Rede von Michael Herbers,
Präsident des Aktionskomitees zur Umsetzung von Artikel 16 der KSZE

Kundgebung in Berlin gegen das Einreiseverbot für Rev. und Frau Moon, 07.09.2002

 

Ich bin Amerikaner, aber ich bin auch Deutscher. Alle meine Vorfahren sind Deutsche. Vor 155 Jahren kam mein Ur-Ur-Großvater nach Amerika auf der Suche nach wirtschaftlicher Freiheit, politischer Freiheit und vor allem Religionsfreiheit. 155 Jahre später bin ich nach Deutschland zurückgekommen und stelle fest, dass sich die Situation der wirtschaftlichen und politischen Freiheit verbessert hat, nicht aber die der Religionsfreiheit. In dieser Beziehung hat sich anscheinend überhaupt nichts geändert.

Vielleicht sagen Sie jetzt: Aber in Deutschland garantiert doch Artikel 4 des Grundgesetzes das Recht auf Religionsfreiheit. Ja, diese zwei Sätze stehen dort geschrieben. Aber die Wirklichkeit ist anders. So, wie vor 155 Jahren, gibt es in der Bundesrepublik immer noch das Problem der Staatskirche. Sie mögen entgegnen, nein es gibt doch die Trennung von Kirche und Staat nach dem Grundgesetz Artikel 140, welches Artikel 136 und 141 der Weimarer Republik beinhaltet. Wir haben keine Staatskirche! Richtig, diese Artikel gibt es tatsächlich, so wie sie es schon in der Weimarer Verfassung gegeben hat. Aber religiöse Minderheiten wurden schon damals nicht respektiert und werden heute immer noch nicht respektiert.

 Wenn eine Kirche

  • Zugang zu öffentlichen Geldern hat und andere nicht, dann ist das eine Staatskirche.
  • ihre Religion an öffentlichen Schulen unterrichten kann und andere nicht, dann ist das eine Staatskirche.
  • von der Regierung finanziell unterstützt wird für Gebäudesanierung und Gottesdienste und andere nicht, dann ist das eine Staatskirche.
  • ihre Pastoren mit öffentlichen Mitteln auf staatlichen Universitäten ausbilden lässt und andere nicht, dann ist das eine Staatskirche.
  • mit staatlichen Mittel unterstützt wird, um zu beurteilen, ob ein anderer Glaube eine echte Religion ist oder nicht, dann ist das eine Staatskirche.
  • mit Hilfe von Steuergeldern Büros einrichtet und besetzt, die dann eine große Zahl von Büchern mit Falschaussagen drucken, die dann Hotels davon abhalten, öffentliche Räumlichkeiten an religiöse Minderheiten zu vermieten und die Polizei sich weigert, diesen Umstand zu untersuchen, dann ist das eine Staatskirche.
  • bestimmen kann, dass Gelder, die für einen öffentlichen Zweck vorgesehen sind, nicht an Bürger weitergegeben werden, die religiösen Minderheiten angehören, dann ist das eine Staatskirche.
  • Boykotts organisiert und Bürgern ihr Geschäft kaputt macht, nur weil sie Mitglieder von religiösen Minderheiten sind, dann ist das eine Staatskirche.
  • die Macht hat, eine Gruppe von Bürgern als gefährliche und verhasste Minderheit zu diskreditieren, dann ist das eine Staatskirche.
  • ihre Mitglieder in eine parlamentarische Enquete Kommission platzieren kann, die dann unwidersprochen falsche Aussagen über religiöse Minderheiten machen, dann ist das eine Staatskirche.

Politiker mögen sagen: wir haben keine Staatskirche. Aber wenn die Amtskirchen sich wie Staatskirchen benehmen, ihre Gelder wie Staatskirchen erhalten, Privilegien haben wie Staatskirchen, Hass und Vorurteile gegenüber anderen Glaubensgemeinschaften verbreiten wie eine Staatskirche, dann sind sie eine Staatskirche.

 Vor 500 Jahren verkündete Martin Luther, dass alle Menschen eine Gemeinschaft der Gläubigen bilden und die Freiheit haben, die Heilige Schrift eigenständig zu lesen und zu interpretieren. Unglücklicherweise hat Luther all diejenigen scharf angegriffen und beschimpft, die eine andere Interpretation der Bibel hatten und mit ihm nicht einer Meinung waren und sie als Schwärmer bezeichnet. Heute werden religiöse Minderheiten von den Großkirchen angegriffen, weil wir es wagen, mit ihrer Interpretation der Heiligen Schrift nicht überein zu stimmen und bezeichnen uns als gefährliche Sekte.

Im heutigen Deutschland herrscht eine viel zu enge Beziehung zwischen Staat und Kirche, die sich von der Zeit, als mein Ur-Ur-Großvater nach Amerika auswanderte, nur unwesentlich unterscheidet.

Wertvolle Steuergelder werden ausgegeben, um religiöse Vorurteile zu bestärken. (Gelbes Flugblatt des Berliner Senats.) Wertvolle Steuergelder werden ausgegeben, um Hass und Angst zu verbreiten. Aus statistischen Angaben geht hervor, das nur 5% der Bürger der Bundesrepublik Vertreter religiöser Minderheiten persönlich kennt. Aber 80% fürchten sich vor religiösen Minderheiten, und 75% sind sogar der Meinung, religiöse Minderheiten sollten verboten werden.

Diese irrationale und grundlose Angst wird gezielt von den kirchlichen Sektenbeauftragten geschürt. Was für ein enormes Verbrechen ist das am deutschen Volk, wenn man Dialog und den freien Austausch von Ideen unterbindet und stattdessen den Bundesbürgern Angst und Bange macht!

Wer sind diese sogenannten Sektenexperten, deren Dienste die Bundesregierung in Anspruch nimmt? 95% sind Pfarrer und Theologen der Großkirchen. Natürlich sehen diese Leute in anderen Glaubensgemeinschaften nur Gefahren. Sie wollen ihren eigenen Reichtum und ihre Privilegien beschützen.

Deutschland wach auf und erkenne, dass nicht jeder die Wahrheit sagt, der sich als Experte ausgibt. Würden Sie zu Daimler Benz gehen und von dort Informationen über einen BMW einholen? Würden Sie zur SPD gehen, um dort etwas über die guten politischen Konzepte der CDU zu erfahren? Natürlich nicht! Jeder würde nur Negatives über den anderen erzählen. Warum gehen Sie dann zu den Großkirchen, um etwas über andere Glaubensgemeinschaften zu erfahren? Denken Sie darüber nach und stellen Sie ihre eigenen Forschungen an!

Was ist die Arbeitsbeschreibung für die sog. Sektenexperten? „Gefahren ausfindig zu machen und die Öffentlichkeit davor zu warnen.“ Heute gibt es über 4 Millionen Arbeitslose – wenn Sie angestellt werden, um „eine Gefahr“ zu entdecken, was würden Sie dann tun? Würden Sie dann sagen, es gibt keine Gefahr und die Regierung sollte damit aufhören, Sie für Däumchendrehen zu bezahlen? Nein! Sie werden Gefahren finden, und zwar überall! Sie werden den Leuten mit Statistiken Angst machen und alle möglichen Gefahren aufzeigen, so dass Sie ihr hohes Einkommen behalten können.

Viele Nationen haben sich mit den Herausforderungen einer jungen Demokratie auseinander gesetzt – Deutschland ist keine Ausnahme. Die wichtigste Lektion für eine junge Demokratie ist, dass der Staat Vertrauen hat in die Mündigkeit seine Bürger und in die persönlichen Entscheidungen seiner Bürger.                

Amerika hat schon vor 200 Jahren gelernt, dass keiner frei ist, wenn nicht alle frei sind. Wir haben vor 200 Jahren gelernt, dass die Religionsfreiheit die Grundlage für die Menschenrechte ist. Wenn eine Person Gott nicht frei begegnen kann, wie kann er dann politisch und wirtschaftlich frei sein? Wir haben gelernt, dass Gott zu Seinen Kindern spricht auf vielerlei Weise und dass die Menschen frei sein sollten, Gott zu antworten, so wie sie gerufen wurden.

Der Staat hat nicht das Recht zu entscheiden, welche Religion akzeptiert werden soll und welche nicht. Der Staat kann nicht eine Kirche bevorzugen und die Rechte anderer Gläubigen einschränken.

Es wird höchste Zeit, dass Deutschland ins 21. Jahrhundert eintritt und Religionsfreiheit für alle garantiert.

Wenn die deutsche Regierung schon nicht Artikel 4 und 140 ihres Grundgesetzes beachtet, vielleicht beachtet sie wenigstens ihre internationalen Vereinbarungen:

1989 unterzeichnete Deutschland zusammen mit anderen Staaten Europas die KSZE-Vereinbarung in Wien. Artikel 16 dieser Vereinbarung sieht vor, dass die unterzeichnenden Staaten:

eine Atmosphäre gegenseitiger Toleranz und Achtung zwischen Gläubigen verschiedener Gemeinschaften, ebenso wie zwischen Gläubigen und Nichtgläubigen schaffen.

Ganz egal, als was mich die sog. Sektenexperten bezeichnen würden, ob als Gläubigen oder als Nicht-Gläubigen; ich befinde mich in jedem Fall unter dem Schutz dieses Artikels.

Hat diese Regierung eine Atmosphäre von Toleranz und Respekt geschaffen, wie versprochen? Nein, das Gegenteil ist wahr. Es herrscht eine Atmosphäre der Intoleranz und der irrationalen Angst.

Deutschland hat auch zugestimmt:

 Konsultationen mit Vertretern religiöser Bekenntnisse, Institutionen und Organisationen aufzunehmen, um ein besseres Verständnis für die Erfordernisse der Religionsfreiheit zu erreichen.

Tut die Regierung das? Nein! Ich habe Geistliche und Bischöfe von vielen religiösen Minderheiten besucht. Ich kann Ihnen bestätigen, dass die Regierung sich mit keinem einzigen von ihnen beraten hat. Mit wem berät sich dann die Regierung? Natürlich mit den sog. Sektenexperten der Großkirchen. Und wir wissen alle, was die Großkirchen über religiöse Minderheiten sagen.

Wenn die Regierung lediglich ihrem eigenen Grundgesetz und den internationalen Vereinbarungen folgen würde, dann wäre Deutschland ein Modell für Demokratie.

Wir haben und heute hier versammelt, um gegen die Diskriminierung von Rev. Sun Myung Moon und seiner Ehefrau durch Innenminister Schily zu protestieren. Obwohl das Außenministerium der Vereinigten Staaten offiziell gegen die deutsche Haltung Stellung bezogen hat und Rev. Moon als einen Mann des Friedens würdigt in den 30 Jahren seines Lebens in den Vereinigten Staaten; und obwohl es Rev. Moon war, der die Tür nach Nordkorea öffnete und dazu beitrug, dass die Berliner Mauer fiel: obwohl er an der Seite Gorbachevs stand während der dunklen Stunden des versuchten Umsturzes; und obwohl Rev. Moon in der Lage war, unmittelbar nach dem Terrorangriff am 9. September Hunderte von christlichen, jüdischen und islamischen Geistlichen in einer Konferenz zusammen zu bringen, mit dem Ziel, die aufgewühlten Gefühle zu beruhigen und Pläne für die Lösung des Problems zu machen; und obwohl Rev. Moon eine gott-gegebene Lehre vertritt, um den Zerfall der Familie und die moralische Krise zu lösen; und obwohl Rev. Moon zahlreiche Organisationen gegründet hat und unterstützt mit dem Ziel, Dialog und Harmonie zwischen den Rassen und Volksgruppen, den Nationen und den Religionen zu fördern (und all dies sind Probleme, mit denen sich Deutschland auch auseinandersetzen muss und die auch in Deutschland gelöst werden müssen); obwohl all dies bekannt ist, zieht es Innenminister Schily vor, irrationale Ängste zu schüren und religiöse Vorurteile zu fördern.

Es ist an der Zeit, dass Deutschland ein Teil der modernen Welt wird und gleiche Religionsfreiheit allen seinen Bürgern gewährt.

Es ist an der Zeit,

  • dass Deutschland die enge Beziehung zwischen Politik und Großkirchen aufgibt.
  • dass Deutschland aufhört, professionelle Hass- und Angststifter zu beschäftigen.
  • dass Deutschland seinen Bürgern vertraut, den Glauben zu finden, der ihre geistigen Bedürfnisse am besten befriedigt.

In einer demokratischen Nation darf es für religiöse Vorurteile keinen Platz geben. Solange religiöse Vorurteile in der deutschen Gesellschaft eine prominente Rolle spielen, kann man Deutschland nicht als freiheitlichen und demokratischen Staat bezeichnen.

Erlauben wir Gott, Sich in Deutschland so zu bewegen, wie Er es für am besten hält!

Besten Dank!

 


 

Rede von Peter Zöhrer, Menschenrechtsaktivist
Kundgebung in Berlin gegen das Einreiseverbot für Rev. und Frau Moon, 07.09.2002

9 Punkte Appell für religiöse Toleranz & Menschenrechte in Deutschland


In Gesprächen mit Mitgliedern verschiedener Minderheitenreligionen in Deutschland hat FOREF- Forum für Religionsfreiheit folgenden 9 Punkte Appell an die Bundesregierung verfasst:

 

  1. Regierungssanktionen oder -Aktionen dürfen zu keinen Hierarchiebildungen von Religionen führen. Jeder religiöse Glaube hat Anspruch auf den in den Grundrechten verankerten Schutz.  Auch kleine Religionen. Minderheitenschutz ist eine wichtige Säule der Demokratie in unserer zivilisierten Gesellschaft. Mit dem Einreiseverbot gegen das Ehepaar Moon ignoriert die Bundesregierung jedoch nicht nur den Minderheitenschutz. Sie beteiligt sich sogar aktiv an der Diskriminierung einer religiösen Minderheit.

  2. Die Verwendung des diffamierenden Begriffs "Kult" oder "Sekte" durch staatliche Organe ist zu unterlassen und die Begriffe "Religion", "Kleine Religion", "Minderheitenreligion" oder "Neue Religion" zu ersetzen. Warum? Die Bezeichnung „Sekte“ wurde von den modernen Hexenjägern zum neo-inquisitorischen Kampfbegriff hochstilisiert. Der Sektenbegriff wurde nie klar definiert. Trotzdem wird er pauschal zur Stigmatisierung gegen Mitglieder religiöser Minderheiten eingesetzt. Deshalb sollte der Staat diesen Begriff vermeiden.

  3. Verfassungswidrig und gegen die Menschenrechte ist die Einrichtung einer staatlichen Weltanschauung- und  Gesinnungskontrolle ("Glaubenstüv") auf dem Gebiet der geistigen Entfaltung und der Sinnsuche, nämlich die Einrichtung einer Stiftung unter dem Deckmantel des Verbraucherschutzes. Solche Vorschläge sind entschieden abzulehnen. Warum? Kann sich der Staat anmaßen, zu unterscheiden, was eine „gute“ Religion und was eine „böse“ Religion ist? Würde jemand auf die unsinnige Idee kommen, eine große Versicherungsfirma mit der Bewertung von kleinen Versicherungsfirmen zu beauftragen? Oder Coca Cola damit beauftragen ein Gutachten über Pepsi Cola auszustellen?

 

  1. Der Staat ist in Glaubensfragen zur absoluten Neutralität verpflichtet. Vor dem Hintergrund des Grundrechtes auf ungestörte Religionsausübung ist

    a) jegliche staatliche Förderung von privaten oder kirchlichen Informationsstellen, sprich sogenannten "Anti-Sekten-Vereinen", verfassungswidrig.

    b) Daher müssen Angestellte der staatlichen "Sektenstellen" unparteiisch und konfessionell unbefangen sein. Leider sind „Sektenbeauftragte“ in Deutschland weder politisch, noch konfessionell unbefangen. Meistens kommen sie aus dem apologetischen Lagern der Großkirchen und werden mitunter von staatlichen Quellen finanziert. Dadurch machen sich staatliche Behörden für die Stiftung sozialen Unfriedens verantwortlich.

  2. Restriktionen von religiöser Freiheit aufgrund des Argumentes, diese Religion sei eine Gefahr für die öffentliche Ordnung, darf nur bei klaren beweisbaren Fakten angewendet werden, d. h. nur dann, wenn der Staat wirklich einer Gefahr ausgesetzt ist. Im Falle Rev. Moon konnte die Regierung bis dato keine beweisbaren Fakten für eine „Gefährdung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit“ anführen, um das Einreiseverbot zu rechtfertigen. Dadurch erhebt sich der Verdacht, dass die staatliche Behörde in diesem Falle nicht von rechtsstaatlichen Prinzipien, sondern von Willkür geleitet wurde.

    Rev. Frau Moon ist Initiator zahlreicher Friedensinitiativen und Förderer interreligiösen Dialoges. Frau Moon ist die Präsidentin der Internationalen Frauenföderation für Weltfrieden, einer NGO, die von der UNO mit Bratungsstatus akkreditiert ist.

  3. Sofortige Einstellung und Rücknahme der staatlichen "Anti-Sekten-Propaganda" .
    In punkto Religionsfreiheit befindet sich Deutschland (zusammen mit Frankreich, Belgien und Österreich) an der Spitze der europäischen Skala der Menschenrechtsverstöße. Sogar während der letzten fünf Monate wurden in der Bundesrepublik nicht weniger als drei Bücher publiziert, die schockierende Fälle staatlich sanktionierter Diskriminierung religiöser Minderheiten dokumentieren (Infos finden Sie auf www.religionsfreiheit.at). Dr. Schily, in der Vergangenheit haben Sie Terroristen verteidigt. Jetzt verfolgen Sie friedliche Familien nur wegen ihres religiösen Glaubens?
    Warum?

  4. Schaffung einer Kultur der Toleranz und der Menschenrechte (besonders in den Schulen). Einstellung der "Sekten"-Filme und des "Sekten"-Unterrichts in den Schulen und Schulbüchern. Rücknahme der bisher erstellten staatlichen und amtskirchlichen "Informationsschriften" über Minderheitsreligionen. Beendendigung von Antikult-Seminaren für Richter.

  5. Jegliche Veröffentlichung über religiöse Minderheiten seitens staatlicher Stellen darf keine diskriminierenden und diffamierenden Inhalte haben, muss den Tatsachen entsprechen und das Selbstverständnis der Religionsgemeinschaften berücksichtigen.

 

  1. Beendigung der Diskriminierung auf  kommunaler Ebene durch Aussperrung aus öffentlichen Veranstaltungsräumen oder Dialogverweigerung seitens der Behörde. Z.B. sind alle Versuche der Vereinigungskirche mit dem BMI direkten Kontakt aufzunehmen, kläglich gescheitert. Die Antwort war wiederholt: „Dafür ist das Familienministerium zuständig.“ Das Familienministerium sagt jedoch: „es besteht kein Gesprächsbedarf – oder noch kühner: „Wir haben keine Zeit!“ Sie haben richtig gehört: Das zuständige Ministerium fertigt die ihm anvertrauten Gruppen mit dem Argument ab, es bestünde kein Gesprächsbedarf oder man habe keine Zeit. Das ist vom Gesichtspunkt der Demokratie und der Menschenrechte ein Skandal. Meine sehr geehrten Damen und Herren, wenn das nicht staatliche Ausgrenzung einer religiösen Minderheit ist, was ist es dann? Mahatma Gandhi hat einmal gesagt, eine Nation soll danach beurteilt werden, wie sie Ihre Minderheiten behandelt.
    Die Zukunft Deutschlands gehört den Politikern, die den Mut haben, unpopuläre Entscheidungen zu treffen; Politikern, die genug Courage haben, die Menschenrechte den Wählerquoten vorzuziehen. Deshalb heißt das Motto für das neue Millennium: „Menschenrechte statt Wählerquoten“. Herr Innenminister, streichen Sie die Namen der Friedensstifter Rev. & Frau Moon aus der Schengenliste.

 


 

Rede von Paul Frank,
ehem. Richter des Obersten Gerichtshofes in Luxembourg

 

Kundgebung in Berlin gegen das Einreiseverbot für Rev. und Frau Moon, 07.09.2002

 

Die Demonstration und Kundgebung, die wir heute veranstalten, sind historisch für die Vereinigungskirche (VK) und könnte historisch für ganz Europa sein.

Zum ersten Mal setzt nicht nur die deutsche VK, sondern die gesamte Europäische VK in einer Demonstration und Kundgebung öffentlich ein klares Zeichen des Protestes. Er richtet sich gegen die Tatsache, dass in der Bundesrepublik Deutschland , die ein demokratischer Staat ist, seit 1995, d.h. seit 7 Jahren, das SCHENGENer Grenzabkommen von der deutschen Regierung missbraucht und manipuliert wird, um Rev. Sun Myung Moon und seiner Ehefrau Hak Ja Ha Moon, den Gründern der weltweiten VK, die Einreise in Deutschland und in fast alle Länder der Europäischen Union zu verbieten.

Angefangen hat dieser Missbrauch 1995 unter dem damaligen Innenminister Kanther. Nach dem Regierungswechsel wurde dieser Missbrauch unter dem jetzigen Innenminister Schily weitergeführt.

Schlimm und äußerst bedenklich an der ganzen Sache ist die Tatsache, dass Kanter und Schily, sowie alle anderen Politiker die in der Regierung vertreten waren bzw. sind, ganz genau wissen, dass das Schengener Grenzabkommen nicht auf das Ehepaar Moon anwendbar ist, und dass die Großkirchen diesen Missbrauch der deutschen Bundesregierung zumindest dulden.

Es ist wichtig, dass die deutsche Öffentlichkeit von diesem Missbrauch erfährt. Die Bürger der Bundesrepublik müssen ihre Politiker und die Vertreter der Großkirchen in dieser fundamentalen Frage und in Hinblick auf die Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit zur Rede stellen. Es kann und darf nicht sein, dass die grundlegenden Prinzipien einer Demokratie mit den Füßen getreten werden, und dass die deutschen Bürger dies dulden.

Die deutsche VK hat den Missbrauch des Schengener Vertrages seitens der Bundesregierung von Anfang an nicht geduldet und dagegen protestiert. Sie hat den zuständigen Stellen der deutschen Regierung Unterlagen zukommen lassen, die eindeutig beweisen, dass das Ehepaar Moon nicht in das Schengener Grenzabkommen hineinpasst. Dieses Abkommen wurde nämlich prinzipiell abgeschlossen, um kriminellen Personen den Zutritt nach Europa zu verwehren. Leider haben diese Proteste während der letzten 7 Jahre keinen Erfolg gehabt. Die deutsche VK hat auch seit 1995 rechtliche Schritte gegen das Einreiseverbot der deutschen Regierung unternommen und die zuständigen Gerichte mit der Angelegenheit beschäftigt. Leider ist der juristische Weg ein langwieriger und kostspieliger. Dank der Unterstützung der deutschen Mitglieder der VK konnte dieser Weg beschritten werden.

Es ist an der Zeit, die deutsche Öffentlichkeit auf die Tatsache aufmerksam zu machen, dass die Missachtung des fundamentalen Rechtes der religiösen Freiheit, welche von der deutschen Regierung seit vielen Jahren seit vielen Jahren praktiziert wird, zu dem auch die Verbannung von Reverend Moon und seiner Ehefrau gehört, international zum Verlust des Ansehens der Bundesrepublik fuhrt. Man sollte in dieser Hinsicht den Bericht des Jahres 1998 von Dr. Abdulfattah Amor lesen, dem Menschenrechtsexperten der Vereinten Nationen. Auch sollte die deutsche Öffentlichkeit wissen, dass der amerikanische Außenminister Colin Powell eine offizielle "Demarche" an die Bundesrepublik adressiert hat, die darauf abzielt, Bedenken gegen eine Aufhebung des Einreiseverbots der Eheleute Moon zu zerstreuen.

Innenpolitisch gesehen wären die deutschen Wähler gut beraten, die Politiker, denen sie ihre Stimmen bei den bevorstehenden Wahlen geben werden, auf ihre demokratische Gesinnung zu prüfen, indem sie unter anderem fragen, ob ihrer Meinung nach das Einreiseverbot der Bundesregierung für das Ehepaar Moon den Prinzipien eines Rechtstaates entspricht.

Vor vielen Jahren hat die BRD ein sehr gutes Beispiel gegeben, das auch international anerkannt wurde, als sie sich alle erdenkliche Mühe machte, die Baader-Meinhof Terroristen gemäß den Prinzipien eines Rechtstaates zu behandeln. Die Bundesrepublik sollte auch in der Angelegenheit des Ehepaars Moon, das sich im vollkommenen Gegensatz zur Baader-Meinhof Gruppe stets mit wahrer Liebe für eine Kultur des Friedens eingesetzt hat, die Prinzipien der Rechtstaatlichkeit aufrechterhalten und den Vorurteilen Einhalt gebieten.

In diesem Zusammenhang ist es wichtig hervorzuheben, dass die Enquete-Kommission des deutschen Bundestages 1998 nach zweijähriger Arbeit zur Schlussfolgerung gekommen ist, von den neuen religiösen Bewegungen (NRB) gehe keine Gefahr aus. Auch gibt es in Deutschland eine ganze Anzahl von Religionswissenschaftlern, die sich mit der VK auseinandergesetzt haben und sie als genuine Religionsgemeinschaft einschätzen von der keine Gefahr, weder für die Mitglieder, noch für die Öffentlichkeit, ausgeht. Ich erwähne dies, weil die Mitglieder der VK danach streben, der Lehre und dem Beispiel der wahren Liebe und des Respekts der Würde eines jeden Menschen, so wie sie von Rev. Moon und seiner Ehefrau vorgelebt werden, zu folgen. Somit kann von den Gründern der VK keine Gefahr ausgehen. Ihre langjährigen und vielseitigen Tätigkeiten zur Verwirklichung einer Kultur der Brüderlichkeit und der Nächstenliebe beweisen dies mehr als genug.

Ich habe anfangs gesagt, dass die heutige Demonstration historisch ist für die VK und historisch sein könnte für Europa. Für Deutschland und für Europa könnte unsere Demonstration historisch sein im Sinne einer Öffnung gegenüber religiös Andersdenkenden. Deutschland und eine ganze Reihe von Ländern die zu Europa gehören, tun sich äußerst schwer eine neutrale und konstruktive Auseinandersetzung mit neuen religiösen Minderheiten zu führen. Am liebsten würden sie diese Bewegungen ganz offen verbieten. In Realität tun sie es nicht auf eine direkt sichtbare Weise, um nach Außen hin den Schein der Demokratie zu wahren.

Leider sind religiöse Konflikte und Kriege zwischen Katholiken und Protestanten ein fester Bestandteil der europäischen Geschichte. Trotz dieser bitteren Erfahrung der Geschichte tun sich die Menschen in Europa noch immer sehr schwer, sich religiös Andersdenkenden zu öffnen. Im Gegensatz dazu tun sich die Menschen in Amerika in dieser Hinsicht viel leichter.

Im Grunde genommen ist das Einreiseverbot, das die Bundesrepublik gegenüber dem Ehepaar Moon verhängt hat, eine Ausdehnung und Vertiefung der Vorurteile, welche die deutsche Regierung und eine ganze Reihe von Bürgern und Vertretern der Großkirchen gegenüber der VK haben.

Bürger, Politiker und Vertreter der Großkirchen in Deutschland und in Europa müssen endlich begreifen, dass sie sich im Sinne der Prinzipien eines Rechtstaates mit den neuen religiösen Bewegungen auseinandersetzen sollten. Natürlich müssen auch die religiösen Minderheiten diese Prinzipien respektieren. Wenn der Rechtsstaat und der soziale Frieden erhalten werden soll, bleibt uns keine andere Wahl.

Jeder Bürger, jeder Politiker und jeder Vertreter der Großkirchen Deutschlands, sowie jeder Bürger, jeder Politiker und jeder Vertreter der Großkirchen Europas sollte seine Vorurteile gegenüber religiös Andersdenkenden überwinden und mithelfen, eine Kultur des Friedens zu verwirklichen. Die heutige Demonstration und Kundgebung soll einen Anstoß in diese Richtung geben. Wenn dieser Anstoß gelingen sollte, wäre dies historisch. Die Geschichte hat uns gezeigt, dass vorurteilsbeladenen Konflikte mit viel Leid für alle Beteiligten verbunden ist.

Ich hoffe und wünsche, dass wir alle miteinander ein offenes, menschliches und solidarisches Europa aufbauen, in dem sich die Menschen mit gegenseitigem Verständnis begegnen und darnach streben ihrem privaten und öffentlichen Leben die Rechte und Pflichten der Universellen Erklärung der Menschenrechte zugrunde zu legen. Ich hoffe und wünsche auch, dass die Mitglieder der VK Deutschlands und Europas in naher Zukunft die Gründer ihrer Kirche, Rev. Moon und seine Ehefrau, die für sie eine zentrale Bedeutung haben, und gegenüber denen sie die größte Hochachtung empfinden, in Deutschland und in Europa empfangen können.

Vielen Dank.