zu beleben.“ Ich ging in die Vereinigten Staaten und wollte dort den amerikanischen Geist wiederbeleben, Amerika vor dem Untergang retten und die Menschen dringend bitten, zu bereuen und zu Gott zurückzukehren.




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